Quelle: Alexander Killer

Welterbe Salzburger Altstadt

Kirchliche und weltliche Bauten aus vielen Jahrhunderten, an beiden Ufern der Salzach gelegen und von den Stadtbergen umrahmt, bilden das einzigartige Salzburger Welterbe-Ensemble. Seit Dezember 1996, als die UNESCO die historische Altstadt von Salzburg in die Liste der Welterbestätten aufgenommen hat, umfasst die Welterbe-Kernzone 237 Hektar der Stadtfläche, schützend umschlossen von der Pufferzone mit einer Fläche von 467 Hektar. Fast tausend Objekte mit ihrer Historie vom Mittelalter bis heute liegen in diesem Gebiet; rund die Hälfte der Gebäude stehen zugleich unter Denkmalschutz.

Die Verantwortung gegenüber dem baukulturellen Erbe wurde in der Stadt Salzburg bereits in den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts wahrgenommen. Zum einen war es die engagierte Bürgerschaft, zum anderen die Stadtpolitik, die zum Beschluss des Salzburger Altstadterhaltungsgesetzes im Jahr 1967 - dem ersten dieser Art in Österreich - beigetragen haben. Mittlerweile ist der Schutz des Weltkulturerbes auch als Zielbestimmung in der Stadtverfassung gesetzlich verankert. Ebenfalls auf gesetzlicher Basis wurde im Jahr 2017 die Altstadtschutzzone samt den Gründerzeitgebieten dem Kerngebiet der Welterbe-Zone angeglichen.   

Mozartplatz in der Altstadt von Salzburg.
Mozart Denkmal
Mozartplatz mit Welterbe-Gedenkstein und Mozart-Denkmal von Ludwig von Schwanthaler (1842)

Wie wird Welterbe öffentlich sichtbar?

Seit 2013 gibt es einen weisungsfreien Welterbe-Beauftragten in Salzburg. Alexander Würfl und sein Team haben zahlreiche Initiativen und Projekte zur Vermittlung und Reflektion des Salzburger Welterbes ins Leben gerufen:

Tage der offenen Tür mit "Blick hinter die Fassaden" in frisch restaurierten Welterbe-Objekte unter fachkundiger Führung zeigen, dass oft erstaunliche "Geschichten hinter der Geschichte" in den alten Gemäuern stecken. Über die künstlerischen und architektonischen Besonderheiten, die Herausforderungen bei der Restaurierung und über die Menschen, die anno dazumal in diesen Häusern gelebt haben, berichtet auch die begleitende Booklet-Reihe "Welterbe - Bürgerhäuser in Salzburg".

Regelmäßig beteiligt sich Salzburg an den kreativen Wettbewerben der OWHC (Organization of World Heritage Cities), die vor allem junge Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Welterbe animieren.

Und das langfristig angelegte Dialogprojekt "Leben im Welterbe" lädt Bewohner*innen, Wirtschaftstreibende und Initiativen zur Beteiligung an der lebendigen und zukunftsfähigen Gestaltung der Welterbe-Viertel ein.

Booklet Cover Chiemseegasse

Welterbe-Managementplan Salzburg

Eingagstuer von St. Benedikt mit einem Loewen-Tuerklopfer.
St.Peter Türklopfer

Die Praxis des Welterbe-Managements in Salzburg basiert auf drei Säulen:

  1. dem Salzburger Altstadterhaltungsgesetz 1980 sowie den darauf basierenden Schutzzonen I und II,
  2. der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung sowie
  3. dem Altstadterhaltungsfonds.

Möchte ein Staat mit einer Stätte in der Welterbeliste vertreten sein, erfolgt eine Einreichung bei der UNESCO. Beraten von den Experten-NGOs ICOMOS, International Council on Monuments and Sites, und der Internationalen Naturschutzunion IUCN, entscheidet das Welterbekomitee über die Aufnahme.
Für die Kommunikationsaufgabe Welterbe hat die UNESCO „5 C“ als „Strategic Orientations“ entwickelt: credibility, conservation, capacity, communication, communities, darüber hinaus „operational guidlines“ als Richtlinien für den Schutz des Kultur- und Naturerbes.
Neben dem Welterbe-Zentrum in Paris und ICOMOS international sind auf nationaler Ebene folgende Stellen und Behörden für die Verwaltung und den Schutz der österreichischen Welterbestätten zuständig. Als Vertragspartner ist die Republik Österreich gefordert, alle grundlegenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Bundeskanzleramt betreut das Welterbe seitens des Bundes. Die Österreichische UNESCO-Kommission (ÖUK) stellt die nationale Verbindungsstelle der UNESCO in Österreich dar, während ICOMOS Österreich beratend für das heimische Kulturerbe wirkt. Auf regionaler Ebene sind zudem teilweise die einzelnen Kommunen und Länder im Zuge der mittelbaren Bundesverwaltung für die Erhaltung und Verwaltung ihrer jeweiligen Welterbestätte zuständig.

Panoramabild vom Residenzplatz auf der Vogelperspektive.
Residenzplatz

Salzburg historisches Welterbe

Deutschsprachige Version

Salzburg ist ein herausragendes Beispiel für einen kirchlichen Stadtstaat, wie er im Heiligen Römischen Reich von Preußen bis Italien typisch war. Die meisten davon verschwanden als politische und administrative Einheiten im frühen 19. Jahrhundert und beschritten alternative Entwicklungspfade. Kein anderes Beispiel dieses Typus eines politischen Organismus hat so vollständig überdauert und sein städtisches Gefüge sowie einzelne Gebäude in einem so bemerkenswerten Maße erhalten wie Salzburg.
Salzburg ist der Ort, an dem sich die italienische und die deutsche Kultur trafen und der im Austausch zwischen diesen beiden Kulturen eine zentrale Rolle spielte. Das Ergebnis ist eine Barockstadt, die intakt aus der Geschichte hervorgegangen ist und außergewöhnliches materielles Zeugnis einer bestimmten Kultur und Zeit darstellt. Das Zentrum von Salzburg verdankt einen Großteil seines barocken Aussehens den italienischen Architekten Vincenzo Scamozzi und Santino Solari.
Die Salzburger Silhouette – vor einer Kulisse von Bergen – ist geprägt durch zahlreiche Kirchturmspitzen und Kuppeln und wird von der Festung Hohensalzburg dominiert. Hier findet sich eine Reihe von weltlichen wie auch kirchlichen Bauten sehr hoher Qualität aus verschiedenen Epochen – vom späten Mittelalter bis hin zum 20. Jahrhundert. Es gibt eine klare, vor Ort und auf der Karte sichtbare Trennung zwischen dem Gebiet der Fürsterzbischöfe und jenem der Bürger. Ersteres zeichnet sich durch seine monumentalen Gebäude – wie Dom, Residenz, Franziskanerkloster und Abtei St. Peter – und seine offenen Plätze, insbesondere den Domplatz, aus. Die Bürgerhäuser hingegen befinden sich auf kleinen Parzellen und wenden sich engen Gassen zu, während sich die Altstadt in diesem Bereich zu den drei historischen Marktplätzen öffnet. Salzburg weist eine Fülle an Gebäuden aus der Gotik und den darauffolgenden Stilepochen auf, die sich zu einem Stadtbild und Stadtgefüge von großer Individualität und Schönheit verbinden.
Salzburg wird auch eng mit vielen bedeutenden Künstlern und Musikern assoziiert, allen voran Wolfgang Amadeus Mozart.

Kriterien

Salzburg erfüllt drei der insgesamt zehn Kriterien, welch die UNESCO für eine Aufnahme in die Welterbeliste festgelegt hat:

Kriterium II: Salzburg spielte eine zentrale Rolle im Austausch zwischen der italienischen und deutschen Kultur, der zu einer Blütezeit beider Kulturen sowie zu einem lang anhaltenden Austausch zwischen ihnen geführt hat.
Kriterium IV: Salzburg ist ein außerordentlich wichtiges Beispiel für einen europäischen kirchlichen Stadtstaat, der sich durch eine beachtliche Anzahl von herausragenden und sehr gut erhaltenen weltlichen und kirchlichen Bauten verschiedener Epochen auszeichnet, ausgehend vom späten Mittelalter bis hin zum 20. Jahrhundert.
Kriterium VI: Die Verbindung der Stadt Salzburg zu den Künsten ist bemerkenswert, insbesondere zur Musik in der Person von Wolfgang Amadeus Mozart, dem berühmten Sohn dieser Stadt.
Integrität: Das historische Zentrum der Stadt Salzburg beinhaltet alle zentralen Elemente, die einen kirchlichen Stadtstaat definieren. Dieses in sich kohärente Ensemble ist durch die negativen Auswirkungen der neuen Entwicklungen in der Pufferzone und in der Umgebung gefährdet.
Authentizität: Das Zentrum von Salzburg zeichnet sich durch eine sehr gut erhaltene historische Stadtlandschaft und Straßenmuster aus. Vor dem Hintergrund der umliegenden Hügel dominieren die baulichen Denkmale, wie etwa die Kathedrale oder das Kloster Nonnberg, weiterhin die Stadtsilhouette. Die Stadt hat ihre historische Substanz und Struktur bewahrt. Sie ist jedoch gefährdet durch neue Bauten, die sich nicht zur Gänze der Kohärenz ihrer barocken Form anpassen.