Stadt Salzburg fordert Aus für Isar 1 & Co
25 Jahre nach Tschernobyl wird die Menschheit gerade auf grausame Weise an die Gefährlichkeit der Atomenergie erinnert – „mehr denn je gilt es nun, für eine atomfreie Zukunft und eine Wende in der Energiepolitik einzutreten“, sind sich Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden und „plage“-Obmann sowie Anti-Atom-Vorkämpfer Heinz Stockinger einig. Der Salzburger Fokus richtet sich dabei naturgemäß auf die überalterten bayrischen Reaktoren im Nahbereich der Stadt Salzburg, deren Laufzeit über die ursprünglich vorgesehene technische Lebensdauer hinaus verlängert werden sollte. „Es ist sehr zu hoffen, dass der Prozess des Umdenkens in der Politik unseres Nachbarlands, der den Ausstieg aus der Atomenergie angesichts der Ereignisse in Japan nun doch wieder greifbar macht, anhalten wird“, erklärt Bürgermeister Heinz Schaden. Das gestern verkündete „Moratorium“ für die Verlängerung der Laufzeit deutscher Atomkraftwerke und insbesondere von Isar 1 kann daher nur ein erster Schritt sein, dem das Abschalten der betreffenden Reaktoren folgen muss, verlangt Schaden namens der Stadt Salzburg. Notwendig ist daher eine Rückkehr zum Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Vorgängerregierung in Deutschland, der ein Abschalten von Isar 1 im heurigen Jahr vorgesehen hätte. Keinesfalls dürfe das Moratorium als taktisches Instrument zum Zeitgewinn angesichts der innenpolitischen Situation in Deutschland missbraucht werden, fordern Schaden und Stockinger.
Die aktuellen Vorkommnisse in Japan müssten bei der deutschen und insgesamt der europäischen Atomwirtschaft ein Umdenken und Demut vor den nuklearen Gefahren auslösen, verlangt Schaden. „Vor 25 Jahren, nach Tschernobyl, versuchte man uns noch mit dem Hinweis auf die Überlegenheit westlicher AKW-Technologie gegenüber der rückständigen sowjetischen Bauweise und Betriebstechnik zu beruhigen. Dieses Argument ist nun weg: Denn technologisch befinden sich Japan und Deutschland gewiss auf Augenhöhe. Fukushima kann überall sein“, resümiert der Bürgermeister.
Der Salzburger Gemeinderat hat bekanntlich im Herbst 2010 einstimmig seinen Protest gegen die deutschen Pläne zur Laufzeit-Verlängerung ausgedienter AKW´s wie etwa Isar 1 beschlossen. Bürgermeister Schaden hat diesen Protest sowohl an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel als auch an die zuständigen österreichischen Minister Spindelegger und Berlakovich übermittelt. Angesichts der Vorkommnisse in Japan wird die Stadt Salzburg jedenfalls ihre Motorfunktion im Kampf gegen nukleare Gefahren, die sie in den letzten Jahrzehnten etwa gegen Wackersdorf und Temelin innegehabt hat, wieder aufnehmen, schließt Schaden.
Johannes Greifeneder