Franz Sauer

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Domorganist, Professor am Mozarteum

* 11. März 1894 in Bielitz (Österreichisch-Schlesien; heute Bielsko-Biała, Polen)

† 28. Oktober 1962 in Salzburg

Straßenbenennung: Franz-Sauer-Straße, beschlossen am 1. Dezember 1975

Lage: Liefering; vom Forellenweg bis zur Rechten Saalachzeile führend.

 

Der Domorganist und Mozarteumsprofessor Franz Sauer wurde am 11. März 1894 in Bielitz (heute Bielsko-Biała, Polen) im österreichisch-ungarischen Teil Schlesiens als Sohn des Bauerngutsbesitzers Josef Sauer und seiner Ehefrau Maria (geb. Schwope) geboren. Als Kind vom Vater unterrichtet, erlernte Franz Sauer Violine, Klavier und Orgel. Im Anschluss an die Pflichtschule besuchte er die Königliche Präparadie und das Lehrerseminar in Ziegenhals (heute Głuchołazy, Polen). Schon hier war Sauer „der Musiker der Anstalt“, dirigierte den Schulchor und spielte bei Feierlichkeiten die Orgel der Schulaula. Anschließend studierte er an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin (1912–1913) sowie an der Kirchenmusikschule Regensburg (1913–1914).

Nachdem er wenige Monate als Chordirektor und Organist in der Nähe von Breslau engagiert war, bewarb sich Franz Sauer 1914 für die Stelle des Ersten Domorganisten in Salzburg, die ihm im Spätherbst von Erzbischof Dr. Balthasar Kaltner zugesprochen wurde, nach einem Jahr als provisorischer Domorganist erhielt er die Stelle im Dezember 1915 definitiv. Im Studienjahr 1915/16 trat Franz Sauer außerdem als Supplent in das Konservatorium Mozarteum ein, wo er Chorgesang, allgemeine Musiklehre und Orgel unterrichtete. Im kulturellen Leben Salzburgs war Sauer von Beginn seiner Tätigkeit an präsent, so spielte er beispielsweise im April 1915 neben anderen Mozarteumslehrenden bei einem Konzert zugunsten der Liebesgabenstelle des Roten Kreuzes. „Man darf wohl den Leistungen dieses jugendlichen Künstlers auf der Orgel, eines Schülers des Prof. Josef Renner junior der Regensburger Kirchenmusikschule, mit Interesse entgegensehen“, so die „Salzburger Wacht“.

Am 9. Juli 1919 heiratete Sauer Helene Louise Bretterklieber (geb. 14. 6. 1897 Linz), das Paar wurde Eltern zweier Töchter, Ruth (geb. 5. 7. 1920) und Lotte (geb. 25. 5. 1923).

Bei den Salzburger Festspielen wirkte Franz Sauer vom ersten „Jedermann“ an als Organist mit. Mit 1. Juli 1922 wurde der am Konservatorium Mozarteum zuvor als „Ausbildungslehrer“ geführte Sauer zum Lehrer im Vertragsverhältnis bestellt. Im Jahr 1924 veröffentlichte er ein „Handbuch der Orgelliteratur“. Unterrichtsminister Emil Schneider verlieh ihm im Frühjahr 1925 den Berufstitel Professor.

Zu Beginn des Jahres 1920 konstituierte sich unter Leitung von Franz Sauer der Salzburger Männergesangverein, in dem er die Funktion des Chormeisters einnahm. Bereits im Sommer desselben Jahres zählte der Verein rund 60 Mitglieder und hielt seine Probenabende im Gasthaus „Zur goldenen Kanone“ ab, später im „Löwenwirt“. Ab 1921 sollte das Hotel Wolf Dietrich für viele Jahre das Vereinsheim werden. Im Oktober 1927 besuchte Sauer einen Fortbildungskurs für Chordirigenten an der Staatlichen akademischen Hochschule für Musik Berlin.

Franz Sauer war vor allem in Salzburg mit zahllosen Auftritten mit dem Männergesangverein, der Dommusik und dem Domchor sowie bei den Festspielen präsent, in den Sommermonaten wechselte er sich an der Domorgel meist täglich mit Joseph Messner ab und bediente außerdem die Orgel im Großen Saal des Mozarteums. Er spielte auch bei besonderen Anlässen, etwa bei der Trauerfeier für Hermann Bahr im Februar 1934. Franz Sauer absolvierte zudem Konzertreisen, v. a. im deutschsprachigen Raum und nach Italien, wo er 1935 auf Einladung der Stadt Florenz und des italienischen Rundfunks in der Hauptstadt der Toskana sowie in Rom auftrat und auch bei einem Pontifikalamt spielte.

 

Deutschnational und Nähe zum Nationalsozialismus

Franz Sauer war deutschnational orientiert, was sich auch in seiner Beteiligung an einschlägigen Veranstaltungen zeigte. So wirkte er beispielsweise neben dem Männergesangverein Harmonie und dem Deutschen Schulvereinsorchester bei der Gedächtnisfeier für Georg von Schönerer, „dem Erwecker des völkischen Gedankens in der Ostmark“, dem „unerschrockene[n] Streiter wider die Feinde unseres Volkstums“, dem „große[n] Vorkämpfer für Alldeutschland“, im Oktober 1921 mit. Die „völkischen Vereine Salzburgs“ veranstalteten die Feier im Großen Saal des Mozarteums und erlebten laut „Salzburger Volksblatt“ einen „Massenbesuch“. „Alles, was national denkt und fühlt, war gekommen“ und hörte Sauer an der Orgel Max Regers „Trauerode“ intonieren.

Der Männergesangverein brachte auch Stücke zu beliebten deutschnationalen Themen zur Aufführung, so „König Laurins Rosengarten“ von Fritz Volbach im Oktober 1930. Zum Gedenktag für die Sudetendeutschen „Märzgefallenen“ des Jahres 1919, der vom Sudentendeutschen Heimatbund in Salzburg jährlich mit einer Veranstaltung im Mozarteum begangen wurde, trug Sauer ebenso sein Orgelspiel bei wie bei Veranstaltungen wie dem Festakt zur Eröffnung der Bausparer- und Eigenheimtagung, der als deutschnationaler Stützpunkt in Salzburg bekannten Bausparkasse Wüstenrot, oder zum Abschluss einer Philologentagung, deren Schlussredner Dr. Hermann Thiersch „das Zusammengehörigkeitsgefühl Deutschlands und Oesterreichs zum Ausdruck“ brachte. Nun mag er bei einigen dieser Gelegenheiten als „Hausorganist“ zum Zuge gekommen sein, zumindest seine dauerhafte Verbundenheit zu seinen sudetendeutschen Wurzeln ist evident.

Franz Sauer interpretierte seine Rolle als Chormeister des Männergesangvereines selbst als Tätigkeit im Sinne deutschnationaler Ideen und war auch Mitglied im Salzburger Turnverein.  Mit seiner Einstellung war er am Konservatorium Mozarteum kein Einzelfall. Bereits 1920 hatte der Lehrkörper „nichtarische“ Bewerber abgelehnt, die meisten Lehrer waren deutschnational gesinnt. Es dürfte ab den 1930er Jahren auch eine nationalsozialistische Betriebszellenorganisation im Mozarteum gegeben haben, zu der auch Sauer Kontakt hatte. Zum „Führergeburtstag“ 1933 trat Sauer als „Meister an der Orgel“ im Rahmen einer „Weihestunde“ des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ im Festspielhaus auf. Den Abend leiteten Sepp Piffrader und Eva Moschigg, Ansprachen hielten die führenden Männer der Salzburger NSDAP Franz Wintersteiner und Karl Scharizer. Auch das Schulvereinsorchester mit Eugen Müller und der Sängerbund mit Felix Gruber wirkten mit.

 

NS-Zeit

Franz Sauer stellte am 14. Mai 1938 einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP. Dabei gab er an, bereits 1932, also noch vor dem Parteiverbot, Mitglied der NSDAP bei der „Betriebszelle im Mozarteum“ geworden zu sein. Seine Beiträge habe er an Prof. Heinz Scholz und Primus Schwaiger bezahlt. Als konkrete illegale Betätigung gab er an, Propagandamaterial, insbesondere den „Österreichischen Beobachter“, verteilt zu haben. Die Betriebszellenorganisation bestätigte Sauers illegale Mitgliedschaft vom Parteiverbot bis Ende 1936 und Gaukulturwalter Piffrader vermerkte, den Organisten zu Jahresbeginn 1937 in den NS-Kulturbund übernommen zu haben. Kreis- und Gauleitung Salzburg bestätigten Sauers Angaben, er wurde mit der für illegale Mitglieder reservierten Nummer 6.342.291 und dem offiziellen Eintrittsdatum 1. Mai 1938 in die NSDAP aufgenommen.

Für das Ansehen Sauers in der Salzburger NSDAP sprechen zudem seine Ernennung zum kommissarischen Leiter des Mozarteums und seine Berufung zum Landesleiter der Reichsmusikkammer.

 

Kommissarischer Leiter des Konservatoriums Mozarteum

Bereits am 14. März 1938 beauftragte der Landesschulrat Salzburg Franz Sauer mit der kommissarischen Leitung des Konservatoriums Mozarteum, offiziell trat er seine Funktion per 1. April 1938 an, doch Dr. Bernhard Paumgartner musste bereits am 15. März seine Amtsgeschäfte übergeben. Federführend war dabei der Führer des Salzburger NS-Lehrerbundes Karl Springenschmid. „Der Handstreich gegen Paumgartner war natürlich vorbereitet und läßt auf eine Verbindung Sauers zu illegalen NS-Kreisen schließen“, so Karl Wagner. Am 16. März 1938 legte Sauer den Eid auf den „Führer“ ab. Das Unterrichtsministerium legte gegen die Amtsenthebung von Paumgartner Protest ein, da diese nicht in die Kompetenz des Landesschulrates fiel. Zehn Lehrer des Konservatoriums, darunter Franz Sauer, richteten daraufhin am 24. März 1938 einen Brief an den Landesschulrat, in dem sie Paumgartner denunzierten: „Wir stehen am Anfang einer neuen Zeit. Unser Glaube an ein neues Menschtum geht aber nur in Erfüllung, wenn die kommende Aufbauarbeit mit starken Händen gefasst und durchgeführt wird. Es gilt, unser zerrüttetes Musikleben zu allererst von Menschen zu befreien, die mit Eigennutz am Werke waren, und vor lauter Ichsucht für den Kampf um eine grosse Idee, für das Ringen um die neue deutsche Geisteshaltung keine Zeit erübrigen konnten. Hofrat Dr. Paumgartner war während seines Wirkens am Mozarteum (...) nicht imstande, eine breite musikalische Volkskultur als Grundlage für eine lebendige, aktive Musikpflege zu schaffen. (...) Es wäre (...) für die gesamte nationale Bevölkerung Salzburgs nicht vorstellbar, dass Dr. Paumgartner zurückgerufen werden könnte, um im Rahmen einer gesamten kulturellen Erneuerungsbewegung eine Neuordnung unseres musikalischen Gemeinschaftslebens durchzuführen. (...) alle (...) waren sich in den letzten Jahren (...) einig: Er galt als Schädling des Salzburger Musiklebens.“ Die Salzburger Seite setzte sich bei der Absetzung Paumgartners durch, er wurde allerdings nicht entlassen, sondern pensioniert. Als kommissarischem Leiter oblag es Franz Sauer, gemeinsam mit Landesstatthalter Dr. Albert Reitter die Institutionen des Mozarteums nach dem „Führerprinzip“ umzubauen.

Am 30. März 1938 trat Franz Sauer erstmals bei einer „Feierstunde des Konservatoriums“ als kommissarischer Leiter des Mozarteums auf und hielt vor Schüler*innen, Eltern und Gästen eine Ansprache, die im Zeitungsbericht paraphrasiert wurde: „In das Mozarteum ist ein neuer Geist eingezogen. Von ihm muß auch die musizierende Jugend erfüllt sein, denn sie ist Bannerträger der Zukunft und in dieser Zukunft liegt auch das Schicksal eines jeden einzelnen. Die Jugend muß Achtung vor der Persönlichkeit haben. Dazu gehören eigener Wille und eigener Sinn, die aber unterordnend auf das Ganze gerichtet sein müssen. (…) Die Jugend soll sich musikalisch betätigen (…) Hausmusik betreiben! Macht Musik in den deutschen Häusern (…) Jeder muß mithelfen an der Entwicklung des deutschen kulturellen Lebens. Das Führerwort: ‚Wir können uns keinen Wiederaufstieg des deutschen Volkes denken, wenn nicht wiederauferstehen die deutsche Kultur und vor allem die deutsche Kunst!’ gilt auch für die Musik, und der Führer selbst ist ein eifriger Verehrer Richard Wagners und Bruckners. Ihm, der die größte Tat, die Vereinigung Deutschlands mit Österreich vollbracht hat, gelte diese Huldigung und gelte mit einem Sieg-Heil! in dieser Stunde der Dank des Mozarteums.“ Die Ansprache sei „begeistert“ aufgenommen worden, die Feier schloss mit den „beiden Nationalhymnen“, also mit dem „Deutschlandlied“ und dem „Horst-Wessel-Lied“.

Am Vortag der „Volksabstimmung“ wurde im Rundfunk die von Joseph Messner dirigierte „Krönungsmesse“ aus dem Salzburger Dom im Rundfunk übertragen, Franz Sauer bediente die Orgel.

Am 19. April 1938, am Vorabend des „Führergeburtstages“, veranstaltete das Gaukulturamt im Mozarteum einen „Festabend zu Ehren des Führers“ unter Teilnahme der HJ mit einer Ansprache von Albert Reitter und einer Festrede von Eugen Müller. Liedertafel und Männergesangverein sangen „Deutscher Volksruf“. Die Veranstaltung klang mit den „Nationalhymnen“ aus. Um die Veranstaltung machte sich laut dem Rezensenten des „Salzburger Volksblattes“ auch „Pg. Prof. Franz Sauer (Orgel) verdient“, der hier also bereits vor seinem offiziellen Parteieintritt als Mitglied tituliert wurde.

Sauers Ära als kommissarischer Leiter des Mozarteums lief Ende Oktober 1939 aus, der Dirigent Clemens Krauss wurde zum Direktor der nunmehrigen Hochschule, ab 1941 Reichshochschule bestellt. Sauer wirkte weiterhin als Lehrkraft am Mozarteum und auch als Vertrauensperson des Lehrkörpers. Nachdem ihm zunächst eine Leiterzulage gewährt worden war, wurden ihm seine zusätzlich geleisteten Unterrichtsstunden nicht erstattet, da dies mit der Überführung ins Reichsbesoldungsschema nicht mehr vorgesehen war. Im Jänner 1943 wies ihm der Reichstatthalter rückwirkend ab 1. Oktober 1938 eine Planstelle zu, eine formelle Ernennung unterblieb allerdings, was Sauer beeinspruchte. Im August 1943 beantragte daraufhin der geschäftsführende Direktor der Reichshochschule Mozarteum, Eberhard Preussner, beim Reichsstatthalter die formelle Ernennung Sauers zum Studienrat und zum Beamten auf Lebenszeit. Im zu diesem Zweck angelegten Personalfragebogen ergänzte Sauer seine NSDAP-Mitgliedschaftsdaten um den Zusatz „früher illegal“ und gab an, auch Mitglied der NSV und des Luftschutzbundes zu sein sowie seit 1943 zur SA herangezogen worden zu sein. Das Gaupersonalamt hatte „vom politischen Standpunkte aus keine Bedenken“, weshalb der Reichsstatthalter die Ernennung am 5. Jänner 1944 aussprach.

 

Landesleiter der Reichsmusikkammer

Nachweislich spätestens zu Jahresbeginn 1939 war Franz Sauer mit der kommissarischen Leitung der Landesstelle Salzburg der Reichsmusikkammer betraut. In dieser Eigenschaft wirkte er etwa an der Liquidierung des Musikerringes des Landes Salzburg mit, deren Aufgaben nun die Kammer übernahm, deren Landesstelle zu diesem Zeitpunkt noch im Chiemseehof bei der Gauleitung untergebracht war, ab März 1939 befand sich die Dienststelle in der St. Julien-Straße 1, mittlerweile war Franz Sauer „vom Präsidenten der Reichskulturkammer zum ehrenamtlichen Landesleiter der Reichs-Musikkammer für den Gau Salzburg ernannt“ worden.

Die Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer war verpflichtend zur Berufsausübung als Musiker. Für die Aufnahme, die von der Landesstelle administriert wurde, war die Vorlage eines „Ahnenpasses“ bzw. Abstammungsnachweises Voraussetzung. Auch die Prüfungen für Musikerzieher*innen wurden von der Landesleitung abgewickelt. Damit administrierte diese Behörde die Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem kulturellen Leben. Die Reichsmusikkammer war eine Abteilung der Reichskulturkammer. „Angesichts des Kammerzwanges für alle Angehörigen kulturschaffender Berufe und mit Goebbels als ihrem Präsidenten wurde und ist die Reichskulturkammer des Dritten Reiches Synonym für Zensur, kulturelle Bevormundung und Unterdrückung.“

Für Sauer gingen mit der Tätigkeit auch repräsentative Aufgaben einher, wie der Empfang des Dirigenten Hans Pitzner im Vorfeld der Hans-Pfitzner-Tage in Salzburg oder die Begrüßung der Salzburger Privatlehrerschaft zur Hausmusikstunde im Mozarteum.

In beiden Rollen – als Landesleiter und kommissarischer Leiter des Mozarteums – war Sauer anlässlich der Erhebung des Mozarteums zur Reichshochschule 1939 beschäftigt. Nach einem Empfang auf Schloss Leopoldskron wurde im Mozarteum eine Arbeitssitzung der Musikerzieher*innen abgehalten, bei der nach der Begrüßung durch Sauer Präsidialrat Heinz Ihlert über die Tätigkeit der Reichsmusikkammer berichtete, sie diene „der Förderung der deutschen Kultur“. Die Tagung endete „mit Huldigungsworten an den Führer“.

Musiker erhielten von der Kammer „Weisungen“ für ihre Arbeit, beispielsweise im Rahmen der Tagung „Volksmusik im Reichsgau Salzburg“, an der Sauer als Landesleiter teilnahm und die die Musikgruppen auf ihren Einsatz für das Winterhilfswerk vorbereitete. Sauer war auf Vorschlag von Gauverbandsleiter Engelbert Dominik im Jahr 1942 auch Gaufachberater im Reichsverband für Volksmusik des Reichsgaues Salzburg geworden.

 

Liedertafel, Männergesangverein und Hummel-Chor

Der von Franz Sauer geleitete Salzburger Männergesangverein, mit dem er etwa am Festkonzert des Männergesangvereines Gnigl im Juni 1938 teilnahm und mit „dem Motto ‚Ein Volk, ein Reich, ein Führer’ (…) das Podium“ betrat, ging 1939 in der Salzburger Liedertafel auf, was am 1. April 1939 feierlich vollzogen wurde. Sauer wirkte in der vergrößerten Liedertafel als erster Chorführer und erhielt die Ehrenmitgliedschaft. Bei der Feier wurde das Bundeslied von Mozart gesungen, zuvor sprach Ernst Reindel einen Prolog:

„Deutsch sein heißt dem Lied gehören,

Deutsch sein heißt ihm Treue schwören,

Deutsch sein heißt die Tat vollbringen,

Deutsch sein heißt mit vollen Schwingen

Aufwärts streben adlergleich

Für das große Deutsche Reich.“

Durch den Zusammenschluss erstarkte die Liedertafel „zu einem 120 Mitglieder umfassenden Männerchor, der sein Schaffen vermehrt in den Dienst der Partei stellte“. Anlässlich der Vereinigung formulierte Walter Hummel in einem Brief an die Mitglieder der Liedertafel das Ziel, die „Pflichten ihres völkischen und künstlerischen Aufgabenkreises im Dienste des deutschen Liedes“ zu erfüllen. Die Mitglieder seien nun am Werk, „unter Chorführer Professor Franz Sauer, Lob und Preis des deutschen Liedes zu verkünden und ihr Können restlos in den schönsten Dienste des Sängerlebens zu stellen – in den Dienst der Volksgemeinschaft“. Die Liedertafel konnte im Unterschied zu anderen Musikvereinen, die im Nationalsozialismus mit Auflösungen und dgl. konfrontiert waren, ohne Einschränkungen weiter wirken, sie nahm, so eine Stellungnahme des Vereins anlässlich der Beschlagnahmung des Liedertafelheims für die Luftschutzsanitätstruppe im September 1943, „seit 96 Jahren eine stets eindeutig nationale, seit dem letzten Jahrzehnt eine nationalsozialistische Haltung“ ein.

Einen ihrer öffentlichkeitswirksamsten politischen Auftritte hatte die Liedertafel unter Leitung von Franz Sauer bei der von der Hauptstelle Kultur des Kreispropagandaamtes der NSDAP-Kreisleitung Salzburg veranstalteten Salzburger Erstaufführung der Kantate „Das Hohelied der deutschen Arbeit“ am 30. April 1940. Diese fand im Rahmen einer Feierstunde mit allen Gliederungen der Partei und einleitender Ansprache von Gauleiter-Stellvertreter Anton Wintersteiger statt. Die Schlussfuge von Robert Carls Komposition lautet, „Ein Volk und ein Führer, ein ewiges Deutschland, in Herrlichkeit, Amen!“, bei der Aufführung wurde auch der Kinderchor des Mozarteums für die Zwecke der Partei in Dienst genommen. Wenige Tage vor der Aufführung veröffentlichte das „Salzburger Volksblatt“ eine von Franz Sauer verfasste Besprechung des Werkes, er bezeichnete es als „ein eindrucksvolles Werk, das mit seiner echten Empfindung sich die Herzen des Volkes erobern wird“. Otto Kunz rezensierte ebenfalls im „Salzburger Volksblatt“ die Veranstaltung, die Kantate biete „Festmusik im besten Wortsinn, erhebend, ans Gemüt appellierend, als apotheotisches Bekenntnis zum Tag der nationalen Arbeit endigend (…). Am Pult, mit Übersicht die Klangmassen zusammenfassend und zu mächtiger, disziplinierter Wucht steigernd, Professor Franz Sauer. Das Publikum dankte durch stürmischen Beifall.“

Im Herbst 1940 übernahm Sauer auch die Leitung des Frauenchors Hummel, der im Liedertafelheim im Mozarteum probte. Unter seiner Leitung wurde „im Sinne des Kulturprogrammes des Deutschen Sängerbundes und der Reichsmusikkammer“ eine Änderung des Programmes angestrebt, es sollten nun vermehrt zeitgenössische Werke gesungen werden, etwa von Hans Pfitzner. Liedertafel und Frauenchor Hummel hatten gemeinsame Auftritte, zum Beispiel bei der Aufführung von Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ im April 1941. Im Verlauf des Krieges wurden Lazarettbesuche zur Aufgabe der Liedertafel.

Franz Sauer trat zudem ohne die Chöre weiterhin als Organist auf, spielte im Rahmen der Salzburger Hausmusiktage, bei den Salzburger Festspielen und begab sich mitunter auch noch auf Konzertreisen, so gab er 1943 ein Gastspiel in Brünn, dortige Rezensionen wurden von der „Salzburger Zeitung“ wiedergegeben: „In Sauer wurde die bezwingende klassische Schönheit deutscher Orgelkunst offenbar.“

Der Probenbetrieb der Chorvereine wurde bis zur Schließung aller Kulturbetriebe im Herbst 1944 aufrecht erhalten. In einem Brief aus dieser Zeit an die Mitglieder der Liedertafel rief Sauer zur Teilnahme an den Proben im Sinne der Entspannung und freudigen Ablenkung auf. Julia Hinterberger stellt dazu fest, dass er sich dabei zwar vom „NS-Jargon“ verabschiedete, gleichzeitig aber das belastete Liedgut weiter pflegen wollte.

 

Luftschutzbund und Antisemitismus

Franz Sauer war seit 1939 Mitglied im Luftschutzbund und als Luftschutzwart für den Schutzraum im Keller seines Wohnhauses Haunspergstraße 25 verantwortlich, dessen jüdische Besitzer Hilde und Otto Friedmann nach New York emigrieren mussten und das von Dr. Kurt Lundwall „arisiert“ worden war. Im Haus lebten auch der frühere k.k. Generalmajor Josef Leitl und dessen katholisch getaufte jüdische Ehefrau Friedericke (geb. Singer) und deren ledige Tochter Therese. Nach dem Tod des Generalmajors im Jahr 1943 gewährte Sauer den beiden als „Volljüdin“ bzw. „Mischling“ geltenden Frauen immerhin den Zugang zum Luftschutzkeller, weshalb sie ihm 1946 eine Bestätigung über sein Verhalten ausstellten: „Nachdem wir rassisch verfolgt waren, war es, unter anderem nur seiner tadellosen Haltung zu danken, dass wir im Luftschutzkeller weiter verbleiben durften. Er, als Luftschutzwart hatte darüber zu entscheiden, nachdem wir von einer Mietpartei des Hauses besonders angefeindet wurden.“

Zu Weihnachten 1941 offenbarte Franz Sauer in einem Brief an seinen ehemaligen Schüler Johann Baptist Amon, der in der Nähe von Altötting bei einer Bank arbeitete und ihn mit einem Weihnachtspaket versorgt hatte, seine antisemitische Einstellung bzw. seine Empfänglichkeit für die NS-Propaganda. Den Krieg sah er als Konfrontation zwischen „Dekandenz“ und „Neugeburt“, auf der einen Seite „das internationale Judentum“, auf der anderen „der unaufhaltsame Lebenswille aller gesunden, freiheitsliebenden und aufbauwilligen Völker. In dieser Auseinandersetzung darf es keine Kompromisse geben. Die Alternative dieses Weltenkampfes ist unerbittlich. Entweder wir oder der Feind. Einer wird vernichtet werden. Und was man mit uns vorhat, kündigte erst unlängst der teuflische Plan des nordamerikanischen Juden Kaufmann (sic) an, der das ganze deutsche Volk sterilisieren möchte! Erbarmungsloser denn je soll dieses Gesindel aber seine Antwort haben.“ Der von der NS-Propaganda so genannte „Kaufman(n)-Plan“, der auf ein in den USA praktisch unrezipiert gebliebenes Traktat zurückging, war auch in der Salzburger Presse aufgetaucht. Abschließend äußerte Sauer noch seine Hoffnung, dass er wegen seines Alters wohl nicht mehr einrücken müsse. Tatsächlich war er bereits knapp nach Kriegsbeginn von der Salzburger Landesregierung UK-gestellt worden.

 

Entnazifizierung

Auf Grund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP wurde Franz Sauer Ende Juli 1945 als Professor am Mozarteum außer Dienst gestellt. Zuvor und danach trat er regelmäßig als Organist mit dem Salzburger Domchor auf und gab andere Kirchenkonzerte, darunter auch ein vom Sender Rot-Weiß-Rot am 2. September 1945 übertragenes Konzert unter Leitung von Joseph Messner in der Peterskirche.

Im Zuge der Entnazifizierung hatte er sich als Künstler zunächst der von der US-amerikanischen Militärregierung geleiteten Kommission zu stellen, ehe er im Mai 1946 der Registrierung für ehemalige Nationalsozialisten am Magistrat Salzburg nachkam. In seinem Meldeblatt gab er an, er habe der NSDAP ab „Juli 1939“ angehört und eine „rote Karte“ erhalten. Seine Mitgliedsnummer verschwieg er. Gleichzeitig legte Sauer ein Gesuch um Entregistrierung vor. Darin behauptete er, vor dem „Anschluß“ „weder Anwärter noch Mitglied“ der NSDAP gewesen zu sein und rechtfertigte seine Mitgliedschaft mit Existenzsorgen, was angesichts seiner Bestellung zum kommissarischen Leiter des Mozarteums unmittelbar nach der Machtübernahme als Falschbehauptung angesehen werden muss: „Meinen Antrag zur Aufnahme stellte ich erst im Juni oder Juli 1938 aus Existenzgründen, da ich in meiner Stellung als Domorganist gewärtig sein musste, meine Professur am ‚Mozarteum’ zu verlieren. Politisch habe ich mich jedoch nie betätigt, sondern immer nur der Kunst und meinem Beruf gedient. Weder in der Partei noch in einer meiner Gliederungen hatte ich eine Funktion. Ich besass nie ein Parteibuch, hatte lediglich eine rötliche Mitgliedskarte mit dem Ausstellungsdatum Juli 1939.“ Als Beleg für seine angebliche untergeordnete Rolle führte er an, weder zu seinem 50. Geburtstag noch zum Dienstjubiläum am Mozarteum Titel oder Auszeichnungen erhalten zu haben. Seine Funktion als Landesleiter interpretierte er als reine Berufsvertretung, er habe sich „lediglich um die Berufsinteressen der Musiker gekümmert“, wobei er sich „weder politisch betätigt noch (…) jemals eine kulturpolitische Rede gehalten“ habe, was allein schon durch seine Antrittsrede widerlegt ist. Abschließend stellte Sauer die – wegen des unbekannten Aufenthaltsortes des einzigen Zeugen unüberprüfbare – Behauptung auf, er habe beim persönlichen Referenten des Gauleiters, Major Karl Hansel, vorgesprochen, um kurz vor Kriegsende die Beladung der Stadtbrücken mit Sprengstoff zu verhindern.

Zu seiner Unterstützung konnte Sauer auf Bestätigungen über sein Verhalten aus der Salzburger Gesellschaft verweisen. Erzbischof DDDr. Andreas Rohracher bescheinigte ihm, er habe „seine Stellung als Landesleiter der Reichsmusikkammer (…) dazu benützt, um in kluger Weise grösseren Schaden zu verhüten“. Festspiel-Präsident Heinrich Puthon meinte, Sauer habe sich nie im NS-Sinne geäußert, sondern „einigemale das Vorgehen der leitenden Kreise einer abfälligen Kritik unterzogen“. Mozarteumsdirektor Preussner wusste zu berichten, Sauer habe „niemals“ in der Kollegenschaft nationalsozialistisch gewirkt und – möglicherweise in Unkenntnis des gegen Paumgartner gerichteten Briefes aus dem Jahr 1938 – er habe „nicht ein einzigesmal (sic) irgend einen der Lehrer, die nicht zur Partei gehörten und die betont antinationalsozialistisch eingestellt waren, verdächtigt oder angeschwärzt“. Weitere Unbedenklichkeitsbescheinigungen kamen von seiner ehemaligen Schülerin Emmy Buchmann-Lamborg, dem Prokuristen der Landeshypothekenanstalt Alfred Stutz und dem ehemaligen Landeshauptmann-Stellvertreter von Tirol Dr. Franz Gruener, sowie – wie oben schon erwähnt – von seinen Nachbarn.

Im Juni 1947 stand laut Konzept der Registrierungsbehörde I. Instanz fest, dass Franz Sauer wohl als minderbelastet eingestuft werden würde. Rechtskraft erlangte diese Einstufung im November 1947, im Februar 1948 wurde der Landesschulrat davon in Kenntnis gesetzt.

Auf Grund seiner „hervorragenden fachlichen Qualifikation“ wurde Franz Sauer ab Dezember 1947 wieder am Mozarteum als Lehrkraft verwendet, er erhielt dafür als Gehalt Vorschüsse auf zukünftige Bezüge, zuvor hatte er als „enthobene Lehrkraft“, eine „Nichtbeschäftigungsgebühr“ bezogen, kurze Zeit bezog er beides parallel, was die Salzburger Landesregierung allerdings im April 1948 korrigierte. Am 13. September 1948 bewilligte das Ministerkomitee seine vorläufige Wiederverwendung für den Fall, dass er als minderbelastet registriert sei und keine gleichwertigen nichtregistrierungspflichtigen Bewerber zur Verfügung stünden.

Zwei Tage nach der Bewilligung der Wiedereinstellung tauchten Hinweise auf Sauers mögliche illegale NSDAP-Mitgliedschaft auf. Das Bundesministerium für Inneres informierte am 15. September 1948 den Magistrat Salzburg als Registrierungsbehörde I. Instanz über eine mögliche Parteimitgliedschaft ab 1933. Anfang Oktober wurde Sauer zu den Vorwürfen befragt, wobei er angab, seine ursprüngliche Meldung aus dem Jahr 1946 entspreche der Wahrheit, worüber der Magistrat die Bundespolizeidirektion Salzburg informierte. Diese erstattete daraufhin wegen des Verdachts der Falschregistrierung und der Illegalität (§§ 8, 10 Verbotsgesetz) Anzeige gegen Sauer bei der Staatsanwaltschaft beim Oberlandesgericht Linz als Volksgericht. Im Februar 1949 übermittelte das Innenministerium jene Abschrift von Sauers am 14. Mai 1938 unterzeichneten NSDAP-Erfassungsbogen an das Volksgericht Linz und über die Bundespolizeidirektion schließlich auch an den Magistrat Salzburg, aus der die weiter oben ausgeführten Mitgliedschaftsdaten hervorgehen.

Das Volksgericht Linz holte vom Magistrat Salzburg die Registrierungsunterlagen Sauers ein, die Bundespolizeidirektion erstellte einen Erhebungsbericht, wonach Sauer nicht politisch hervorgetreten sei. Sauer legte eine Rechtfertigung vor, in der er im Wesentlichen angab, die im Erfassungsbogen gemachten Eintragungen über eine illegale Betätigung für die NSDAP würden nicht den Tatsachen entsprechen. Zu seiner Verteidigung legte er erneut die aus dem Registrierungsverfahren bekannten Persilscheine vor. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin das Verfahren gegen Franz Sauer ein, wovon Stadtmagistrat und Landesschulrat am 22. Juli 1949 in Kenntnis gesetzt wurden. Franz Sauer konnte von nun an gänzlich unbelastet von der Vergangenheit seine Karriere fortsetzen.

 

Nachkriegszeit

Franz Sauer trat, wie oben angesprochen, bereits kurz nach Kriegsende wieder als Organist auf, vor allem bei Veranstaltungen mit dem Domchor. Seine Rolle als künstlerischer Leiter der Liedertafel konnte er zwar erst am 15. Dezember 1948 wieder aufnehmen und bis Juni 1952 ausüben, doch war er schon zuvor wieder im Verein aktiv. Offiziell nahm die Liedertafel im November 1946 ihre Arbeit unter der Leitung von Mozarteumsdirektor Hermann Schmeidel wieder auf, sie sah sich als „unpolitische Vereinigung“. Im Oktober 1947 beging der Verein seine Hundertjahrfeier mit einer Aufführung von Händels „Messias“ unter Leitung von Schmeidel und mit Sauer an der Orgel. Eine zeitgleich präsentierte Ausstellung zur Geschichte der Liedertafel im Studiengebäude wurde unterschiedlich rezipiert. Während die „Salzburger Nachrichten“ die „sehenswerte“ Schau empfahlen und eine Zusammenfassung der Gründungsgeschichte aus der von Albert Kainz verfassten Festschrift veröffentlichten, kritisierte das „Salzburger Tagblatt“ die Präsentation alter schwarz-rot-goldener Fahnen als „Glanzstücke alter, verstaubter Tradition“ und sah insbesondere das zum Jubiläum herausgegebene Gedenkblatt kritisch, weil darin der „Zusammenbruch 1945“ bedauert werde. „Was für eine völkerversöhnende Rolle der Verein spielen soll, wie unser Herr Bürgermeister in seinem Vorsatz schreibt, bleibt uns unklar. Sollte diese Völkerversöhnung großdeutsch, also im Sinne der alten Fahnen und Traditionen sein, dann wäre sie abzulehnen.“

 

Im August 1954 wurde Sauer am Mozarteum pragmatisiert, 1956 wurde er a.o. Professor, er wirkte bis zu seinem Tod 1962 als Lehrender am Mozarteum, leitete die Abteilung der Theoriefächer. Auch als Domorganist war er bis 1962 aktiv. Bei den Festspielen war er Organist nicht nur der „Jedermann“-Aufführungen, sondern auch zahlreicher Kirchenkonzerte.

Franz Sauer wurde mehrfach ausgezeichnet und geehrt, er war Träger der Großen Silbernen Mozartmedaille und der Michael-Haydn-Medaille in Gold sowie Ehrenchormeister der Salzburger Liedertafel. Er galt „als einer der besten Orgelspieler der künstlerischen Welt“.

Franz Sauer starb am 28. Oktober 1962 in Salzburg.

 

Straßenbenennung

Der Rektor der Hochschule für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“ in Salzburg, Paul Schilhawsky, berief sich in einem Schreiben an das Kulturamt im August 1975 auf eine Aussage von Frau Dr. Elisabeth Gollhammer, wonach „das Kulturamt der Stadt Salzburg an die Bewohner des Thumeggerbezirkes herangetreten“ sei, „Vorschläge für die Benennung des Weges entlang des Donnenberg-Parkes zu erstellen. Da viele Strassen (sic) des äusseren (sic) Nonntales nach bedeutenden Musikern benannt sind, hat Frau Dr. Gollhammer den Vorschlag eines Franz-Sauer-Weges gemacht.“ Diesem schloss sich das Rektorat gerne an und übermittelte „zwei Fotokopien, aus denen die wichtigsten Verdienste und Daten von Professor Franz Sauer“ hervorgingen. Möglicherweise handelte es sich bei dem angesprochenen Weg um die Verkehrsfläche „Thumegger Bezirk“, die diese Bezeichnung aufgrund zahlreicher Einsprüche der Anrainer*innen bis heute trägt. Der Vorschlag Schilhawskys blieb jedoch in Vormerkung.

In zwei Sitzungen des Straßenbenennungsunterausschusses wurden am 18. September und am 7. November 1975 insgesamt 19 Vorschläge besprochen. Die Ergebnisse fasste der Amtsbericht der Kulturabteilung vom 10. November 1975 zusammen. Unter „Vorgang 8“ war vermerkt: „Nordöstlich der Münchner Bundesstraße, kurz vor dem Zollamt Saalbrücke, zweigt eine Straße in ungefähr nördlicher Richtung ab, die dann im rechten Winkel abbiegend in südwestlicher Richtung zur Münchner Bundesstraße zurückführt. Da an diesen drei Straßenstücken mehrere Industriebauten stehen, ist eine Benennung erforderlich geworden. Für das längste Straßenstück (im zuliegenden Plan mit 3 bezeichnet) bietet sich der Flurname ‚Unter der Leiten‘ an. Das im Plan mit 1 bezeichnete Straßenstück wird ‚Eugen-Müller-Straße‘, das im Plan mit 2 bezeichnete Straßenstück ‚Franz-Sauer-Straße‘ benannt.“ Der Kulturausschuss stimmte diesem Vorschlag in seiner Sitzung vom 13. November 1975 einstimmig zu, ebenso der Stadtsenat am 24. November und der Gemeinderat am 1. Dezember 1975 (16 SPÖ, 12 ÖVP, 9 FPÖ).