Max Rieder

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Bildhauer

* 17. Jänner 1909 in Salzburg–Morzg

† 30. November 2000 in Salzburg

Brückenbenennung: Max-Rieder-Brücke, beschlossen am 15. Dezember 2004

Lage: Lehen; in der Verlängerung der Schumacherstraße die Rechte mit der Linken Glanzeile verbindend.

 

Der Bildhauer Max Rieder wurde am 17. Jänner 1909 in Salzburg–Morzg als Sohn des Wäscherei- und Hausbesitzers Simon Rieder (geb. 16. April 1879) und dessen Ehefrau Maria, geb. Boeckl (geb. 19. Mai 1871), geboren und am 24. Jänner in der Pfarrkirche Nonntal auf den Namen Maximus getauft.

Max Rieder absolvierte eine Lehre in einer Holzbildhauerei, ehe er 1930 nach Wien zum Studium an der Kunstgewerbeschule (heute Akademie für Angewandte Kunst) ging, wo er bei Anton Hanak lernte, der ihn auch an die Kunstakademie am Schillerplatz holte.

Max Rieder wurde ein Mitarbeiter von Hanak, der das Emnyet-Denkmal im vor allem von Clemens Holzmeister geplanten Regierungsviertel von Ankara (Türkei) entworfen hatte. Es sollte ein „Denkmal der Freiheit und Kraft für das neue Volk der Türken, das Kemal Atatürk begründen wollte“, sein und zum „weithin sichtbaren, politisch und städtebaulich überzeugenden Symbol werden“, an dem Rieder 1934/35, also bereits nach Hanaks Tod, in Ankara mitarbeitete. Bis zur Vollendung leitete der Bildhauer Josef Thorak die Arbeiten, der das Denkmal, so die Kunstkritikerin und Kuratorin Angelica Bäumer, „leider stark verändert“ hatte.

1936 heiratete Max Rieder Wilhelmine Schweinberger, Anfang November 1936 wurden sie in Salzburg Eltern einer Tochter.

 

NS-Zeit

Beruflich arbeitete Max Rieder auch nach dem Auftrag in Ankara weiter mit Josef Thorak zusammen. 1937 ging der Bildhauer nach München, um in Thoraks Atelier zu arbeiten. Thorak, der ein Naheverhältnis zu Hitler, Speer und anderen NS-Größen pflegte, wurde 1937 an die Akademie für bildende Künste in München berufen und erhielt im selben Jahr vom „Führer“ die Zusage für ein Atelier, dessen riesiger Bau in München-Baldham 1939 fertig gestellt und zur Gänze vom Staat getragen wurde, weshalb es als „Staatsatelier“ bezeichnet wurde. Hier entstanden Thoraks öffentlich beauftragte Monumentalplastiken, es stand ihm jedoch auch für private Aufträge zur Verfügung. Max Rieder war in diesem „Staatsatelier“ einer der Mitarbeiter von Thorak, daneben war er auch im Atelier des Bildhauers Joseph Wackerle in Bayreuth beschäftigt, der an der Münchner Akademie lehrte und als einer von Hitlers Lieblingsbildhauern – seine Objekte schmückten das Teehaus am Obersalzberg und die Reichskanzlei – 1944 auf die so genannte „Gottbegnadeten“-Liste gesetzt wurde.

Max Rieder hatte bereits 1937 in Wien, also in „illegaler“ Zeit, einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP gestellt, der allerdings wegen seiner Übersiedlung nach München nicht bearbeitet wurde, weshalb es zu keiner Mitgliedschaft kam. Offenbar stellte er auch keinen weiteren Beitrittsantrag. Rieder übte auch keinerlei Funktionen in anderen Gliederungen der Partei aus. Ab Mai 1937 war der Bildhauer im Zuständigkeitsbereich der Ortsgruppe München-Freimann in der Jasminstraße 18 ansässig und wurde zwecks Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künstler zum Jahreswechsel 1938/39 einer politischen Beurteilung unterzogen. Der Ortsgruppenleiter bezeichnete Rieder mangels Parteimitgliedschaft als „Vg.“, also „Volksgenosse“ und berichtete neben dem nicht abgeschlossenen Antrag auf Parteimitgliedschaft über das „soziale Verhalten“ des Künstlers, das „verhältnismässig gut“ sei, da er sich an Spendenaktionen beteilige, er „grüßt regelmäßig mit dem Deutschen Gruß, kommt seinem Blockleiter offen und anständig entgegen, beflaggt bei gegebenen Anlässen, besucht ab und zu die Veranstaltungen der Ortsgruppe und macht ganz den Eindruck eines anständigen, der Bewegung innerlich nahestehenden Volksgenossen. Er wird als politisch zuverlässig betrachtet.“

Max Rieder trat als Künstler während der NS-Zeit im Vergleich mit den Meistern, in deren Ateliers er arbeitete, nicht außerordentlich hervor. Er war zwar drei Mal mit Werken bei der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten, jedoch jeweils nur mit einer Plastik, keine davon wurde verkauft. Bei der Großen Deutschen Kunstausstellung 1940 war er mit der Skulptur „Knieende“, einem weiblichen Akt, vertreten. Im Jahr 1943 wurde seine Mutter-mit-Kind Plastik „Vermächtnis“ gezeigt und im Jahr 1944 „Portrait Anton Hanak“, ein Portraitkopf seines Lehrers Anton Hanak.

In Salzburg stellte Max Rieder bis 1944 regelmäßig aus, wobei seine Plastiken eher selten in den Zeitungsrezensionen erwähnt wurden oder nur en passant wie eine nicht näher beschriebene Gipsbüste bei der Jahresschau der Genossenschaft bildender Künstler Salzburgs im Künstlerhaus 1944. Medialen Niederschlag fand hingegen Max Rieders Beteiligung an der von 10. Juni bis 3. September 1944 abgehaltenen Ausstellung „Deutsche Künstler und die SS“ in der Salzburger Residenz. Die Schau, die zuvor schon in Breslau gezeigt und regional ergänzt wurde, unterstand dem SS-Hauptamt und wurde von Gauleiter Gustav Adolf Scheel mit einer „programmatischen Rede über das Wesen der Kunst und ihre Aufgaben im Kriege“ eröffnet, in der er u. a. ausführte, dass „die nationalsozialistische Weltanschauung die Grundlage des künstlerischen Schaffens unserer Zeit zu bilden“ habe. Für die Ausstellung wurden alle Räume der Residenz genutzt, insgesamt wurden 330 Werke gezeigt. Der Kulturschriftleiter der „Salzburger Zeitung“ konnte sohin im ersten Teil seiner Rezension nur den Eingangsbereich abdecken, in dem Max Rieders Beitrag, „die hingekauerte Rundgruppe ‚Mutter und Kind’“ einen prominenten Platz einnahm, sie war mit den zwei Thorak-Plastiken „Hingebung“ und „Springendes Pferd“ zu einem Ensemble gruppiert. Im „Neuen Wiener Tagblatt“ führte Eduard P. Dansky etwas anschaulicher und auch gleich im SS-Sinne interpretierend aus: „Symbolhaft fesseln den Blick Thoraks monumentale Plastik ‚Hingebung’ und links davon sein neubarockes ‚Springendes Pferd’, dem rechts die wunderbar geschlossene Gruppe ‚Mutter und Kind’ des Salzburgers Max Rieder entspricht. Das Geheimnis des schöpferischen Lebens, der Fruchtbarkeit, Jugendkraft und Jugendschönheit, der Treue und Ehre, ist immer wieder gestaltet, der Kampf sowohl als auch das reine Sein in Heimat und Familie“. Rieders Skulptur „Mutter und Kind“, vermutlich dieselbe, die schon bei der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943 mit dem Titel „Vermächtnis“ präsentiert worden war, wurde nach dem Krieg auf dem Gelände des Salzburger Landeskrankenhauses aufgestellt.

 

Entnazifizierung

Zu Max Rieder sind keine Entnazifizierungsakten überliefert, vermutlich war er ja auch nie Mitglied der NSDAP geworden. Er war allerdings als Fürsprecher in das Spruchkammerverfahren gegen Thorak involviert und verfasste „auf Wunsch des Bildhauers eine positive Beurteilung über ihn“. In dieser schrieb er über sein eigenes Verhältnis zur NSDAP, dass er der Partei „nicht angehörte und auch nicht mit ihr sympathisierte“ und „auch“ Thorak habe sich mit ihr „in keiner Weise verbunden“ gefühlt und „allein für sein künstlerisches Schaffen“ gelebt, womit der den Mythos der unpolitischen Kunst bediente.

Bereits 1946 kehrte Rieder nach Salzburg zurück, wo er in einem Atelier im Salzburger Künstlerhaus arbeitete.

In den Salzburger Medien fand er 1948 anlässlich der Weihe einer von ihm geschaffenen religiösen Skulptur, der St. Antoniusstatue für die Stadtpfarrkirche Itzling, erstmals wieder Erwähnung. In der kurzen Vorstellung des Künstlers in der „Salzburger Volkszeitung“ heißt es, Rieder habe sich „nunmehr wieder in Salzburg niedergelassen“. Im Juli 1949 wurde ein prestigeträchtiger öffentlicher Auftrag bekannt, Rieder gestaltete eines der vier Wappen an den Brückenköpfen der wieder für den Verkehr freigegebenen Staatsbrücke, die übrigen stammen von Veva Toncic-Treuberg, Jakob Adlhart und Hans Pacher.

Im Juli 1950 waren Werke Rieders bei einer Ausstellung christlicher Kunst in der Gewerbeschule zu sehen. Ausstellungen führten den Bildhauer auch aus Salzburg heraus, er zeigte seine Werke u. a. in Graz, Berlin, Florenz, Rom, Mainz und München.

Anlässlich der Aufstellung der im Auftrag der Stadt Salzburg entstandenen „Hygieia“-Statue am heutigen Personalwohnhaus der Landeskliniken an der Kreuzung Müllner Hauptstraße/Gaswerkgasse schrieb die „Salzburger Volkszeitung“ im November 1950 über Rieder, er sei eine „Künstlerpersönlichkeit von ebensolcher Geschlossenheit und Klarheit, wie sie seine Werke ausströmen“. Ebenfalls 1950 wurde über der Eingangstür des renovierten Kolpinghauses eine Rieder-Plastik angebracht, sie zeigt den Hl. Josef, den Schutzpatron des Kolpingwerkes, als Werkmeister und Christus als Geselle. Die „Salzburger Volkszeitung“ nahm die Gestaltung wohlwollend auf: „Diese Plastik ist ein Schmuck für die ganze Franz-Josef-Straße“.

Max Rieder gestaltete zahlreiche Skulpturen, die im öffentlichen Raum in Stadt und Land Salzburg zu sehen sind, meist gingen sie aus gewonnenen Wettbewerben hervor. Bäumer sieht einen Grund für die Eignung von Rieders Plastiken für öffentliche Orte darin, dass er „einen sicheren Instinkt für Proportion und Anlaß“ habe, „und so wirken seine Figuren, dort wo sie stehen, als seien sie schon immer dagewesen“. Stilistisch habe sich Rieder dabei „in der vitalen Verbundenheit mit der Tradition“ gezeigt, „aber auch im Bewußtsein, den eigenen Weg und Stil verteidigt zu haben gegen alle modernistischen Strömungen“. Trotz seiner langen Zusammenarbeit mit den beiden, zeigten sich Rieders Arbeiten „weder von Hanak noch von Thorak geprägt“, so Baumgartner.

1967 und 1969 wirkte Max Rieder an der Bildhauerklasse der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg mit, ab 1970 war er dauerhaft Lehrer für Bildhauerei an der Sommerakademie.

Max Rieder wurde mehrfach ausgezeichnet. Im September 1949 erhielt er den 3. Preis für Bildhauerei des Salzburger Kunstvereins, 1953 steigerte er sich zum 2. Preis und 1957, 1968 und 1973 wurde er mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Im Jahr 1975 erhielt er den Großen Preis für Bildhauerei der Salzburger Wirtschaft, am 16. April desselben Jahres wurde ihm der Professorentitel verliehen. Im Jahr 1989 folgte das Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg und 1997 der Karl-Weiser-Preis.

Max Rieder lebte in einem Haus an der Linken Glanzeile. Er starb am 30. November 2000 in Salzburg.

 

Straßenbenennung

Der Gemeinderat der Stadt Salzburg beschloss in seiner Sitzung vom 15. Dezember 2004 einstimmig (19 SPÖ, 11 ÖVP, 6 BL, 4 FPÖ) die Benennung der „Max-Rieder-Brücke“ über die Glan in Verlängerung der Schumacherstraße.