Adolf Altmann

*1879 +1944

Die Errichtung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Salzburg 1911 markierte einen Höhepunkt jüdischen Lebens in Salzburg. Nur drei Jahre später begann der Erste Weltkrieg, in der Zwischenkriegszeit erreichte der Antisemitismus neue Dimensionen und der mit dem "Anschluss" 1938 einsetzende NS-Terror bedeuteten das frühe Ende der jüdischen Gemeinde. Zu Beginn und am Ende dieser Zeitspanne waren zwei Rabbiner besonders prägend für das jüdische Leben in Salzburg – Adolf Altmann und David Margules.

Adolf Altmann war von 1907 bis 1914 sowie im Jahr 1919 Rabbiner der Salzburger Gemeinde und maßgeblich an der Errichtung der eigenständigen IKG Salzburg beteiligt. Zeitgenossen hatten ihn als besonders würde- und ehrenvollen Rabbiner in Erinnerung, der die IKG erfolgreich repräsentierte.

Adolf Altmann wuchs in der Kleinstadt Hunsdorf (damals Ungarn, heute Slowakei) in einem deutschsprachigen und streng religiösen Umfeld auf und wechselte nach seinem Schulabschluss auf die „westlich“ orientierte Landesrabbinerschule in Pressburg.

1903 heiratete er Malwine Weisz, mit der er sechs Kinder hatte. Nach einer Anstellung als Religionslehrer studierte er Geschichte, Philosophie und deutsche Literatur an der Universität Bern in der Schweiz und promovierte 1910. Noch während seiner Studienzeit wurde der damals 28-Jährige Rabbiner der jüdischen Gemeinde von Salzburg. Aus seiner Dissertation ging das Werk „Geschichte der Juden in Stadt und Land Salzburg“ hervor, mit dem er ein bis heute bedeutendes Grundlagenwerk zur Geschichte jüdischen Lebens in Salzburg schuf. Adolf Altmann versuchte in seinem Denken und Handeln seine traditionell-religiöse osteuropäische Erziehung mit der säkularen Kultur des „Westens“ zu verbinden und Brücken zu Andersgläubigen zu bauen.

Wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde er nach Meran berufen. Als überzeugter Monarchist hielt er nicht nur Festreden auf Kaiser Franz Joseph I., sondern meldete sich als Kriegsfreiwilliger für "Gott, Kaiser und Vaterland" und arbeitete von 1916 bis 1918 als Feldrabbiner. Den bereits während des Krieges erstarkenden Antisemitismus versuchte er vergeblich, in Wort und Schrift zu bekämpfen. In seinem Kriegserinnerungsbuch war es ihm wichtig, die Vaterlandsliebe und Tapferkeit der jüdischen Frontsoldaten zu betonen, um dem bereits von ihm befürchteten Antisemitismus nach Kriegsende vorzubeugen.

1919 kam er auf Einladung der IKG Salzburg für kurze Zeit nach Salzburg zurück. Nachdem er 1920 zum Oberrabbiner von Trier berufen wurde, verließ er die Stadt.

1938 flüchtete er gemeinsam mit seiner Frau Malwine Altmann nach Den Haag. Nach der Besetzung der Niederlande durch NS-Truppen wurden beide 1944 nach Theresienstadt und noch im selben Jahr weiter ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet. Auch zwei ihrer fünf Kinder wurden Opfer des NS-Terrors.

1988 wurde in Salzburg eine Straße nach Adolf Altmann benannt, 1990 sein Werk "Geschichte der Juden in Stadt und Land Salzburg" neu herausgegeben. Seit 1988 gibt es im Salzburger Stadtteil Gneis die Dr.-Adolf-Altmann-Straße und seit 2014 erinnert ein Stolperstein an den beliebten Salzburger Rabbiner.

Literaturempfehlung
  • Adolf Altmann: Geschichte der Juden in Stadt und Land Salzburg (zwei Bände, 1913 und 1930 erschienen), Salzburg 1990 (Neuauflage)
  • Daniela Ellmauer / Helga Embacher / Albert Lichtblau (Hg.) Geduldet, Geschmäht und Vertrieben. Salzburger Juden erzählen, Salzburg / Wien 1998.
  • Hanns Haas / Monika Koller, Jüdisches Gemeinschaftsleben in Salzburg. Von der Neuansiedelung bis zum Ersten Weltkrieg, in: Marko M. Feingold (Hg.), Ein ewiges Dennoch. 125 Jahre Juden in Salzburg, Wien / Köln / Weimar 1993, 31-52.
  • Gert Kerschbaumer, Das Rabbinat Adolf Altmann 1907-1914, in: Marko M. Feingold (Hg.), Ein ewiges Dennoch. 125 Jahre Juden in Salzburg, Wien / Köln / Weimar 1993, 73-130.
  • Josefa Nina Lieberman, He came to Cambridge. Rabbi David Samuel Margules, o.O. 1982.
  • Gerald Steinacher, Rabbi Adolf Altmann. Salzburg, Meran, Trier, Auschwitz, in: Thomas Albrich (Hg.), Jüdische Lebensgeschichten aus Tirol. Vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Innsbruck / Wien 2012, 235-260.