David Margules

*1884 +1951
Rabbiner Dr. David S. Margules

Die Errichtung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Salzburg 1911 markierte einen Höhepunkt jüdischen Lebens in Salzburg. Nur drei Jahre später begann der Erste Weltkrieg, in der Zwischenkriegszeit erreichte der Antisemitismus neue Dimensionen und der mit dem „Anschluss“ 1938 einsetzende NS-Terror bedeuteten das frühe Ende der jüdischen Gemeinde. Zu Beginn und am Ende dieser Zeitspanne waren zwei Rabbiner besonders prägend für das jüdische Leben in Salzburg – Adolf Altmann und David Margules.

David Samuel Margules war von 1930 bis zur Vertreibung der jüdischen Gemeinde 1938 Rabbiner in Salzburg. Die Jahre zwischen dem Rabbinat von Adolf Altmann und David Margules waren geprägt von wechselnden Rabbinern und Spannungen innerhalb der IKG vor dem Hintergrund eines stärker werdenden Antisemitismus.

David Margules wuchs 1884 im galizischen Lemberg in einem orthodoxen Umfeld auf. Angetrieben von der Idee einer bürgerlichen Erziehung und Hochkultur zog es ihn schon in jungen Jahren nach Wien, wo er die Ausbildung zum Rabbiner absolvierte und schließlich zum Doktor der Philosophie promovierte. 1920 heiratete er Rosa Zerlinde Leinwand, mit der er zwei Töchter [B.E.7] hatte.

1929 bewarb er sich erfolgreich um das Amt des Rabbiners in Salzburg. Von Beginn seiner Amtszeit an setzte er sich für den Zusammenhalt der Gemeinde ein und konnte durch Kompromisslösungen Spannungen zwischen zionistischen und konservativen Mitgliedern des Kultusrates, die sich zunehmend verschärft hatten, abbauen. Die Mehrheit der Salzburger Juden zeigte sich dem Zionismus gegenüber abgeneigt und verstand sich als loyale Österreicher. Es war vor allem die jüngere Generation, die mit zionistischen Ideen sympathisierte, was vielfach zu familiären Konflikten führte.

Auch David Margules versuchte, jüdische Traditionen und deutsche Kultur in Einklang zu bringen und sprach sich für die Toleranz aller Religionen aus. Bis zur Zerstörung des jüdischen Lebens in Salzburg durch die Nationalsozialisten 1938 kämpfte er darum, die Gemeinde zusammenzuhalten. Der Antisemitismus und die Abwanderung eines Teils der jüngeren Generation, die oft auch der Kleinheit der Gemeinde entfliehen wollte, hatte einen zahlenmäßigen Rückgang zur Folge. Schon nach 1933 wurden keine jüdischen Kinder mehr in Salzburg geboren.

Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde David Margules mit 25 weiteren Salzburger Juden ins KZ Dachau deportiert und schwer gefoltert. Er kam im Dezember wieder frei und konnte gemeinsam mit seiner Frau und den Töchtern Josefa Nina und Gabriele Ella nach England emigrieren. David Margules starb 1951 in Cambridge, Rosa Zerlinde Margules 1992. Die Töchter lebten in den USA. Aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen in der NS-Zeit war es ihnen nie mehr möglich, Salzburg zu besuchen.

Im Jahr 2020 wurde ein Stolperstein für David Margules in Salzburg verlegt.

Literaturempfehlung
  • Daniela Ellmauer / Helga Embacher / Albert Lichtblau (Hg.) Geduldet, Geschmäht und Vertrieben. Salzburger Juden erzählen, Salzburg / Wien 1998.
  • Hanns Haas / Monika Koller, Jüdisches Gemeinschaftsleben in Salzburg. Von der Neuansiedelung bis zum Ersten Weltkrieg, in: Marko M. Feingold (Hg.), Ein ewiges Dennoch. 125 Jahre Juden in Salzburg, Wien / Köln / Weimar 1993, 31-52.
  • Josefa Nina Lieberman, He came to Cambridge. Rabbi David Samuel Margules, o.O. 1982.