18. Jh: vom "gemeinen Markt" zum Alten Markt

Auswirkungen zeigte die Neugestaltung der Stadt durch Wolf Dietrich von Raitenau und seine Nachfolger. Die Stadtbrücke wurde im frühen 17. Jahrhundert flussabwärts verlegt und mündete nun nicht mehr direkt auf den Marktplatz, sondern so wie noch heute auf den Rathausplatz. Den nördlichen Abschluss bildete die ausgebaute Residenz, die Käsgasse als alte Verkehrsroute Richtung St. Peter verschwand. Es entstanden neue Plätze und Straßenführungen, wie die Hofstallgasse, die eine Verkehrsachse Richtung Bürgerspital eröffnete. Durch die Öffnung des Ritzerbogens (1626) wurde der Marktplatz an die neue Ost-West-Verbindung angeschlossen. Durch den Ritzerbogen ging es über den Kollegienplatz und vorbei an den neu erbauten Universitätsgebäuden Richtung Sigmundplatz und durch das in den 1760-iger Jahren geschlagene Neu- oder Sigmundstor in die Riedenburg. Der Verkehr hatte immerhin bis 1953 diese Route zu wählen.

Nun wurde auch der Brunnen in der Platzmitte des Marktplatzes als störend empfunden und so können wir bei Lorenz Hübner 1792 nachlesen, dass viele Salzburger eine Versetzung des Florianibrunnen wünschten und zwar an die Stelle des heutigen Gartenbetriebs des Cafe Fürst. 1801 wollte man vorspringende Dächer der Kaufläden am Markt entfernen lassen und nachdem es am beengten Kranzlmarkt immer wieder zu Unfällen gekommen war, verlegte man den Obstverkauf, um den Weg von der Stadtbrücke bis zum Markt frei von Buden und auch Verkaufsplätzen zu machen.

Es scheinen damals auch Überlegungen bestanden zu haben, nach dem Muster von Viktualienmärkten fixe Marktstände zu errichten. In der Zeit der bayerischen Herrschaft, im Jahr 1814, wurden Pläne für die Neuerrichtung der Markthütten erstellt, die sich im Stadtarchiv erhalten haben. Eine Zeichnung des damaligen Bestandes zeigt einfache Marktstände mit Planendächern, die sich in ihrer Grundform Jahrhunderte nicht änderten.

Welche Feilschaften am Marktplatz erhältlich waren, verrät die Marktordnung des Revolutionsjahres 1848: „Um den Bewohnern von Salzburg den ungestörten Verkauf von Victualien und anderen Marktgegenständen zu sichern“, hatte man die Verkaufsplätze festgelegt. Im Bereich des späteren Alten Marktes waren nun folgende Güter erhältlich: Schmalz, Butter, Fett, Käse, Eier, Obst, Grünzeug, Erdäpfel, Sauerkraut, Rüben, Zwiebel, Knoblauch und Schwämme wurden von den Landleuten an der Ostseite des Marktplatz bis auf die Höhe des Brunnen, in der Milchgasse, am Kranzlmarkt und der beginnenden Getreidegasse verkauft. Gegenüber, der Platz längs des Lechnerhauses und bis zum Metzgerischen Haus war ausschließlich für den Hühner-, Enten- und Gänsemarkt bestimmt, doch durften nur so viele Marktfahrer Waren anbieten, dass nicht die Fußgeher im Vorübergehen behindert wurden.

Den Viktualienhändlern mit Schmalz, Butter und Eiern sowie auch den Breihändlern wurde der Winkel zwischen dem Residenz- und Mautgebäude zugewiesen Hier waren auch Viktualien auf Wägen anzubieten. Größere Quantitäten an Eiern, Obst und Erdäpfeln hatten die Landleute am Platz hinter dem Brunnen bis zum Eingang in die Brotgasse zu verkaufen. Die Zugänge zu den Häusern, insbesondere zur Hofapotheke, waren frei zu halten.

Die Landleute konnten ihre Waren täglich von Tagesanbruch (im Winter) bzw. ab 6 Uhr früh an den angewiesenen Plätzen sowohl vormittags als auch nachmittags verkaufen, an Sonn- und Feiertagen war nur während der Andachtsstunden geschlossen. Es gab also damals einen Sieben-Tages-Markt! Fremden und Händlern war der Kauf untersagt, denn der Markt diente der Eigenversorgung der Bewohner.

Der eingehobene Marktpfennig, auch Standl- oder Platzgeld unterschied sehr genau zwischen großen und kleinen Körben und Schaffen, Kracksen, Steigen und Karren, Ständen und Standplätzen sowie einspännigen und zwei- oder mehrspännigen Wagen. Lieferanten, die die Waren mit Wägen auf den Markt brachten, hatten für die Wägen fixe Standorte und sie mussten die Bespannung sofort in Gasthäusern versorgen.

Der Milchverkauf erfolgte direkt in den Gassen und daher mit kleineren Handwagen bzw. Wagen, die von Hunden gezogen wurden. Leo von Elliot (1816–1890) hat bei seinem Holzschnitt „Aufgang zum Kapuzinerberg“ eine derartige Händlerin mit Wagen und Zughund festgehalten. Aber auch im 20. Jahrhundert war dies noch üblich, wie ein Foto aus der Kaigasse in der Sammlung Josef Kettenhuemer zeigt.

Ein Stich von Georg Pezolt hat den Marktplatz um 1850 noch in seiner alten Funktion, mit einer Hütte am Eck zur Residenz, festgehalten. Sieben Jahre später endete die Funktion als Hauptmarkt. Der ehemalige Marktplatz wurde 1886 in „Ludwig Viktor-Platz“ umbenannt und erhielt im Jahr 1927 auf Initiative des Hofapothekers Mag. pharm. Franz Willvonseder den Namen „Alter Markt“.

Schwarz-Weiss Fotografie des Alten Marktes mit dem Florianibrunnen zwischen den Häuserreihen und im Vordergrund die Strassenbahn im Jahre 1910.
Alter Markt 1910