Quelle: Salzburg AG

Stadtwerk Lehen

Energiesparende Bauweise & Innovative Solarenergienutzung im urbanen Raum

Das Stadtwerk Lehen wurde auf der Fläche des ehemaligen Energieversorgers (ca. 20 ha) entwickelt: 287 geförderte Mietwohnungen, ein Studentenheim mit 97 Betten, ein 5 gruppiger Kindergarten, die neue Stadtgalerie, sowie Räume in der Sockelzone für Geschäfte, Gemeinschaftsräume und soziale Stellen (Hilfswerk).

Dabei wurde ein Konzept gesucht, bei dem energiesparende Bauweise und ein hoher Input an Sonnenenergie in wirtschaftlicher und nachhaltiger Weise in einem fernwärmeversorgten Gebiet umgesetzt werden kann.
Ergebnis ist ein europaweit beachtetes Beispiel für nachhaltige Stadtteilentwicklung mit neutraler CO2-Bilanz.

Ansprechpartner:
Inge Straßl, SIR  
Mail: inge.strassl@salzburg.gv.at 
Tel. +43 (0)662 623455-37
Projektleitung (PL) und -Partner:
Stadt Salzburg, SAG, gswb, Heimat Österreich, SIR, STZ Steinbeis Transferzentrum Energie-Gebäude und Solartechnik, Transparadiso ZT KG, Wien. Arch. DI Bernd Vlay, Wien. Architekt Mag arch Di Thomas Forsthuber und Architekt DI Christoph Scheithauer, Salzburg. Arch. DI Dietmar Feichtinger
Projektlaufzeit:
2008 - 2013
Förderungen:
Concerto Green Solar Cities

Projektziele

  • Umnutzung einer Gewerbebrache mit vorhandener Infrastruktur
  • Hohe Bebauungsdichte bei gleichzeitiger hohen urbanen Wohnqualität
  • Niedrigstenergiebauweise mit kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung –  Reduzierung des Gesamtenergiebedarf und Senkung der notwendigen Vorlauftemperatur
  • Optimierte thermische Groß-Solaranlage, einem Mehrtages-Pufferspeicher und einer Solarwärmepumpe.

Es wurden schon früh gemeinsame Ziele aller Beteiligten (Stadtgemeinde, gswb, HÖ, Salzburg AG und SIR) definiert und in einer Qualitätsvereinbarung niedergeschrieben. Diese war schon Basis des Architektenwettbewerbes und wurde später anhand des konkreten Entwurfs detaillierter fortgeschrieben. Das Projekt ist das Kernprojekt des Salzburger Beitrages zum EU Projekt „Green Solar Cities“ im Concerto Programm.

Die Wärme wird von gesamt 2.047m² (Bruttokollektorfläche) thermischen Kollektoren  auf den Dächern in den zentralen 200.000 Liter Puffer gespeichert. Hier nutzt eine integrierte Solarwärmepumpe die Temperaturdifferenz im Puffer und kühlt den unteren Bereich zusätzlich ab. In einer detaillierten Simulation wurde das System optimiert und die ökologischen Auswirkungen von verschiedenen Variante geprüft: Die integrierte Wärmepumpe erhöht den Ertrag der Solaranlage um ca.15%. Sie arbeitet umso effektiver je niedriger die Rücklauftemperatur aus dem Mikronetz ist.
Eine zusätzliche 20,16 kWp PV Anlage am Dach liefert Strom für Allgemeinanlagen (Lüftung, Wärmepumpe, Tiefgaragenbeleuchtung), weitere 30 kWp wurden von der Salzburg AG im näheren Umfeld installiert.

Vom Puffer aus erfolgt die Wärmeverteilung an die Nutzer. In jeder Wohnung ist eine Übergabestation, in der lokal nach Bedarf das häusliche Warmwasser erzeugt wird (hygienisch beste Lösung) und exakt der Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser gezählt wird. Seit November 2011 versorgt dieses Mikronetz 287 Wohnungen, Kindergarten, Studentenheim und die Sockelzone im Stadtwerk Lehen, seit Oktober 2012 die thermisch sanierten Häuser der Strubergassensiedlung im Westen und seit Sommer 2013 den Competenzpark am südlichen Stadtwerke Areal.
Eine LED-Visualisierung am Pufferspeicher informiert alle Passanten, wie viel thermische Energie und wie viel Strom aktuell von der Sonne produziert wird und wie viel Anteil am Bedarf in den letzten 24 Stunden geliefert wurde.

Projektpartner

Energieversorger:
Salzburg AG,
Bayerhamerstraße 16, 5020 Salzburg (Betreiber Fernwärme und Großsolaranlage)

Bauträger:  
gswb gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft mbH.
Ignaz Harrer Straße 84, 5020 Salzburg (Errichtung Wohnbauteile A – F, Kindergarten)
HÖ–Heimat Österreich, gemeinnütz. Wohnungs- und Siedlungsges.mbH.
Plainstraße 55, 5020 Salzburg (Errichter Wohnbauteil G – J, Studentenheim)

Architekten: 
Transparadiso ZT KG (Barbara Holub, Paul Rajakovics), Wien / Arch. DI. Bernd Vlay, Wien /  Arch. DI. Christoph Scheithauer, Salzburg / Arch. DI Dietmar Feichtinger, Wien

Externe Berater: 
SIR – Salzburger Institut für Raumordnung& Wohnen – Koordination EU-Projekt, Leitung begleitende Forschung und Dokumentation
STZ – Steinbeis Transferzentrum Energie-Gebäude und Solartechnik (D-Stuttgart) – Projektierung, Simulation und Monitoring Solaranlage.

Konkrete klimarelevanten Auswirkungen und Erfolge

Durch die Niedrigenergiebauweise der Gebäude konnte der Gesamtenergiebedarf um ca. 30% auf ca. 1.523.000 kWh/a gegenüber dem üblichen Baustandard gesenkt werden. 
Durch die optimierte Großsolaranlage kann der Anteil der erneuerbaren Energie im Versorgungsgebiet des Mikronetzes von ca. 50% auf 65% erhöht werden.
Im Stadtwerk Lehen kann so 68% der Primärenergie und 76% CO2 gegenüber einer herkömmlichen ölbeheizten Wohnanlage eingespart werden.  Im Weiteren wird das Mikronetz noch auf den Kompetenzpark im Süden und einen Teil der zu sanierenden Althäuser im Westen ausgedehnt. Dadurch sinkt zwar der solare Deckungsgrad für das Stadtwerk etwas, der tatsächliche Ertrag der Solaranlage kann aber weiter gesteigert werden.

Evaluation und Monitoring

Das Energiemonitoring hat mit Übergabe im November 2011 gestartet. Beim Monitoring wird spezieller Wert auf die Information der Bewohner gelegt. So wurde das Stadtwerk Lehen als Testgebiet für Smart Meters ausgewählt und interessierte Bewohner erhalten laufend online Informationen zum Energieverbrauch. Eine laufende Begleitung und Information der Bewohner soll der Nutzerverhalten  und die Zufriedenheit der Bewohner positiv beeinflussen.
Der Solarertrag ist höher als berechnet, die Wärmepumpe steigert den Ertrag tatsächlich um mehr als 15%, der Energieverbrauch ist aber höher als berechnet (höhere Raumtemperaturen..). Zusätzlich findet durch das begleitende Monitoring und die Visualisierung am Puffer auch eine Bewusstseinsbildung bei den Bewohnern und Passanten statt.