Schmidt: Großsanierung Rathaus um 3,6 Mio € gestartet
Mit der umfassenden Sanierung des Rathauses im Herzen der Altstadt startet die Stadt Salzburg ihr nächstes Großvorhaben. „Wir investieren hier 3,6 Millionen Euro, kurbeln damit die Wirtschaft weiter an und schlagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe“, sagt Baustadträtin Claudia Schmidt bei einem Mediengespräch am Freitag, 18. März 2011.
„Das ganze Gebäude wird barrierefrei umgebaut und mit einem Hoflift ausgestattet“, so Schmidt. „Ein neues Durchhaus vom Rudolfskai zum Kranzlmarkt entsteht, mit gläsern überdachtem Innenhof. Die Polizei erhält 650 m2 neue, attraktive Räumlichkeiten im ersten und zweiten Stock. Im Erdgeschoß bleibt mehr Raum für lokale Wirtschaftstreibende. Wir holen uns Geld durch Fassadenwerbung zurück. Und schaffen es überdies, das Ganze in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz und der Altstadterhaltungskommission so behutsam zu machen, dass die historische Substanz erhalten bleibt.“
Verantwortlich für den Umbau zeichnet die stadteigene Stadt Salzburg Immobilien Gesellschaft (SIG). Ihr Geschäftsführer Josef Lackner betont: „Wir haben ein umfassendes Gesamtkonzept mit allen Beteiligten erarbeitet und dabei die bauhistorischen, nutzungsspezifischen und finanziellen Machbarkeiten berücksichtigt.“ Den Architektenwettbewerb hat das Duo Erich Wagner & Max Rieder gewonnen. Gebaut wird bis voraussichtlich März 2012, also rund ein Jahr.
Polizei und Gemeinderat siedeln in Bauphase aus
Während der Bauphase siedeln Gemeinderat und Polizei aus. Die Sitzungen des höchsten Stadtgremiums finden vorübergehend in der TriBühne Lehen statt; die erste bereits am kommenden Mittwoch, 23. März. Die Polizei siedelt ab Dienstag, 29. März, in ihr Ausweichquartier, die freien Räumlichkeiten der früheren „American Express“-Zentrale am Mozartplatz. „Damit ist sogar während der Umbauzeit die Polizeipräsenz in der Altstadt gesichert“, freut sich Baustadträtin Schmidt.
Für Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler tut sich dank des Umbaus „eine neue Ära“ in der Geschichte der Rathaus-Polizei auf: „Die größte Dienststelle im Land ist natürlich auch ein Aushängeschild für die Polizei insgesamt. Mit endlich adäquaten und zeitgemäßen Räumlichkeiten werden wir diesem Anspruch mit der neuen Polizeiinspektion Rathaus nun auch gerecht werden.“
Und Alois Wintersteller von der Logistikabteilung des Landespolizeikommandos ergänzt: „Die Nutzfläche für 50 Beamtinnen und Beamte wird von derzeit 340 m2 auf 650 m2 fast verdoppelt. Um einen reibungslosen Dienstbetrieb während der Umbauphase gewährleisten zu können, wird uns von der Stadt die Ersatzunterkunft am Mozartplatz 7 mit 400 m2 komplett adaptierter Nutzfläche zur Verfügung gestellt. Ich möchte mich für die guten Verhandlungen, das Entgegenkommen und die Finanzierung beider Objekte herzlich bedanken.“ Bei der Finanzierung der neuen Polizeiinspektion leiste das Bundesministerium für Inneres einen Baukostenbetrag von 210.000 €, zwei Drittel der Kosten übernehme die Stadt.
Rathaus-Postenkommandant Roman Schober meint: „Nach über 20 Jahren in der PI Rathaus freue ich mich schon sehr auf die neue Dienststelle. Schon die Ausweichunterkunft ist räumlich und arbeitsspezifisch eine Besserstellung. Ich möchte mich bei unserer Logistik und besonders bei den Verantwortlichen im Magistrat herzlich bedanken.“
Details zum Umbau-Projekt
Um Platz für die Polizei zu schaffen, wurden einige Magistratsdienststellen aus dem Rathaus ausgesiedelt: Die Abteilungsleitung Seniorenheime zog in die Faberhäuser um, Teile des Grundamts wechselten ins Schloss Mirabell. Nur das Kontrollamt der Stadt wird nach dem Umbau seine Räumlichkeiten im zweiten und dritten Stock wieder beziehen.
Der Hauptzugang zur adaptierten Polizeiwache Rathaus erfolgt auch künftig von der Salzachseite aus. Im neuen Durchhaus erreicht man den mit Glas überdachten Innenhof samt Lift bzw. Stiege. Auf der Getreidegassen-Seite ist ein möglicher weiterer Zugang über das neue Fluchtstiegenhaus (Brandschutzmaßnahme) gegeben.
Im ersten Stock bleibt die Säulenhalle für Ausstellungen erhalten und wird in Richtung Lichthof geöffnet. Der Gemeinderatssitzungssaal erhält eine neue Lüftungsanlage und verbesserte Technik (Leinwand, Beamer), die Vorhalle einen Bildschirm für allfällige Übertragungen der Sitzungen. Im Turmbereich wird ein neuer Presse-/Kommunikationsraum eingerichtet.
Platz für Wirtschaftstreibende
Für den aus dem Rathaus Ende März absiedelnden Alpenverlag wurde bereits ein Nachmieter gefunden. Ab 2012 werden dort Geschenksartikel aus dem gehobenen Segment angeboten werden. Die übrigen Mieter bleiben. Ein neu entstehendes kleineres Geschäftslokal an der Obushaltestelle Rathaus sowie Büroräume im 4. Obergeschoß sind noch zu haben. Baustadträtin Schmidt: „Ich bin froh, dass wir nebst der Polizei auch die heimischen Klein- und Mittelbetriebe im Rathaus halten konnten. Der Standort ist ja überaus attraktiv.“
Attraktiv ist der Umbau mitten in der Altstadt aber auch für die Werbewirtschaft. „Es ist uns - wie beim Neutortunnel - gelungen, eine Querfinanzierung durch Fassadenwerbung zu erreichen. Das erste Sujet, das die Progress-Werbung affichiert, ist von VW/Porsche. Unsere Einnahmen daraus während der Bauzeit: mindestens 75.000 €“, so Schmidt.
Kurze Baugeschichte des Rathauses
Der Rathausturm datiert aus dem 12./13. Jahrhundert. 1407 erwarb die Stadt den damals so genannten „Keuzlturm“ samt Anbauten von der gleichnamigen, bedeutenden Familie für das Stadtgericht.
Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich das Rathaus zu seiner heutigen Größe. Unter Fürsterzbischof Markus Sittikus wurden 1616 bis 1618 die Säulenhalle im ersten Stock und der große Tanzsaal im zweiten Stock errichtet. 1870 wurde er in Vorhalle und Gemeinderatssaal geteilt. Der Lichthof wurde 1927/28 eingebaut, die Treppe im Lichthof 1964.
Karl Schupfer