Gewalt-Prävention: StoP nimmt auch in Gnigl und Schallmoos Fahrt auf

v.l.: Stadträtin Andrea Brandner; Doris Wlczek-Spanring, StoP Koordinatorin Salzburg und Lehen; Radwanovsky Birgit, StoP Koordinatorin Itzling; Keyser Eva StoP, Koordinatorin Salzburg Süd; Eva Engelits StoP', Koordinatorin Gnigl&Schallmoos; Neureiter Sylvia, StoP Koordinatorin Aigen& Parsch; Antje Kindler-Koch Stadtteil- und Quartiersarbeit Diakoniewerk
Unter dem Motto „Kein Platz für Gewalt“ wurde das Präventionsprojekt StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt am 12. Juni im Bewohnerservice Gnigl und Schallmoos vorgestellt. Damit ist die Initiative in der Stadt Salzburg an mittlerweile sechs Standorten aktiv. Die Stadt Salzburg finanziert das Projekt, das in Kooperation mit dem Diakoniewerk umgesetzt wird. Das Projekt basiert auf einem gemeinwesenorientierten Ansatz, der direkt in der Nachbarschaft ansetzt. Ziel ist es, das gesellschaftliche Bewusstsein für häusliche Gewalt zu stärken, Zivilcourage zu fördern und ein unterstützendes Umfeld für Betroffene zu schaffen.
„Ich freue mich, dass das Projekt nun nahezu in jedem Stadtteil implementiert ist. Dafür habe ich mich eingesetzt und dafür nehmen wir auch Geld in die Hand. Nur wenn wir das Thema – so traurig es auch ist – immer und immer wieder thematisieren und vor allem aktiv etwas tun, wird sich hoffentlich etwas ändern. Für eine gewaltfreie Stadt Salzburg“, so Stadträtin Andrea Brandner.
„StoP ist für mich mehr als ein Projekt – es ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer städtischen Verantwortung im Kampf gegen häusliche Gewalt. Dass wir nun auch in Gnigl und Schallmoos präsent sind, ist ein wichtiger Schritt, den wir bewusst und mit Überzeugung gesetzt haben. Denn Gewalt hat in unserer Stadt keinen Platz – und wir setzen alles daran, dass das nicht nur ein Slogan bleibt, sondern gelebte Realität wird“, sagt Abteilungsvorstand für Soziales Patrick Pfeifenberger.
Zivilcourage gegen Gewalt in Partnerschaften
Die Umsetzung in Gnigl und Schallmoos erfolgt durch das erfahrene Bewohnerservice-Team, auf dessen langjährige Arbeit in der Stadtteilarbeit aufgebaut werden kann. Koordinatorin Eva Engelits begleitet das Projekt vor Ort: „Gewalt ist keine Liebe“- diese Aussage höre ich, wenn ich für StoP im Stadtteil unterwegs bin, immer wieder. Und nein, Gewalt ist alles andere als Liebe – sie betrifft vor allem Frauen, schädigt ihre Gesundheit und das Leben der Betroffenen und kommt in allen sozialen Kreisen vor. Und wir können alle etwas tun – hinschauen statt wegschauen, Gewalt nicht verschweigen und oder gar dulden, sich zum Thema informieren, Zivilcourage zeigen und Betroffene unterstützen.“
Vor dem Bewohnerservice setzt eine Bank mit dem Schriftzug ‚Hier ist kein Platz für Gewalt an Mädchen* und Frauen*‘- noch einmal ein Zeichen im Stadtteil. Dort bietet sich ein Ort, um ins Gespräch zu kommen, sich zu informieren, über Partnergewalt zu sprechen und neue Ideen zu schmieden, um das Thema im Stadtteil präsent zu halten. (Erklärung: Das Gendersternchen * dienst als Verweis auf den Konstruktionscharakter von „Geschlecht“).
„Nicht schweigen, wenn andere leiden“
Kern des Projekts sind Nachbarschaftsgruppen, Frauen- und Männertische, bei denen Bewohner:innen gemeinsam Ideen zur Gewaltprävention entwickeln. Türgespräche, Infostände und Informationsmaterial sorgen für Sichtbarkeit im Alltag.
Auch Antje Kindler-Koch, Leitung Stadtteil- und Quartiersarbeit im Diakoniewerk, betont die Rolle der Nachbarschaft: „Partnergewalt ist kein privates, sondern ein gesellschaftliches Problem – und Nachbarschaften spielen dabei eine zentrale Rolle. Oft sind es die direkten Nachbar:innen, die erste Anzeichen von Gewalt wahrnehmen: laute Auseinandersetzungen, Hilferufe oder sichtbare Veränderungen im Verhalten Betroffener. Ihre Reaktion kann entscheidend sein, sei es durch Zivilcourage, das Angebot eines Gesprächs oder das Einschalten von Hilfe. StoP schafft Bewusstsein dafür, dass wir alle Teil der Lösung sein können: indem wir nicht schweigen, wenn andere leiden. Wir danken der Stadt Salzburg für das Vertrauen und freuen uns, dass das Diakoniewerk StoP nun auch in Gnigl und Schallmoos etablieren kann.“
Christina Kopf, Gesamtkoordinatorin von StoP Österreich, unterstreicht die Bedeutung von Zivilcourage im Kampf gegen häusliche Gewalt: „Es braucht mutige, aufgeklärte Nachbar:innen, die nicht wegsehen, sondern hinschauen, ansprechen und unterstützen. Gewaltbetroffene Frauen sind oft auf ihr Umfeld angewiesen – auf Menschen, die sensibilisiert sind, die wissen, wie sie sich verhalten können und welche Hilfsangebote es für Frauen gibt, die von Partnergewalt betroffen sind. Der neue StoP-Standort in Gnigl und Schallmoos ist Teil unseres StoP-Ausbaus zu insgesamt 45 Standorten in ganz Österreich. Der Wille, StoP an so vielen verschiedenen Standorten zu implementieren ist ein starkes Zeichen für gemeinschaftliche Verantwortung. Unser StoP-Projekt basiert auf dem Konzept von Sabine Stövesand und setzt auf Gemeinwesenarbeit: Dort, wo Menschen leben, wird Gewaltprävention zur Gemeinschaftsaufgabe. Das Projekt lebt von engagierten Freiwilligen, die mit ihrem Einsatz zeigen: ‚Häusliche Gewalt ist keine Privatsache – jede:r kann was sagen, was tun!‘. Unter diesem Motto setzen wir auf niedrigschwellige, partizipative Aktionen, die ermutigen und befähigen, sich gegen Partnergewalt einzusetzen. Mein besonderer Dank gilt der Stadt Salzburg, dem Bewohnerservice und dem Diakoniewerk für ihre Unterstützung. Ich freue mich auf den gemeinsamen Weg am neuen Standort!“
Stadt Salzburg als best practice Modell
Maria Rösslhumer, Gründerin von StoP in Österreich und Geschäftsführerin des Vereins StoP, verweist auf die Relevanz des Projekts:
„StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt ist vieles, vor allem ein Primärpräventionsprojekt mit dem Ziel Femizide und Gewalt an Frauen frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Nachbarschaften und Communities werden informiert, geschult, ermächtigt Zivilcourage gegen Partnergewalt auszuüben und Betroffene präventiv zu schützen. Das gilt auch für Behörden und Institutionen, diese sind jedoch im Vergleich zu den Nachbar:innen, demokratisch verpflichtet, gewaltbetroffene Frauen individuell und bestmöglichst zu schützen und zu unterstützen, spätestens seit der Ratifizierung der Istanbul Konvention.“
Die Stadt Salzburg nimmt Gewaltprävention sehr ernst und ist mittlerweile ein „best practice-Modell“ was den Ausbau und die Umsetzung von StoP angeht. Von den 41 Standorten in Österreich existieren bereits fünf StoP-Standorte in der Stadt Salzburg und nun wird ein weiterer Standort in Gnigl und Schallmoos eröffnet. Ich hoffe sehr, dass sich auch das Land Salzburg anschließt und neben Oberndorf die Gemeinwesenarbeit gegen Partnergewalt ausbaut und finanziert.“
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