Seniorenwohnhaus Nonntal: Siegerprojekt für Neubau gekürt

05.08.2014



Hausgemeinsachaften statt Altersheim – Baubeginn Frühjahr 2016

Der Neubau des Seniorenwohnhauses Nonntal wird nach einem Entwurf des Villacher Architekturbüros „Gasparin Meier Architekten“ errichtet werden. Das wurde von der Jury einstimmig nach einem Architektenwettbewerb entschieden. In dem Neubau werden nach einem gänzlich neuen Konzept die SeniorInnen in Hausgemeinschaften anstatt in der bisher üblichen „Heim“-Umgebung wohnen.

Die Jury-Begründung
„Das Projekt besticht durch ein Konzept des „offenen“ Ensembles. Ein autarkes nebeneinander der zwei Baukörper, dass jedoch durch feinfühlige Platzierung und Programmierung des Neubaus ein zwangloses Miteinander für die Bewohner beider Gebäude ermöglicht. Der Neubau in seiner eigenwilligen Formsprache fügt sich respektvoll in den freigewordenen Hofbereich des Bestandsgebäudes ein, ohne diesen gegen den Park hin zu verschließen. Die Haupterschließung des SWH mit Eingang und Taxivorfahrt ist gegenüber dem Zugang zur Kapelle im Bestandsgebäude positioniert und wertet die ursprüngliche Rückseite des Bestandsgebäudes mit direktem Zugang zum Park auf.
Das Konzept des Hausgemeinschaftsmodells ist gut und spezifisch gelöst. Die rundum angeordneten Zimmer folgen einer Kurve und sind nach außen konisch verlaufend auf den Blick in den Park ausgerichtet. Der „Gang“ vor den Zimmern wird zum Rundgang um ein Atrium mit anschließendem Gemeinschaftsbereich mit Terrasse und Parkblick. Ein weiterer Bonus ist die vertikale Staffelung des Programmes, sodass kein Schlafzimmer erdgeschossig platziert ist und Cafe und Friseur optional auch von Bewohnern des Bestandshauses benutzt werden können.
Das autarke und dennoch synergetische nebeneinander unterschiedlicher Elemente spiegelt sich auch im Konzept der Parklandschaft wieder.“

70 Millionen für Seniorenwohnhaus-Erneuerung
Mit der Entscheidung im Architektenwettbewerb für das Senioren-Wohnhaus Nonntal setzt die Stadt Salzburg ihr 70 Millionen Euro „schweres“ Investitionsprogramm zur umfassenden Erneuerung und Neuausrichtung der Seniorenwohnhäuser zügig fort. „Bis 2017 leisten wir damit einen finanziellen und organisatorischen Kraftakt, wir realisieren damit neue Standards und eine Vielfalt an Wohnformen für betagte Menschen“, freut sich Bürgermeister Heinz Schaden anlässlich der Präsentation des Projekts Seniorenwohnhaus Nonntal. Das Projekt Nonntal wird „ein Leuchtturmprojekt für die inhaltliche Neuausrichtung unserer Seniorenwohnhäuser, wir stärken damit unsere Kernkompetenz in der Seniorenbetreuung“, ist Sozial-Ressortchefin Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer sicher. „Diesem Anspruch wird auch die städtebauliche Positionierung gerecht“, fügt Planungsstadtrat Johann Padutsch hinzu. „Durch den Abstand des Neubaus zum bestehenden Bau wirkt das gesamt Ensemble offen und frei. Ein großer Pluspunkt sind für mich die Anordnungen der einzelnen Zimmer für die BewohnerInnen, wodurch jeweils ein individueller Ausblick auf die wunderschöne Umgebung entsteht.“, ergänzt Baustadträtin Barbara Unterkofler.

Seniorenwohnhäuser statt Altersheim
Die Stadtgemeinde Salzburg hat nach einem Grundsatzamtsbericht Ende 2012 die bauliche Sanierung und teilweise Neuerrichtung der fünf städtischen Seniorenwohnhäuser beschlossen. Neu eingeführt wird dabei der Typ der „ Hausgemeinschaften“: Ziel ist die weitgehende Umsetzung der Normalität des Wohnens für die Seniorinnen und Senioren. Die Architektur orientiert sich an der Grundform einer Wohnung. Versorgungseinrichtungen wie z.B. Küchen werden dezentral in den einzelnen Hausgemeinschaften angeboten, wobei die gemeinschaftliche Wohnküche als halbprivater Raum dem Wohngefühl der BewohnerInnen zu Gute kommt. Im Wettbewerb SWH Nonntal war die Umsetzung des sogenannten Umklammerungstyps das Ziel, wobei sich die Wohneinheiten hier weitgehend um den Gemeinschaftsraum Wohnküche gruppieren. Nachdem Anfang 2014 mit den Arbeiten zur Sanierung des SWH Taxham und des Neubaus des SWH Hellbrunn begonnen wurde, ist nun mit dem Abschluss des Realisierungswettbewerbes für den Neubau des SWH Nonntal der nächste Schritt zur Umsetzung des Gesamtkonzeptes eingeleitet worden.

Eine detaillierte Prüfung im Vorfeld hat ergeben, dass eine Umgestaltung des Bestandsobjektes (Grundsteinlegung 1896) zur Realisierung des Hausgemeinschaftsmodells aufgrund des bestehenden Denkmalschutzes und aus bautechnischen Überlegungen nicht realistisch umzusetzen ist. Es wurde daher in einem langen Nachdenkprozess die Entscheidung getroffen den Bestandsbaukörper der gswb im Baurecht zur Verfügung zu stellen und daran anschließend einen Neubau zu errichten, der 8 Hausgemeinschaften mit jeweils 12 Zimmern, somit insgesamt 96 Zimmer aufnehmen sollte. Im Bestandsobjekt sollen nach Fertigstellung des Neubaus überwiegend geförderte Mietwohnungen errichtet werden. Die bestehende Kirche im Altbau wurde vom Baurecht ausgenommen und steht den Bewohnern des SWH auch in Zukunft zur Verfügung.

Als Vertreterin der Auftraggeberin Stadtgemeinde Salzburg hat die Stadt Salzburg Immobilien GmbH entsprechend den Beschlüssen des Gemeinderates der Stadt Salzburg die gswb mit der Baubetreuung beauftragt. Es wurde ein nicht offener, anonymer, einstufiger Realisierungswettbewerb inklusive Landschaftsplanung mit einem vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren in enger Abstimmung zwischen dem Nutzer, der Stadtplanung und dem Bauherren ausgeschrieben.

Wesentliches Ziel des Wettbewerbes war die Planung eines Neubaus innerhalb einer städtebaulich sensiblen Lage unter Berücksichtigung der raumordnungsrechtlichen Voraussetzungen und unter Vorgabe der Berücksichtigung des historischen und denkmalgeschützten Bestandes, so dass ein stimmiges Ensemble entsteht. Es waren Lösungen anzustreben, die für die Wohnungen im neuen Seniorenwohnhaus zeitgemäße Wohnqualitäten auch im Außenraumbezug anbieten und gleichzeitig Rücksicht auf die angestrebte hohe Wohnqualität im Bestand nehmen mussten. Die betrifft die Belichtung und Besonnung der Wohnungen und die Schaffung qualitätsvoller Privatsphären bei beiden Objekten.

Auf die energetische Qualität und Nachhaltigkeit des Neubauprojektes wurde besonderes Augenmerk gelegt. Die Stadt Salzburg betrachtet es als zentrale Aufgabe, ein Haus zu errichten, dass in seiner gestalterischen Individualität an diesem besonderen Standort mit dem historischen Bestand ein Ensemble mit neuer, hoher Qualität zu erzeugen vermag und ebenso die Anforderungen an ein Wohnen in Hausgemeinschaften ohne Qualitätseinbußen ermöglicht.

Zudem ist der Neubau durch die Einzellage im Planungsgebiet, das innerhalb der Weltkulturerbe-Pufferzone liegt und sich außerdem im Landschaftsschutzgebiet befindet, weithin sichtbar und gemeinsam mit dem Bestandsgebäude landschaftsprägend.

Nach der konstituierenden Sitzung des Preisgerichtes am 05.03.2014 und Auswahl der Teilnehmer wurde am 24.04.2014 mit dem Kolloquium der Entwurfsprozess bei den 10 ausgewählten Planern gestartet. Nach Abgabe von 10 Wettbewerbsarbeiten am 24.06.2014 und Prüfung der Projekte durch die Vorprüfung konnte am 24.07.2014 das Preisgericht nach intensiver und sehr sachlicher Diskussion das Projekt der Architekten Gasparin und Meier aus Villach einstimmig zum Sieger küren.

Die Jury setzte sich neben Vertretern des Gestaltungsbeirates und Architekten auch aus politischen Vertretern und Nutzervertretern zusammen. Als Berater war das Bundesdenkmalamt und ICOMOS mit einem Vertreter in den Entscheidungsprozess involviert.

Der Projekts-Fahrplan
Nach der Entscheidung im Architekten-Wettbewerb folgt nun die Detailplanung, baurechtliche verfahren im Vorfeld sowie die Ausschreibung. Bauherr für das Projekt ist die Stadt Salzburg, vertreten durch die städtische Immobiliengesellschaft SIG, die GSWB wird das Objekt in Baubetreuung errichten. Der Baubeginn ist aus jetziger Sicht im Frühjahr 2016 vorgesehen, die Bauzeit ist mit 16 Monaten veranschlagt. Nach Fertigstellung und Bezug des Neubaus wird das historische Bestandsgebäude saniert und gemäß einer vorliegenden Planung in etwa 60 Mietwohnungen umgebaut.

Johannes Greifeneder