80 Plätze in Seniorenwohnhäusern nicht belegbar
Die Situation spitzt sich immer mehr zu: Von 774 Plätzen in den Seniorenwohnhäusern der Stadt Salzburg können derzeit 80 nicht belegt werden, weil das nötige Pflegepersonal fehlt. 33 der 275 Pflege-Planstellen können aktuell nicht besetzt werden.
Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer: „Grund ist der generelle Mangel an Pflegekräften in Österreich. Da kommen wir ordentlich unter Druck. Schon am 8. November wurden alle Gemeinderats-Fraktionen im Sozialausschuss über die angespannte Situation in den Seniorenwohnhäusern unterrichtet. Wir brauchen jetzt so rasch wie möglich Hilfe! Denn auch das bestehende Personal wird mehr und mehr überfordert. Deshalb verlange ich von Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und dem Land, die Pflegeassistenz umgehend in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen. Es darf kein Zurückschicken von Fachkräften aus dem Ausland mehr geben. Wir benötigen sie jetzt sofort wie einen Bissen Brot!“
Mangelberuf ermöglicht Zulassung als Fachkraft
Ernst Hörzing, Amtsleiter aller Senioreneinrichtungen der Stadt, stößt ins selbe Horn: „Es nützt uns überhaupt nichts, wenn noch mehr Ausbildungsplätze im Salzburg geschaffen werden, die niemand annimmt. Wir brauchen Personal auch von außerhalb Österreichs.“ Freilich: Eine „Schlüsselkraft“ muss zusätzlich Kriterien erfüllen und ein Bruttoeinkommen von 2.665 € pro Monat erhalten. So viel könnten im Pflegeassistenz-Bereich maximal private Seniorenwohnhäuser mit All-in-Verträgen bieten. Bei der Stadt liege das Einstiegsgehalt der dringend benötigten Pflegeassistent*innen bei 2.299 €. Hörzing: „Wäre die Pflegeassistenz ein ‚Mangelberuf‘, dann bräuchte es kein Mindesteinkommen!“
Für Christoph Baumgärtner, Zentraler Pflegedienstleiter der Stadt, ist nach wie vor unverständlich, warum Pflegeassistent*innen kein kostenloses Fachkräfte-Stipendium (wie Diplompfleger*innen) erhalten. „Die Stadt hat für sie bereits ein eigenes Karrieremodell aufgestellt. Sie können im Rahmen ihres Dienstes die Ausbildung machen.“ Diese dauert zwei Jahre. Im Frühjahr und im Herbst nächsten Jahres werden jeweils acht Magistratsbedienstete die Pflegeassistent*innen-Ausbildung beginnen. Und Baumgärtner macht auf einen weiteren Umstand aufmerksam: „Es gibt viele ausgebildete Pflegeassistent*innen, die nicht mehr in diesem Beruf arbeiten. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Beruf attraktiver machen und so dazu beitragen, dass diese Menschen wieder in den Beruf zurückkehren.“
Übrigens: Von den 275 Pflege-Planstellen in den Seniorenwohnhäusern der Stadt entfallen 96 (ca. 35 %) auf Diplom-Pfleger*innen und 179 (ca. 65 %) auf Pflegeassistent*innen. Im Diplombereich sind derzeit sechs Stellen unbesetzt, im Assistenzbereich 27. Deshalb können ganz aktuell im Seniorenwohnhaus Itzling 37 Bewohner*innen-Plätze nicht belegt werden, in Hellbrunn sind es 13, in Taxham 10, in Liefering 9, in Nonntal 7 und im Haus Bolaring 4 (Stand: 21.11.2018).
Übergangs-Pflegemodell zur Entlastung
Weil wegen des Personalmangels insbesondere in Itzling aktuell viele Plätze leer stehen müssen, macht Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer dem Land und den Sozialversicherungsträgern nun ein besonderes Angebot: „Die dort freien Räumlichkeiten bieten sich für ein Übergangs-Pflegemodell an, das ja auch kürzlich beim Pflegegipfel als Ergebnis einer Arbeitsgruppe eingebracht wurde. Anders als bei der Kurzzeitpflege geht es hier darum, vorübergehend pflegebedürftige alte Menschen solange zu begleiten und in ihren Alltagskompetenzen zu stärken, dass sie weiterhin daheim leben können.“
Das heißt, sie bleiben einige Monate in der Übergangs-Pflege, werden hier medizinisch sowie physio- und ergotherapeutisch versorgt und müssen nicht gleich ihre Wohnung auflassen und ins Seniorenwohnhaus gehen. Hagenauer: „Die Übergangs-Pflege ist aber eine gesundheitspolitische Maßnahme. Und für die ist das Land zuständig. Wir unterstützen hier mit Räumlichkeiten gerne.“
Wie Ernst Hörzing betont, werde demnächst mit der Adaptierung des Hauses 3 in Itzling um 1,1 Mio € begonnen. „Das Geld ist da, der Amtsbericht fast fertig“. Die derzeitigen Bewohner*innen würden stockwerkweise ins neue Haus „Rauchenbichl“ ausgesiedelt. Dort stünden aktuell zwei Hausgemeinschaften für je zwölf Personen leer. Im Haus 3 könne dann auch Platz für die Übergangspflege geschaffen werden. „Die Details können wir im Zusammenspiel mit dem Land und den Sozialversicherungsträgern erarbeiten“, so Hörzing abschließend.
Karl Schupfer