Wappenmedaille der Stadt in Gold für Prof. Edith Tutsch-Bauer

05.02.2016

Für Ihre Verdienste um die Stadt Salzburg zeichnete heute Freitag, 5. Februar 2016, Salzburgs Stadtoberhaupt Heinz Schaden im Schloss Mirabell Univ.Prof. Dr. Edith Tutsch-Bauer mit der Wappenmedaille der Stadt Salzburg in Gold aus. Die renommierte Rechtsmedizinerin wurde am 22. März 1952 in Arnberg in der Oberpfalz geboren. Von 1971 bis 1978 studierte sie in München Humanmedizin, die Promotion erfolgte 1979.

Durch Zufall zur Rechtsmedizin

„Es war Zufall, dass ich meine Doktorarbeit in Gerichtsmedizin gemacht habe. Ich arbeitete damals am Institut für Rechtsmedizin an der Universität München, und mein Chef wollte eine zweite Frau am Haus haben. Das war 1978 völlig unüblich. Es gab nur wenige Frauen in diesem Bereich. Mittlerweile ist fast der gesamte Nachwuchs weiblich“, so schilderte Tutsch-Bauer einmal dem „Standard“, wie sie zu ihrem Fachgebiet kam. 1983 übernahm sie die Abteilung Serologie. 1989 habilitierte sie sich über „Serologische Identifizierungsmöglichkeiten bei Massenkatastrophen“. 1997 erfolgte ihre Ernennung zur Universitätsprofessorin an der Universität München. 1988 übernahm sie den Lehrstuhl für Gerichtliche Medizin an der Universität Salzburg (seit 2004: Interfakultärer Fachbereich Gerichtsmedizin und Forensische Neuropsychiatrie, in das 2010 das Institut für Gerichtsmedizin in Linz eingegliedert wurde).

Von Kaprun bis zum Tsunami in Südostasien

Tutsch-Bauer steht diesem Fachbereich vor und ist zudem Angehörige des Senates, Mitglied der Ethikkommission der Universität Salzburg und Lehrbeauftragte an der PMU Salzburg. Unter ihrer Leitung wurde die Gerichtsmedizin Salzburg als zweites Institut nach Innsbruck an die Österreichische Nationale DNA Datenbank eingegliedert. Als Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gerichtliche Medizin (ÖGGM) hat sie die Entwicklung der Gerichtsmedizin in Österreich maßgeblich gestaltet. Ihr Wissenschaftsschwerpunkt ist der gesamte Bereich der Kindesmisshandlung.

Besondere Herausforderungen während Ihrer Amtszeit waren die Identifizierungen der Opfer nach Katastrophen, wie nach dem Brand im Tauerntunnel (Mai 1999), der Brandkatastrophe in Kaprun (November 2000), dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall (Jänner 2006) oder die Identifizierung der Kriegsopfer anlässlich des UNO Einsatzes im Kosovo (Oktober 1999) oder als Mitglied des Österreichischen DVI Teams (Disaster Victim Identification) nach der Tsunami-Katastrophe in Südostasien (Jänner 2005).

„Für Gerechtigkeit sorgen!“

„Rechtsmediziner und Pathologen sind zwei völlig getrennte Fachausbildungen. Die Pathologen arbeiten in den Krankenhäusern zur Feststellung, woran jemand gestorben ist. Wir Rechtsmediziner untersuchen die nicht natürlichen Todesfälle, wo eine Gewalteinwirkung vorausgeht, Suizide, Verkehrsunfälle, Kunstfehlervorwürfe. Meine tägliche Arbeit hat nichts mit TV-Serien wie dem Tatort gemeinsam. Nicht jeder ungeklärte Todesfall ist ein Verbrechen. Meine Aufgabe ist es, für Gerechtigkeit zu sorgen“, so Tutsch-Bauer einmal über wichtige Säulen in ihrem Beruf. Und: „Wichtig ist mir, dass die Gerichtsmedizin zur Universität gehört, dadurch bleibt Neutralität gewahrt.“
Außerdem: „Ein respektvoller Umgang mit den Toten und ein menschlicher mit den Angehörigen ist unverzichtbar“, so Tutsch-Bauer in ihrer Replik heute im Schloss Mirabell.

Privat engagiert sich Tutsch-Bauer für soziale Projekte. Bei Vorträgen sammelt sie Spendengelder, um damit den Wiederaufbau im Kosovo („Bauern helfen Bauern“) oder der Tsunami-Gebiete in Sri Lanka zu unterstützen.


Wappenmedaille in Gold für Rechtsmedizinerin
Wappenmedaille in Gold für Rechtsmedizinerin

Sabine Möseneder