Sylvia Mieszkowski - Stipendiatin gender-studies 2013

In Zusammenarbeit mit dem gendup-Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung an der Universität Salzburg vergibt die Stadt Salzburg regelmäßig ein Forschungsstipendium. 

Das gender-Forschungsstipendium 2013 der Stadt Salzburg hat Sylvia Mieszkowski erhalten. Sie studierte Komparatistik und Anglistik an der LMU München, promovierte im Graduiertenkolleg „Geschlechterdifferenz & Literatur“ in München und habilitierte sich 2011 an der Johann Goethe Universität in Frankfurt. Sie war Dozentin am Amsterdam University College und Gastprofessorin an der Humboldt Universität in Berlin. Derzeit lebt sie in Paris und ist Associate Professorin an der American University in Paris. In diesem Sommersemester forscht sie als Scientist in Residence in Salzburg.

Das Projekt, das sie im März und April 2013 in Salzburg bearbeitete, steht im größeren Zusammenhang des Buchprojekt  "Cultivating the Complex: Modernist techniques in Postcolonial Poetry" und befasst sich mit dem künstlerischen Versuch der Verarbeitung des Sklavereitraumas 200 Jahre nach der offiziellen Abschaffung des transatlantischen Handels mit Menschen in Großbritannien.

Zum Thema "ZONG! Das Ringen um hörbare Lacunae im Gedicht von NourbeSe Philips" hat sie am 11.4.2013 im Unipark Nonntal einen Vortrag gehalten.
Bei Zong! handelt es sich um ein Langgedicht der karibokanadischen Lyrikerin NourbeSe Philips.
Hintergrund zu Zong! bildet eine historische Ikone des britischen abolitionism: Das Sklavenschiff Zong verfuhr sich 1781 auf seinem Weg über den Atlantik. Als das Wasser knapp wurde, entschied der Kapitän, 138 Sklaven über Bord zu werfen. Motivation zu dieser Tat war eine Regelung des britischen Versicherungsrechtes, das eine Haftung durch die Versicherer nur im Falle eines unnatürlichen Todes der Sklaven festlegte. Durch das anschließende Gerichtsverfahren und die einhergehenden
menschenverachtenden Dispute sorgte dieser Fall für enorm großes Aufsehen, sodass sich eine direkte Verbindungslinie vom „Fall Zong“ bis zur endgültigen Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels 1807 herstellen lässt.
Philips hat für ihr Gedicht ausschließlich Wörter aus dem Gerichtsprotokoll des „Falles Zong“ (samt Wortteilen und Derivaten) verwendet. Sie benutzt das sprachliche Destillat des menschenverachtenden juristischen Diskurses als Wortmaterial ihrer künstlerischen Auseinandersetzung.

In ihrem Vortrag hat Sylvia Mieszkowski den Aspekt des genderings auf drei Ebenen thematisieren: Auf der Ebene der Autorin: Sie versucht zwei „männlich gegenderte“ Diskurse (den juristischen und den historiographischen) durch eine „weibliche“ Perspektive zu ergänzen. Auf der Ebene des plots: Männliche und weibliche Erfahrungen der Sklaverei werden in allen Schattierungen dargestellt und so „verstimmlicht“. Auf der Ebene des Textes: Hier ist Geschlecht in der Tradition der écriture feminine zu begreifen, als alternative literarische Sprache.

Zum Thema "Image-Fragen: Geschlechterdifferenz & Begehren in der TV-Werbung" hat Frau Mieszkowski ebenfalls am 11.4.2013 abends im Schloß Mirabell, Pegasus-Zimmer einen Vortrag gehalten.
Der Vortrag analysierte drei Werbeclips der Firmen Renault, Johnnie Walker und Ikea. Er zeigte, welche Geschlechterrollen und Begehrensmodelle dabei zum Einsatz kommen und mit welchen Mitteln sie vertreten werden. Es geht darum, welchen Effekt die Werbung auf die ZuschauerInnen hat: wie sehen diese sich selbst, wie das beworbene Produkt und wie die Firma, die es herstellt?