SToP Partnergewalt - Aktionsplan gefordert

Mehr Gewaltschutz durch kokrete Maßnahmen.

Die Zahlen zeigen, Österreich befindet sich im traurigen Spitzenfeld was die Anzahl an Frauenmorde betrifft. Zuletzt wurden wieder sechs Frauen innerhalb weniger Tage ermordet. Und dass Gewalt gegen Frauen nicht nur in größeren Städten wie Wien vorkommt, zeigen diese Zahlen: 2023 gab es in der Stadt Salzburg insgesamt 372 Betretungs- und Annäherungsverbote im Jahr davor insgesamt 348. 

Konkret werden folgende Punkte gefordert:

  • Ausweitung StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt im ganzen Bundesland

Seit dem Jahr 2022 gibt es das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ im Salzburger Stadtteil Lehen. Nun erweitert die Stadt Salzburg das Projekt auf die Stadtteile Liefering und Salzburg Süd, Itzling folgt ab September 2024. Das Handlungskonzept für “StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt” wird im Rahmen einer Fortbildung vermittelt, Susanne Imhof (BWS Liefering) und Eva Keyser (BWS Salzburg Süd) befinden sich derzeit in der Ausbildung und werden das StoP Projekt ab März in den Stadteilen umsetzten.

Als erste Stadt im Bundesland Salzburg bewarb sich zuletzt Oberndorf für das Projekt und holte sich dabei die Expertise der Kolleg:innen aus der Stadt die mit Rat und Tat zur Seite stehen.

„Wir als StoP Mitarbeiter:innen bringen die Hilfsangebote in die Nachbarschaft. Denn wie wir aus Studien und Erfahrungsberichten wissen, kennen viele Frauen die bestehenden Hilfsangebote schlichtweg nicht. Des Weiteren wollen wir Verständnis für Betroffene wecken und nicht zuletzt auch endlich mit dem Tabu aufräumen, dass Gewalt Privatsache ist - sie hat keinen Platz in unserer Gesellschaft!“, so die Projektleiterin Doris Wlczek-Spanring.

Über StoP

Das urheberrechtlich geschützte Konzept „StoP“ wurde vor über zehn Jahren von der Hamburger Hochschulprofessorin Sabine Stövesand von der HAW Hamburg entwickelt und in Deutschland in vielen Stadtteilen bereits erfolgreich umgesetzt. In Österreich gibt es derzeit 28 Standorte, die das Projekt umsetzen. Maria Rösslhumer, Expertin im Gewaltschutzbereich, koordiniert das Projekt „StoP“ österreichweit.

  • Transmitter-Armband für Gewalttäter

Auch diese Zahlen sprechen eine eindeutige Spache: 372 Mal wurde im vergangenen Jahr ein Betretungs- und Annäherungsverbot in der Stadt Salzburg ausgesprochen – das ist mehr als ein Fall am Tag. Gefordert wird daher ein GPS Transmitterarmband für weggewiesener Gewalttäter. 

  • Ausweitung Kinderschutzkonzepte

Neben den vielen Maßnahmen im Opferschutz brauche es aber auch wesentlich mehr Angebot im Bereich der Kinderschutzkonzepte. Die Stadt geht hier wieder einmal mit gutem Beispiel voran – neben einer eigenen „SToP“-Beauftragten gibt es auch eine eigene Stelle nur für den Gewaltschutz. Unter dem Überbegriff „Gewaltschutzschirm“ werden zahlreiche Maßnahmen – gemeinsam mit Partnerorganisationen – erarbeitet. So haben zuletzt fünf Kinder- und Jugend-Einrichtungen in einem begleiteten Workshop ihre Kinderschutzkonzepte neu erarbeitet bzw. überarbeitet.

Alle Beteiligten waren dankbar über den Anstoß der Stadt Salzburg diesen Prozess zu initiieren. Sie nahmen diese Chance ernst um sich mit den Themen Kinderschutz, Risikoanalysen und Verhaltenskodex im eigenen Bereich auseinander zu setzen.

  • Mehr Täterarbeit

Seit Herbst 2021 müssen Gefährder, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde, an einer sechsstündigen Gewaltpräventionsberatung in einer Beratungsstelle für Gewaltprävention teilnehmen. In Salzburg wird diese wichtige Beratungsmaßnahme von der Bietergemeinschaft der Katholischen Aktion und Jugend am Werk Salzburg durchgeführt. 

Die Ausgangslage – Zahlen zu Gewalt an Frauen in Österreich

Die repräsentative Prävalenzstudie von Statistik Austria „Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in Österreich 2021“ zeigt folgende Ergebnisse auf:

  • 16 % aller in Österreich lebenden Frauen, die sich schon zumindest einmal in einer intimen Beziehung befunden haben, wurden mindestens einmal Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt in einer Partnerschaft.
  • 14,07 % aller in Österreich lebenden Frauen haben bereits körperliche Gewalt in intimen Beziehungen erlebt.
  • 7,00 % aller Frauen, die bereits in einer intimen Beziehung waren, sind Opfer von sexueller Gewalt (inkl. Vergewaltigung) geworden.
  • 8,30 % geben an, von Androhungen körperlicher Gewalt in einer intimen Beziehung betroffen gewesen zu sein.
  • 36,92 % aller in Österreich lebenden Frauen haben psychische Gewalt in einer Partnerschaft erlebt.

Wie viele Frauen, die von Gewalt innerhalb einer Beziehung betroffenen waren, haben Hilfe gesucht?

  • Insgesamt haben etwa 70 % der Frauen, die in einer früheren Partnerschaft von physischer oder sexueller Gewalt bzw. Androhung von Gewalt betroffenen waren Hilfe gesucht oder jemandem von den Gewaltvorfällen erzählt.
  • Die Mehrheit der Frauen wandte sich an eine nahestehende Person (rund 66 %).
  • Rund 20 % haben sich an eine Beratungseinrichtung oder Gesundheitseinrichtung gewandt.
  • 17 % der von Gewalt Betroffenen gaben an zur Polizei gegangen zu sein.
  • 12 % haben sich an eine Opfereinrichtung /Interventionsstellen gegen Gewalt gewandt.