Hofrat Friedrich Gehmacher

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Friedrich Gehmacher

Jurist, Mitbegründer der Salzburger Festspiele

* 16. September 1866 in Frankenmarkt (Oberösterreich)

† 24. Februar 1942 in Salzburg

Straßenbenennung: Friedrich-Gehmacher-Straße, beschlossen am 17. Dezember 1954.

Lage: Altstadt, rechts der Salzach; führt von der Schwarzstraße zum Müllner-Steg.

 

Der Versicherungsdirektor Hofrat Friedrich Georg Adolf Gehmacher wurde am 16. September 1866 in Frankenmarkt in Oberösterreich als Sohn des k.k. Bezirksgerichts-Adjunkten Friedrich Gehmacher und der Wirtstochter Josefa, geb. Landsiedel, geboren.

Friedrich Gehmacher, dessen Vater zum Bezirksrichter in Freistadt in Oberösterreich ernannt worden war, besuchte ab 1877 das dortige Gymnasium und maturierte im Juli 1885. Er hatte zwei ältere Brüder, der Kaufmann Max Gehmacher (1858–1938) gründete 1893 die Firma Gehmacher am Alten Markt, Hofrat Hermann Gehmacher (1861–1929) wurde wie der Vater Bezirksrichter und lebte in Saalfelden.

Ab dem Wintersemester 1885/86 studierte Friedrich Gehmacher an der Universität Wien Rechtswissenschaften und wurde mit 19 Jahren Mitglied des Wiener Akademischen Gesangvereins, der späteren Universitätssängerschaft „Ghibellinen“. Der musikbegeisterte Student besuchte auch Vorlesungen von Anton Bruckner.

Nach Studienabschluss trat Gehmacher als Konzipist in den Dienst der Statthalterei in Linz, danach wurde er nach Braunau versetzt. 1899 wurde er bei der Errichtung der Arbeiter-Versicherungs-Anstalt (AUVA) in Salzburg Konzeptbeamter. 1923 trat er als leitender Direktor der AUVA und Hofrat in den Ruhestand.

Beziehungen zu Salzburg pflegte Gehmacher seit Mitte der 1890er Jahre. So war er 1895 Mitglied im Komitee der „Internationalen photographischen Ausstellung (Alpinen Charakters) zu Salzburg“ und wirkte als zweiter Schriftführer. Im selben Jahr wurde der Tenor Mitglied der „Salzburger Liedertafel“, zu deren „Festordner“ er 1898 gewählt wurde. Er war auch Gründer des „heiteren Quartetts“ der Liedertafel, zu deren Ehrenmitglied er 1923 ernannt wurde, dieselbe Ehre erwies ihm die Wiener Liedertafel.Gehmacher wurde mit der Goldenen und Silbernen Ehrennadel des Salzburger Sängerbundes ausgezeichnet. 1897 war er Beirat im „Salzburger Radfahr-Verein“ und um 1898/99 war er auch Mitglied im Salzburger Kunstverein. Im Jahr 1900 war Gehmacher Gründungsmitglied der Alt-Herren-Vereinigung Deutsch-akademischer Gesangvereine und Sängerschaften in Salzburg.

Am 29. Juni 1899 heiratete Friedrich Gehmacher Julie Jasny (1875–1964), die Tochter von Karl und Aloisia Jasny, geborene Lacheiner. Der Schwiegervater war Ober-Official und Vorstand-Stellvertreter des k. k. Bahnbetriebsamtes, zuletzt Inspektor der Staatsbahnen und Träger mehrerer Auszeichnungen,die Schwiegermutter Besitzerin der k. k. Tabak-Haupt-Trafik am Ludwig Viktor-Platz (heute Alter Markt). Ein knappes Jahr später wurden die Gehmachers Eltern eines Sohnes, Friedrich (1900–1976), späterer Rechtsanwalt und Präsident der Internationalen Stiftung Mozarteum.

 

Friedrich Gehmacher und das Mozarteum

Friedrich Gehmacher hat sich um das kulturelle Leben Salzburgs äußerst verdient gemacht, insbesondere um die Gründung der Salzburger Festspiele und um die Stiftung und die Musikschule Mozarteum. 1899 wurde er in das Kuratorium der Stiftung Mozarteum berufen. 1901 bis 1918 war er Zentralvorsteher der Internationalen Mozart-Gemeinde, gründete 1902 den Mozart-Hausbaufonds und brachte in einer „großangelegten Werbeaktion“ die Mittel zur Errichtung des Mozart-Hauses (Mozarteum) an der Schwarzstraße nach Plänen des Münchner Architekten Richard Berndl auf. Der Architektenwettbewerb wurde 1909 ausgeschrieben, Gehmacher war auch Mitglied des Preisgerichtes und galt als „Seele des Bauausschusses“. 1914 konnte das Haus von der Stiftung und der Musikschule Mozarteum bezogen werden. Durch die neuen Räumlichkeiten konnte auch die Bibliothek unter besonderer Berücksichtigung der Bibliotheca Mozartiana erweitert werden. Beim Mozarttag 1913 regte Gehmacher die Stiftung der Mozart-Medaille an, mit der ab dem darauffolgenden Jahr Persönlichkeiten, die sich um die Bestrebungen der Stiftung Mozarteum verdient gemacht hatten, ausgezeichnet wurden.

1916 wurde die „Fritz Gehmacher’sche Mozarteums-Stipendiums-Stiftung“ von ihrem Namensträger mit einem Stiftungskapital in Höhe von 10.000 Kronen eingerichtet. Die Stiftung stand unter Verwaltung des Kuratoriums. Die jährliche Stipendienvergabe sollte durch ein dreiköpfiges Gremium gemeinsam mit dem Stifter bzw. dessen männlichen Nachkommen erfolgen. Gefördert werden sollten v. a. Studenten von Blasinstrumenten. Die Grundvoraussetzung für Bewerber bildete allerdings die Abstammung und schloss jüdische Studenten aus: „Im Allgemeinen müssen die Bewerber arischer Abkunft, deutscher Abstammung und bedürftig sein und sollen Bewerber aus dem Kronlande Salzburg den Vorzug geniessen.“

1917 war Friedrich Gehmacher am Ankauf des Geburtshauses Mozarts an der Getreidegasse durch die Stiftung Mozarteum beteiligt, seinem Talent, Geldquellen aufzutreiben, war es zu verdanken, dass der Bau des Mozarthauses und der Kauf des Geburtshauses in so kurzer Zeitabfolge möglich wurde.

Vom 22. Dezember 1922 bis 7. März 1924 war Gehmacher Präsident der Internationalen Stiftung Mozarteum. 1937 wurde er Ehrenmitglied der Stiftung. Anlässlich seines Ausscheidens aus dem Kuratorium wurde Gehmacher 1925 die Ehrenmitgliedschaft in demselben sowie die Silberne Mozartmedaille verliehen, 1933 erhielt er die Goldene Mozartmedaille. Auch die Gründung des Zentralforschungsinstitutes und der Sommerkurse ist eng mit Gehmacher verbunden. Die Sommerkurse sah Gehmacher als Möglichkeit, „Salzburg als Musikweltzentrum“ zu positionieren, wie er in einem Beitrag für das „Neue Wiener Journal“ 1934 schrieb.

 

Friedrich Gehmacher und die Salzburger Festspiele

Besonders verdient machte sich Friedrich Gehmacher um die Festspiel-Idee in Salzburg. Bereits im November 1913 legte er dem Kuratorium der Internationalen Stiftung Mozarteum ein Memorandum mit Argumenten für eine Errichtung eines Mozart-Festspielhauses vor. Das Dokument stand unter der Devise, „ein österreichisches Bayreuth“ zu schaffen. „Von der Weiterentwicklung der Musikfeste zu institutionalisierten Festspielen erhoffte sich Gehmacher einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und damit verstärkte Zukunftschancen für das Mozarteum“, so der Historiker Robert Hoffmann. Um diese Idee weiterzutragen gründete Gehmacher im Jahr 1917 den Verein „Salzburger Festspielhaus-Gemeinde“ mit Zweigvereinen in Wien und Salzburg. Zweiter Proponent des Vereins war Gehmachers Freund Heinrich Damisch, ebenfalls Mitglied des Altherrenverbandes des Wiener Akademischen Gesangvereines, der dem „deutschnationalen Spektrum angehörte“, aus dem sich auch die meisten Sympathisanten rekrutierten. Gehmacher wurde bei der konstituierenden Sitzung zum Obmann des Zweigvereines Salzburg der Festspielhaus-Gemeinde gewählt und deshalb im Jänner 1918 wegen Unvereinbarkeit zum Rücktritt als Zentralvorsteher der Mozartgemeinde gedrängt. Der Zweigverein Salzburg hielt Anfang August 1918 seine erste Generalversammlung mit Obmann Gehmacher ab, wenig später wurde auch die erste Generalversammlung des Gesamtvereins abgehalten, nach der bereits eine Kontaktaufnahme mit Max Reinhardt erfolgte, um Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Die zweite Generalversammlung 1919 fand bereits unter Einbeziehung von Stadt, Land und Bund und einem Kunstrat statt, dem Reinhardt angehörte, womit die Gründung der Festspiele angestoßen wurde. Der Grundsteinlegung für den geplanten Bau des Festspielhauses in Hellbrunn konnte Gehmacher im August 1922 als Vizepräsident der Festspielhaus-Gemeinde beiwohnen, ein Amt, das er lange Jahre ausübte. Im Jahr 1927 sah er in Wien gemeinsam mit Bundespräsident Michael Hainisch und Richard Strauß auch eine „Probevorführung“ des Propagandafilmes „Salzburg, die Festspielstadt“ der Kulturfilm A.G. Bei der Neuorganisation der Festspielhaus-Gemeinde 1929 wurde Gehmacher in den Kunstrat gewählt.

Ab 1927 setzte sich Gehmacher – ohne Erfolg – für einen Neubau des Kurhauses ein, zur Finanzierung gründete er in bewährter Weise einen Kurhausbau-Verein, bei dessen Konstituierung im Jänner 1928 er mit der Führung betraut wurde.

Friedrich Gehmacher wirkte er auch im Stadtverschönerungs- und im Fremdenverkehrsverein sowie im Arbeitsausschuss des Landesverbandes für Fremdenverkehr, dem er auch als Präsident vorstand, ehe er 1930 aus gesundheitlichen Gründen demissionierte. Im Jahr 1930 gehörte er der Revisionskommission der Gaisbergbahn-Gesellschaft an. In den folgenden Jahren trat er immer weniger im gesellschaftlichen Leben hervor.

Gehmachers Wirken war von zahlreichen Ehrungen und Ehrenmitgliedschaften begleitet. So erhielt er von Kaiser Franz Joseph I. 1910 für seine Verdienste um die Internationale Stiftung Mozarteum das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1920 vom Präsidenten der Nationalversammlung den Titel eines Regierungsrats und 1931 vom Bundespräsidenten das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

 

NS-Zeit

Friedrich Gehmacher wurde nach dem „Anschluß“ zum Gründer „deutscher Festspiele“ stilisiert und von den NS-Machthabern mehrfach geehrt. Landesstatthalter Dr. Albert Reitter, der Leiter des Kulturamtes der Gauleitung und ab Mai 1938 kommissarischer Leiter der Stiftung Mozarteum, betonte in einem Zeitungsartikel anlässlich der Festspiele 1938 unter dem Titel „Tradition und Verpflichtung. Ueberwindung der Jahre der Verfälschung und Erniedrigung“ die Rolle der Gründer der Festspielhaus-Gemeinde und verschwieg dabei Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt: „Auch der dann verwirklichte Gedanke der Salzburger Festspiele war im wesentlichen eine deutsche Angelegenheit. Gepflegt und vorbereitet von Hofrat Friedrich Gehmacher und Heinrich Damisch, hatte er seine glanzvollsten Repräsentanten in Richard Strauß, Franz Schalk und Alfred Roller“. Den „Menschen, die Kultur schaffen“, stellte Reitter jene entgegen, „die Kultur verwerten“, dies seien „in der Regel die Juden“. Abschließend stellte er in dem auch im „Völkischen Beobachter“ veröffentlichten Artikel fest, dass Salzburg „durch Natur und Geschichte zur Stadt der deutschen Festspiele vorherbestimmt“ sei.

Anlässlich der Feierlichkeiten zur Erhebung des Konservatoriums Mozarteum zur Hochschule und des 25-jährigen Bestehens des Mozarthauses am 13. und 14. Juni 1939 trat Gehmacher selbst nicht besonders in Erscheinung. Auch in Albert Reitters Leitartikel „Festtage des Mozarteums“, in dem er v. a. die Neuorganisation nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip anpries, wurde Gehmacher nicht erwähnt. Er wurde allerdings „in Anbetracht seiner hervorragenden Verdienste“ bereits vorab als Ehrenmitglied auch des künftigen Kuratoriums, dessen „Neuordnung“ noch ausständig war, bestätigt. Gehmachers Rolle im Baukomitee und beim Ankauf der Gründe wurde in einem Beitrag im „Salzburger Volksblatt“ von Otto Kunz, selbst langjähriges Mitglied des Kuratoriums, wenige Tage vor den Feierlichkeiten eingehend gewürdigt.

Besondere Ehrungen durch die NS-Machthaber erhielt Gehmacher anlässlich seines 75. Geburtstags 1941. Auf Antrag des Gauleiters Dr. Friedrich Rainer verlieh ihm Adolf Hitler – als erstem im „Gau Salzburg“ – auf Grund „seiner außerordentlichen Verdienste um das deutsche Kulturleben, das er durch sein Wirken als Schöpfer des Mozart-Hauses und Initiator der Festspiele erwarb“, die „Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft“. Der „Völkische Beobachter“ meldete, die Verleihung erfolge „in Würdigung seiner großen Verdienste um die Pflege der Musik Mozarts“. Die ursprünglich von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Gedenken an Goethes 100. Todestag am 22. März 1932 gestiftete Medaille wurde ab 1934 von Adolf Hitler an 406 Personen verliehen. „Außergewöhnliche fachliche Verdienste, welche die nationalsozialistischen Ziele gefördert haben, waren die Bedingung“ für die Verleihung. Gehmacher erhielt die Auszeichnung am Vorabend seines Geburtstages im Rahmen eines Festaktes im Sitzungssaal des Mozarteums durch Gauleiter Rainer. Dieser würdigte die „einmaligen, ausgezeichneten Verdienste des Jubilars um Salzburg und um die deutsche Kunst“. Gehmacher sei „ein deutscher Idealist, dessen ganzes Leben der Idee Mozarts geweiht war. Taten solcher Idealisten können nicht erfolgen durch staatliche Anordnungen, sondern nur durch Menschen, die selbstlos sich einer Idee verschreiben“, so Rainer, der Gehmacher auch „für seine Treue“ dankte.

Im Namen der Stadtgemeinde übergab Bürgermeister Dr. Franz Lorenz dem Jubilar zudem den Ehrenring der „Gauhauptstadt Salzburg“. Für den Lehrkörper der „Reichs-Hochschule für Musik Mozarteum“ überreichte Professor Franz Sauer Gehmacher ein Ehrengeschenk. Der Generalsekretär der Stiftung Mozarteum Dr. Erich Valentin hatte einleitend die Tätigkeiten des Jubilars umrissen und festgehalten: „Das Mozarteum wäre nicht das, was es heute ist, wenn Sie nicht gewesen wären.“ Anlässlich seines Geburtstages wurde Gehmacher auch bei einem „Führerrat“ des Stadt-Verschönerungsvereines mit einer „Ehrengabe“ geehrt. Gehmacher habe sich Verdienste „auf dem Gebiete aller Belange der Verschönerung und Erhaltung des Stadtbildes erworben“.

Wenige Monate nach diesen Ehrungen verstarb Friedrich Gehmacher am Abend des 24. Februar 1942, er wurde auf eigenen Wunsch in aller Stille am Kommunalfriedhof beigesetzt. Der Trauergottesdienst fand in St. Peter statt. 1943 wurde sein Leichnam in eine Wandgruft überführt.

Die Ratsherren der „Gauhauptstadt Salzburg“ hielten am 27. Februar 1942 eine Trauerkundgebung für Gehmacher ab. Oberbürgermeister Ing. Anton Giger würdigte in seiner Gedächtnisansprache „die großen, unvergänglichen Verdienste“, die sich Gehmacher „in jahrzehntelangem Wirken für die künstlerische und kulturelle Entwicklung und Geltung seines geliebten Salzburg und zugleich auch für die Förderung ihrer Wirtschaft erworben hat“. Giger schlug vor, eine Straße nach Gehmacher zu benennen, die Ratsherren stimmten diesem Ansinnen bei der Gedenksitzung zu.

Im von Otto Kunz verfassten Nachruf im „Salzburger Volksblatt“ wurde Gehmacher als „Deutschbewußt, unbeugsam national gesinnt“ beschrieben, Erich Valentin betitelte seinen Nachruf in der „Salzburger Landeszeitung“ mit: „Ein Idealist der Tat“. Auch überregional wurde das Ableben Gehmachers wahrgenommen. Der „Völkische Beobachter“ nannte ihn eine „der markantesten Persönlichkeiten Salzburgs, die jahrzehntelang auf das Kulturleben dieser Stadt, vor allem auf das Mozarteum und die Salzburger Festspiel einen maßgebenden Einfluß hatte“, für die „Illustrierte Kronen-Zeitung“ war er zudem mit „dem nationalpolitischen und gesellschaftlichen Leben (…) unlösbar verknüpft“.

Die Stiftung Mozarteum, die Reichshochschule und die Salzburger Liedertafel hielten am 2. März 1942 eine Gedenkstunde für Gehmacher im Wiener Saal des Mozarteums ab. Anwesend waren namhafte Vertreter von Partei, Staat und Wehrmacht, an der Spitze Gauleiter-Stellvertreter Dipl.-Ing. Anton Wintersteiger und führende Persönlichkeiten des kulturellen Lebens Salzburgs. Der Präsident der Stiftung Mozarteum Regierungspräsident Reitter hielt eine „ergreifende Gedenkrede, in der er die unvergängliche Bedeutung des Dahingeschiedenen für die deutsche Gesamtkultur würdigte“, wie die „Illustrierte Kronen-Zeitung“ zusammenfasste. Reitter habe mit „plastischen Worten (…) Gestalt und Wesen des Verstorbenen lebendig werden“ lassen, war im „Salzburger Volksblatt“ zu lesen. Reitter charakterisierte Gehmacher als „Sämann, der die Fülle seiner Gedanken ausstreut“, er habe den „Zusammenhang zwischen Natur und Kunst erkannt. Er ist ungebeugt gegen jedermann, sich selbst immer treu geblieben.“ Reitter zitierte seinen auf Richard Wagner zurückgehenden Leitsatz, „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun“. Zu Gehmachers Verhältnis zum Nationalsozialismus führte der Regierungspräsident aus: „Friedrich Gehmacher, begeisterungsfähig und dem Edlen und Schönen in allen Dingen stets aufgeschlossen, hatte sein Herz auch der jungen Bewegung des Nationalsozialismus zugewandt.“

Außer in diesem Nachruf von Reitter und dem Dank des Gauleiters für dessen „Treue“ anlässlich seines 75. Geburtstages finden sich in keinen offiziellen Reden und auch keinen Nekrologen ähnliche Hinweise über eine frühe Zuwendung des deutschnationalen Friedrich Gehmacher zum Nationalsozialismus. In den personenbezogenen Beständen des Bundesarchivs Berlin konnten keine Unterlagen zu seiner Person ermittelt werden, die eine Parteimitgliedschaft oder die Mitgliedschaft in einer der Gliederungen der NSDAP belegen. Andererseits lassen es seine im Stiftungsbrief gezeigte antisemitische Einstellung, seine Verwurzelung im deutschnationalen Lager und nicht zuletzt seine Freundschaft zum Nationalsozialisten Heinrich Damisch auch nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass Gehmacher, der eine „parteipolitische Positionierung im öffentlichen Leben oder als Funktionär des Mozarteums zeitlebens weitgehend“ vermieden hat, mit dem Nationalsozialismus sympathisierte.

 

Straßenbenennung

Nachdem bereits in der Sitzung des Kulturausschusses am 28. September 1954 mehrere Vorschläge für Straßenbenennungen im Stadtgebiet beschlossen und an den Stadtsenat weitergeleitet worden waren, stellte dieser sie zur Klubberatung zurück. Schließlich kam der Punkt in der Sitzung des Kulturausschusses vom 7. Dezember 1954 erneut auf die Tagesordnung. „Der Referent G.R. Ingram berichtet eingehend über zwei neue Strassenzüge u. zwar in Nonntal soll die Allee entlang des Union-Sportplatzes in Josef Preis Allee und das Strassenverbindungsstück vom Kurpark zum Müllnersteg in Friedrich Gehmacherstrasse benannt werden.“ Der Antrag für diese beiden und sieben weitere Benennungen wurde vom Kulturausschuss einstimmig angenommen. Im Protokoll der Sitzung des Stadtsenates vom 13. Dezember 1954 ist zwar die Debatte über sieben hier nicht ausgeführten Straßenzüge festgehalten worden, die Benennungen nach Josef Preis und Friedrich Gehmacher finden sich allerdings keine Erwähnung. Offensichtlich wurden sie aber beschlossen und an den Gemeinderat weitergeleitet, denn in dessen Sitzung vom 17. Dezember referierte Gemeinderat Sepp Weilhartner (FPÖ) beim Punkt Straßenbenennungen auch die „Friedrich Gehmacher-Straße: Durch den Neubau des Verwaltungsgebäudes der Tauernkraftwerke A.G. an der Schwarzstraße beim Müllnersteg erweist es sich als angebracht, das bisher unbenannte kurze Straßenstück zu benennen. Über Anregung der Stiftung Mozarteum wird dieses Straßenstück nach dem verstorbenen Hofrat Friedrich Gehmacher, dem langjährigen verdienten Präsidenten der Internationalen Stiftung Mozarteum, benannt. Die Benennung erscheint gerade heuer sinnvoll, da sich am 20. September 1954 zum 40. Male der Tag der feierlichen Eröffnung des Mozarteums jährte.“ Der Gemeinderat stimmte einstimmig (14 SPÖ, 13 ÖVP, 9 VdU, 1 KPÖ) der Benennung der „Friedrich-Gehmacher-Straße“ zu.