Maria Cebotari

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:
Maria Cebotari bei den Salzburger Festspielen 1938

Sängerin

* 10. Februar 1910 in Kischinew (Bessarabien, Russisches Kaiserreich, heute Chișinău, Republik Moldau)

† 9. Juni 1949 in Wien

Straßenbenennung: Maria-Cebotari-Straße, beschlossen am 21. Oktober 1969

Lage: Aigen; Verbindungsstraße von der Gaisbergstraße zur Apothekerhofstraße.

 

Die Sängerin Maria Cebotari (eigentlich Cebotaru) wurde am 10. Februar 1910 in Kischinew im russischen Teil von Bessarabien (heute Chișinău, Republik Moldau) als Tochter eines Lehrers geboren und wuchs zweisprachig (russisch/rumänisch) auf. Ihr Gesangstalent wurde im Kirchenchor – sie war griechisch-orthodox – entdeckt, sie durfte das Konservatorium in Kischinew besuchen, wo sie Gesang und Klavier studierte.

Bei einem Gastspiel des von Prag aus operierenden Moskauer Künstlertheaters mit Tolstois „Lebendem Leichnam“ 1926/28 in Kischinew wurde Cebotari von Regisseur und Hauptdarsteller Alexander Wiruboff als Sängerin verpflichtet. Anschließend ging sie mit der Truppe auf Tournee durch die Hauptstädte Europas, so kam Cebotari Ende der 1920er Jahre nach Berlin, wohin die UFA Wiruboff zu Dreharbeiten eingeladen hatte. Im Stummfilm „Troika“ trat sie erstmals unter ihrem italianisierten Künstlernamen Cebotari auf. 1930 heiratete sie ihren Entdecker Wiruboff. Sie nahm in Berlin ihre Gesangsausbildung wieder auf und studierte an der Hochschule für Musik Berlin. 1930 wurde sie von der Dresdner Staatsoper engagiert, sie sprach noch kein Deutsch, erhielt jedoch eine Anstellung mit Ausbildungsgage in der Hoffnung, mit ihr ein zukünftig wertvolles Ensemblemitglied heranzubilden. Zunächst wurde sie vor allem im Opernchor und kleinen Solopartien eingesetzt. Durch ihre Rolle als Mimi in Puccinis „La Bohème“ stieg Cebotari 1931 quasi über Nacht zum Star auf. Im selben Jahr verpflichtete Bruno Walter sie für die Salzburger Festspiele. In seiner Inszenierung von Glucks „Orpheus und Eurydike“ sollte die Sängerin der Dresdner Staatsoper den „Eros“ singen. Das „Salzburger Volksblatt“ zeigte sich angetan von ihrem „hübschen, nicht sehr großen, aber sorgfältig geschulten Sopran“. Die Aufführung wurde auch im Radio übertragen. Im darauffolgenden Jahr besetzten die Festspiele Cebotari erneut für diese Rolle, die „Salzburger Wacht“ lobte, sie habe „ihre Nervosität abgelegt, die im Vorjahr ihre Stimme etwas unruhig flackern ließ“. Von 1931 bis 1933 bildete sie auch einen Teil des „Knabenterzetts“ in der „Zauberflöte“, trat also, im Unterschied etwa zu Anna Bahr-Mildenburg und Hans Pfitzner, auch kurz nach Inkrafttreten der Tausend-Mark-Sperre noch in Salzburg auf. Die „Zauberflöte“ 1933 war allerdings ihr letzter Auftritt ebendort bis zum „Anschluß“. Auch ein für 1937 angekündigtes Festspielengagement in „Die Meistersinger von Nürnberg“ unter der Regie von Arturo Toscanini kam nicht zustande.

 

NS-Zeit

Die Spannungen zwischen Österreich und dem nationalsozialistischen Deutschland schränkten die Auftrittsmöglichkeiten von Maria Cebotari ein. Zunächst galt es für die Sängerin allerdings, ihre Engagements in Deutschland aufeinander abzustimmen. Die Berliner Staatsoper beabsichtigte offenbar die aufstrebende Künstlerin vom Opernhaus in Dresden abzuwerben, schließlich wurde jedoch ihr Vertrag in Dresden auf fünf Jahre verlängert und ihr zunächst Gastspiele in großzügigerem Umfang für die Berliner Staatsoper gestattet, 1935 wurde sie dort dauerhaft unter Vertrag genommen. Cebotari für die Berliner Staatsoper zu verpflichten, war wichtig „für den Ruf Berlins als Kulturmetropole“, das Propagandaministerium zeigte sich in einer Notiz als Bewunderin: „Sensationeller Erfolg als Salome unter Krauss an der Berliner Staatsoper. Ungewöhnlich begabte und instinktsichere Darstellerin“.

Auftritte in Österreich waren nun genehmigungspflichtig. So scheiterte etwa ihre Verpflichtung an der Wiener Staatsoper für Verdis „Requiem“ im Rahmen einer Dollfuß-Gedächtnisfeier 1934. Im selben Jahr, im Alter von 24 Jahren, wurde Maria Cebotari in Berlin der Titel Kammersängerin verliehen, „eine Auszeichnung, die weder vor noch nach ihr je einer so jungen Künstlerin zuteil wurde“. Der Historiker Johannes Hofinger interpretiert die Verleihung des Titels als „Belohnung“ durch das NS-Regime für ihren Verzicht auf Auftritte in Österreich. Allerdings gab sie weiterhin Gastspiele nicht nur in London, Paris, Zürich, Mailand und Rom – die Zeitungen nannten sie wegen der Nutzung von Flugzeugen zur Wahrnehmung ihrer Auftritte die „fliegende Kammersängerin“, sondern auch in Wien.

Am 21. Mai 1936 gab sie ihr Debüt an der Wiener Staatsoper, als Gast sang sie die Eurydike in Glucks „Orpheus“ unter der Leitung von Bruno Walter. Die „junge poesieumflossene Künstlerin (…) bringt den Zauber ihres Wesen mit, die silberne, schlanke Stimme, die fast mystische Musikalität“, gab sich der Rezensent in „Die Stunde“ hingerissen. Die Wiener Staatsoper hatte über das Büro des „Bühnennachweis“ bei der Reichstheaterkammer um die Genehmigung des Gastspiels angesucht und diese auch erhalten. Die Auslandsbüros des „Bühnenachweises“ besorgten auch den Umtausch der Gage von der Landeswährung in Reichsmark. Maria Cebotari residierte während des Wien-Aufenthaltes im Hotel Imperial und nutzte die Zeit für einen weiteren Auftritt, sie sang auf der von der Konzerthausgesellschaft veranstalteten Gustav Mahler-Gedächtnisfeier anlässlich des 25. Todestages des Komponisten das Sopran-Solo der 8. Symphonie, dirigiert von Bruno Walter. Vor allem letzterer Auftritt traf beim Präsidenten der Reichstheaterkammer nicht auf Zustimmung, er richtete noch im Mai 1936 ein Schreiben an Cebotari, in dem er beklagte, dass „keine Genehmigung“ der Auftritte eingeholt worden sei, zudem sei „die Mitwirkung bei einer Gustav Mahler-Feier in Wien unter Bruno Walter, also bei einer ausgesprochen jüdischen Veranstaltung, dazu angetan, Ihre Zuverlässigkeit (…) in Zweifel zu ziehen“. Die Reichstheaterkammer sehe von Konsequenzen ab, allerdings müsste sie Cebotari „im Wiederholungsfalle (…) wegen mangelnder Zuverlässigkeit aus der Reichstheaterkammer ausschliessen“, was mit dem Verlust der Möglichkeit ihren Beruf auszuüben einhergehen würde. Die Sängerin wehrte sich gegen die Vorwürfe gegenüber Reichskulturwalter Hans Hinkel und übersandte diesem das Erlaubnisschreiben des Wiener Büros des „Bühnennachweises“, den Vertrag mit dem Konzerthaus sowie einen Brief des Wiener Gauleiters Alfred Frauenfeld. Die Episode soll letztlich dennoch zur kurzfristigen Untersagung ihrer Beteiligung an den Salzburger Festspielen 1937, bei denen sie in den „Meistersingern“ und in der „Zauberflöte“ hätte auftreten sollen, geführt haben.

Maria Cebotari war Mitglied der Fachschaft Bühne der Reichstheaterkammer, in die sie aus der eingegliederten Vorgängerorganisation, der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger, übernommen worden war. 1935 trat sie zudem – über Staatskommissar Hans Hinkel, zu dieser Zeit Geschäftsführer der Reichskulturkammer – der „Kameradschaft der Deutschen Künstler“ bei, was im Unterschied zur Mitgliedschaft in der Kammer keine Vorbedingung für die Berufsausübung war, sondern als politisches Statement gesehen werden kann. Allerdings wurde Cebotari zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen. Ab 1937 war Cebotari auch Mitglied der Reichsfilmkammer, da das Filmgeschäft immer mehr ins Zentrum ihres Schaffens rückte. In Bezug auf ihre Filmengagements scheint ihr der Rat und die Einschätzung Hinkels wichtig gewesen zu sein, sie sandte ihm beispielsweise die ihr von der Teka-Film vorgelegten Filmentwürfe. Es dürfte auch zu persönlichen Treffen mit dem Geschäftsführer der Reichskulturkammer gekommen sein.

Für die ersten Salzburger Festspiele nach dem „Anschluß“ wurde Maria Cebotari, die von Propagandaminister Joseph Goebbels auch zum feierlichen Empfang für die politische und künstlerische Elite zur Eröffnung der „deutschen“ Festspiele im Schloss Kleßheim geladen wurde, wieder verpflichtet. Cebotari sang bei den Festspielen die Gräfin in „Hochzeit des Figaro“ und in „Don Giovanni“ unter der Leitung von Karl Böhm die Rolle der Zerlina. Die Inszenierung stammte von Bruno Walter, das Bühnenbild von Oskar Strnad, die beide nach dem „Anschluß“ nicht mehr in Österreich wirken konnten. Die Premiere des „Don Giovanni“ am 25. Juli 1938 besuchte Rudolf Heß. Bei den Festspielen 1939 wirkte Cebotari erneut in „Don Giovanni“, diesmal dirigiert von Clemens Krauß, als Zerlina, sowie als Konstanze in „Entführung aus dem Serail“ mit. Die „Salzburger Landeszeitung“ veröffentlichte ein „Künstlerportrait“ der Cebotari. Nach Kriegsbeginn spielte sie nicht mehr in Salzburg, gastierte jedoch beispielsweise in Bukarest und Rom, wo sie auch vor Mussolini auftrat und von ihm auch empfangen wurde. Sie „erhielt das zweifelhafte Privileg, beim Essen zwischen Propagandaminister Goebbels und seinem italienischen Kollegen Pavolini zu sitzen“. Ein Engagement an der Metropolitan Opera New York sagte sie 1940 ab, weil ihr zweiter Ehemann Gustav Diessl, den sie 1938 geheiratet hatte, keine Genehmigung bekam, sie zu begleiten. 1941 wurde ihr erster Sohn Peter in Berlin geboren.

Vor allem widmete sich Maria Cebotari nun aber vermehrt dem Film, oft gemeinsam mit dem in Wien geborenen Diessl, der auf die „Gottbegnadeten“-Liste der für die Filmproduktion unabkömmlichen Schauspieler gesetzt wurde. Cebotari war von 1935 bis 1942 in nicht weniger als 24 Filmen zu sehen und wurde „zu einer der höchstbezahlten Darstellerinnen in der Filmindustrie des ‚Dritten Reichs’“. Bekam sie für „Mädchen in Weiß“ (1936) von der FDF-Fabrikation Deutscher Filme GmbH in Berlin noch eine Pauschale von 13.000,- RM – sie erhielt schließlich 14.000,- RM – so veranschlagte sie 1937 für den Italiafilm „Mutterlied“ bereits 45.000,- RM. Ihr Vertrag mit der UFA für 1937/38 sah laut einer Aktennotiz aus dem Jahr 1936 25.000,- RM als Pauschale für sechs Wochen Drehzeit für den ersten Film und für den optionalen zweiten Film 40.000,- RM vor. Für „Premiere der Butterfly“ (1939) erhielt sie 50.000,- RM und 35.000,- RM für den antikommunistischen UFA-Film „Starke Herzen“ (1937), der „Goebbels zu schlecht“ war und deshalb erst 1953 uraufgeführt wurde, möglicherweise war auch der Hitler-Stalin-Pakt für die Zurückstellung verantwortlich. Für ausländische Produktionen waren Genehmigungen einzuholen, das Propagandaministerium hatte gegen die italienischen Filme „Maria Malibran“ und „Amami Alfredo“ (1940/41) ebenso wenig einzuwenden wie mangels Verwendung Cebotaris beim deutschen Film im Sommer und Herbst 1942 gegen Dreharbeiten in Rom. Der jährliche Gesamtverdienst der Sängerin aus festen Engagements, Gastauftritten und Filmproduktionen lag 1942 und 1943 bei jeweils über 140.000,- RM.

1942 spielte Maria Cebotari im italienisch-rumänischen Propagandafilm „Flammen über Odessa“ (ital. Originaltitel „Odessa in fiamme“) über die Schlacht von Odessa 1941, von der NS-Presse als „dokumentarischer Spielfilm“ angekündigt. Die Sängerin wurde – der Zeitpunkt ist unklar – mit dem Kommandeur-Orden der rumänischen Krone und dem Orden 1. Klasse für Kunst und Wissenschaften ausgezeichnet.

Cebotaris Gatte Gustav Diessl spielte im Durchhaltefilm „Kolberg“ von Veit Harlan mit, der erst am 30. Jänner 1945 in Berlin uraufgeführt wurde, wo das Ehepaar lebte. Den Haushalt führte eine minderjährige Ukrainerin namens Olga, die „zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden“ war. Im Frühjahr 1945 setzte sich Cebotari per Zug nach Kitzbühel ab, wo sie das Kriegsende erlebte.

 

Nachkriegszeit

Österreich wurde nach Kriegsende die künstlerische Heimat von Maria Cebotari mit Engagements bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper. Bereits unmittelbar nach Kriegsende sang Cebotari für US-amerikanische Soldaten und Offiziere der Regenbogen-Division in Kitzbühel und Kufstein. Die Familie bezog eine Wohnung in Salzburg in der Hofhaymerallee. Für die Salzburger Festspiele 1945 erteilte ihr die US-amerikanische Militärregierung die Genehmigung aufzutreten, da sie „nie Mitglied der NSDAP“ war und „nicht als überzeugte Nationalsozialistin“ galt. Maria Cebotari sang die Rolle der Konstanze in „Die Entführung aus dem Serail“ und gab einen eigenen Gesangsabend, bei dem sie verschiedene Arien darbot. Außerdem beteiligte sie sich bei einem Konzert zugunsten des Wiederaufbaues des Salzburger Doms.

Im Herbst 1945 trat Cebotari mit dem Mozarteumorchester auf und gastierte auch in Graz und in der Schweiz. Auch 1946 trat Cebotari bei den Festspielen im „Figaro“ auf, ebenso 1947, in diesem Jahr wurde sie auch in „Dantons Tod“ besetzt, 1948 sang sie in „Le vin herbé“, „Orpheo und Eurydike“ sowie bei Domkonzerten. 1946 wurde in Salzburg ihr zweiter Sohn Fritz geboren. 1947 wurde sie von der Wiener Staatsoper verpflichtet, deren Ensemble sie bis zu ihrem Tod 1949 angehörte. Am 20. März 1948 starb überraschend ihr Ehemann Gustav Diessl an einem Schlaganfall.

Nachdem sie Ende März 1949 unter Schmerzen und Fieber im „Bettelstudent“ an der Wiener Staatsoper aufgetreten war, wurde sie am 4. April operiert und als Ursache Leberkrebs erkannt. Die Ärzte teilten ihr den Ernst ihres Zustandes laut Zeitungsberichten bis zuletzt nicht mit. In den Morgenstunden ihres Todestages wurde sie von der Mozartgemeinde zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Maria Cebotari verstarb am 9. Juni 1949 in ihrer Wiener Wohnung in der Weimarer Straße im 18. Bezirk. „Die Künstlerin war eine der hervorragensten Sängerinnen der jüngeren Generation. Das österreichische Musikleben hat einen unersetzlichen Verlust erlitten“, hielt das „Salzburger Tagblatt“ fest.

Maria Cebotari wurde im Foyer der Wiener Staatsoper aufgebahrt, die Wiener Philharmoniker spielten bei der Verabschiedung, der Wiener Bürgermeister Theodor Körner hielt die Trauerrede. „Tausende von Menschen gaben der Verstorbenen das letzte Geleite, weitere tausende säumten die Ringstraße.“ Maria Cebotari wurde am Döblinger Friedhof beigesetzt. Die verwaisten Söhne Peter und Fritz wurden nach „langem Adoptionsstreit“ 1958 vom britischen Pianisten Sir Clifford Curzon und seiner Frau Lucille adoptiert.

Nach Maria Cebotari wurden in Salzburg, Wien, Dresden und in ihrer Geburtsstadt Chișinău Straßen benannt. Am Haus Hessenallee 12, ihrem letzten deutschen Wohnsitz in Berlin, wurde im Jahr 2000 eine Gedenktafel angebracht.

 

Straßenbenennung

Der Schriftsteller Erwin Mini-Haas wandte sich im Juni 1968 in salbungsvollen Worten an den Salzburger Bürgermeister Kommerzialrat Alfred Bäck (SPÖ): „Ich komme heute mit einer großen Bitte, beziehungsweise einem Vorschlag. Nachdem der hochgeschätzte Herr Bürgermeister für unsere schöne Stadt so viel Schönes und Gutes getan hat, um den Fremdenverkehr zu heben, so wäre es im Interesse vieler Opern- und Festspielfreunde, wenn zum 20. Todestag der unvergeßlichen Opernsängerin Maria Cebotari, der sich am 9. Juni 1969 jähren wird, im Rahmen einer schlichten Feier eine Straße oder eine Gasse in Parsch, dem sogenannten Künstlerviertel, nach ihr zu benennen (sic). Diese hochverdiente Mozart-Sängerin hat sich große Verdienste um die Salzburger Festspiele erworben und wir Opernenthusiasten von Maria Cebotari glauben, daß sie würdig wäre in Salzburg verewigt zu werden. Als großer Kunstfreund und unser bester Stadtvater, hoffen wir, daß Sie, hochgeschätzter Herr Bürgermeister, zu diesem Vorschlag Ja sagen werden und einer großen Künstlerin ein schönes Denkmal setzten in Form einer Straßen- oder Gassenbenennung. Die Stadt Wien hat bereits vor Jahren einen Maria-Cebotari-Weg geschaffen. Nun wäre die Festspielstadt Salzburg an der Reihe.“ Bürgermeister Bäck brachte dem Stadtratskollegium in der Sitzung vom 28. Juni 1968 den Vorschlag von Mini-Haas zur Kenntnis, der Brief wurde vervielfältigt und ging „an alle Klubs zur Klubberatung“.

In der „Übersicht zur Straßenbenennungsbesprechung des Unterausschusses am 5. Sept. 1969“ finden sich unter Vorgang „VIb KG Aigen“ zwei „Straßenzüge südlich Girardi- und Gaisberstraße“, für die ein „Amtsvorschlag (Festspielkünstler)“ vorlag, nämlich die Benennung nach Erich Kleiber und Clemens Krauss. Bei den beiden handelte es sich um „2 berühmte bereits verstorbene Dirigenten der Sb. Festspiele (in Parsch / Aigen befindet sich bereits eine Benennungsreihe von Festspiel- und Bühnenkünstlern“. Wie sich wohl erst nach Versendung dieser Unterlage herausstellte, sollten nicht zwei, sondern drei Straßenzüge neu benannt werden, weshalb in der Sitzung eine nicht dokumentierte neue Gewichtung vorgenommen wurde. Die Mitglieder des Unterausschusses erinnerten sich offensichtlich an den Vorschlag von Erwin Mini-Haas und beschlossen, je eine Straße nach Maria Cebotari, Clemens Krauss und Joseph Messner zu benennen. Weshalb der Namen von Erich Kleiber nicht mehr berücksichtigt wurde, geht aus den Akten nicht hervor. Der Amtsbericht des Kulturamtes, der am Tag der Besprechung ausgefertigt wurde, schlug demnach u. a. die Benennung nach Maria Cebotari, „Sängerin und Festspielkünstlerin“, vor. In den beiliegenden Erläuterungen führte das Kulturamt über sie aus: „Sopranistin rumänischer Herkunft, gastierte viel an den großen in- und ausländischen Bühnen u. a. in Belgien, Frankreich, Schweden, England, Nordamerika und trat viele Jahre auch bei den Salzburger Festspielen in bedeutenden Rollen wie als ‚Konstanze‘ in ‚Entführung aus dem Serail‘ oder als ‚Sophie‘ im ‚Rosenkavalier‘ auf. Maria C. ist besonders durch ihre Mozart- und Strauß-Interpretation international bekannt.“ Vom Kulturausschuss wurden in seiner Sitzung am 16. September 1969 „die im Amtsbericht vorgeschlagenen Straßenbenennungen (…) ohne jeden Alternativvorschlag einstimmig angenommen“ und die Weiterleitung an den Stadtsenat zur Beschlussfassung veranlasst. Diese erfolgte am 6. Oktober 1969. Die Benennung der „Maria-Cebotari-Straße“ wurde in der Gemeinderatssitzung am 21. Oktober 1969 einstimmig (19 SPÖ, 13 ÖVP, 8 FPÖ) beschlossen.