Nach 140 Jahren: Neubau Kanal Schwarzstraße nötig

28.05.2010

Rund 1,6 Millionen Euro investiert die Stadt Salzburg heuer in den Neubau des Hauptkanals in der Schwarzstraße, zwischen Raika-Garage und Café Bazar, sowie in das Anschlussstück in der Theatergasse.

„Das ist dringend nötig“, betont die ressortzuständige Baustadträtin Claudia Schmidt bei einem Lokalaugenschein am Freitag, 28. Mai 2010. „Auch das Hotel Sacher erhält damit endlich einen korrekt funktionierenden Hausanschluss“.

Salzburg anno 1862

Er war vor knapp 140 Jahren, als im Zuge der Stadterweiterung anno 1862 das fast mannshohe, aus Steinquadern gemauerte Kanalbauwerk unter der Schwarzstraße errichtet wurde. Es handelt sich um die drittälteste „Hauptkloake“ nach jenen in der Kaigasse und Linzergasse, die 1852 und 1854 aus Ziegeln hergestellt worden waren.

Der städtische Rechtsrath Neumüller schreibt dazu in einem Gedenkbuch 1881: „Eine wesentliche Schwierigkeit bei der Durchführung der Canalisierung bildet die wechselnde Höhe des Wasserstandes der Salzach (…), indem sich bei niederem Wasserstande die Fäcalmassen auf den Sandbänken der Salzach lagern, während grössere Hochwässer den regelmässigen Abfluss des Unrates hemmen und eine Rückstauung desselben verursachen.“

Vor Mitte des 19. Jahrhunderts hatte es ausschließlich Unratrinnen und Senkgruben in der Stadt Salzburg gegeben. Letztere teils so groß, dass sie nur alle zehn Jahre entleert werden mussten. Zu den Unratrinnen bemerkt der Arzt und Stadthistoriker Franz Valentin Zillner 1866: „Die Abtrittschläuche sind ohne bekannte Ausnahme aus Holz; von einem mechanischen Verschlusse dieser Röhren, um den Gasen den Weg zu den Athmungsorganen der Menschen etwas zu verlegen, ist nichts bekannt; in einigen öffentlichen Anstalten werden selbe in Luftschläuchen auf’s Dach geleitet.“

Ständig Probleme vor Hotel Sacher

„Von diesen hygienischen Zuständen sind wir, Gott sei Dank, meilenweit entfernt“, sagt Schmidt. Doch der bauliche Status des Kanals in der Schwarzstraße sei dezidiert nicht länger haltbar. „Insbesondere der Abschnitt vor dem Hotel Sacher verursacht laufend betriebliche Probleme.“ Kanalbefahrungen mit einer Roboter-Kamera und Begutachtungen durch Mitarbeiter des Kanalamts hätten erhebliche Schadensbilder ergeben.

„Der Kanal ist an vielen Stellen undicht. Teilweise sind zentimeterdicke Risse aufgetreten und Teile eingestürzt“, ergänzt Projektleiter Gerald Eitzinger. „Hier kann nicht mehr saniert werden. Hier müssen wir neu bauen“, so Amtsleiter Josef Mayr. Vorgesehen ist, den Altkanal in offener Künetten-Bauweise durch ein so genanntes „1000er-Rohr“ mit einem Meter Durchmesser zu ersetzen.

Gearbeitet wird seit 25. Mai vorerst am Kai, dann im Bereich der Busspur in der Schwarzstraße, beginnend bei der Raika Garage. Am Kai wird auch eine Anbindung des neuen Kanals an den Reinhalteverband-Sammler entlang des rechten Salzachufers errichtet. Aus Gründen der Baustellkoordination werden von der Salzburg AG Gasleitungsarbeiten im Zuge des Kanalneubaus durchgeführt.

Rücksicht auf Festspielzeit

Baustadträtin Claudia Schmidt: „Auf die Festspielzeit nehmen wir bei dem Gesamtvorhaben selbstverständlich Rücksicht. Die Arbeiten sind so angelegt, dass wir dann jedenfalls nicht im Bereich Makartplatz bzw. Hotel Sacher tätig sind.“ Ziel sei es jedoch, bis Ende des Jahres alles zum Abschluss zu bringen.

Weitere Sorgenkinder

Rund 390 km Länge umfasst das Kanalnetz der Stadt Salzburg aktuell. Es ist in 21 Betriebsgebiete aufgeteilt, wovon 14 bereits detailliert überprüft wurden. 50 km Kanal weisen demnach die Schadensklassen 2 bis 3, starke bis sehr starke Schäden, auf. „Daraus ergibt sich, gesetzlich verpflichtet, ein Budget-Erfordernis von mindestens 3,6 Millionen Euro pro Jahr für die nächsten vierzehn Jahre“, betont Baustadträtin Schmidt. „Aufgrund unserer bisherigen Erhebungen zählen wir insbesondere den Franz-Josef-Kai, die Altstadt, den Rudolfskai, die Steingasse, Bergstraße, Rainerstraße oder den Müllner Hügel zu den drängendsten Sorgenkindern. Befürchten aber, dass da noch weitere folgen werden“.

Schupfer, Karl, Mag. (12112)