Stadt Salzburg finanziert Gratis-Schwimmunterricht für alle Kinder in den zweiten Volksschulklassen

Bürgermeister-Stellvertreter Auinger: „Jedes Kind wird schwimmen lernen!“
25.09.2020

In Österreich sterben jährlich rund 40 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalles. Bei tödlichen Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache (Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit, 2019). Angesichts dieser erschreckenden Zahl hat die Stadt Salzburg gemeinsam mit dem Land Salzburg und weiteren Partnern mit Beginn des Schuljahres 2020/21 ein österreichweites Vorzeigeprojekt gestartet: Alle Zweitklassler*innen in den Volksschulen (VS) der Stadt Salzburg bekommen Gratis-Schwimmunterricht. Das betrifft Kinder aus 55 Klassen in 21 städtischen Volksschulen und den Volksschulen der Franziskanerinnen und der Diakonie. Die Kurse finden dabei im Rahmen des regulären Unterrichts statt. Die Absicht dahinter ist für Bernhard Auinger, Bildungsressort-Chef und Bürgermeister-Stellvertreter der Stadt Salzburg, klar: „Die Zahl der Nichtschwimmer*innen ist alarmierend. Wir wollen, dass jedes Kind so früh wie möglich schwimmen lernt - ungeachtet der finanziellen Mittel seiner Eltern. Denn nicht selten scheitert der Besuch eines Schwimmkurses am Geld.“

Qualität steht an oberster Stelle
Auinger hebt die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Land und den weiteren Projektpartnern hervor: „Ich möchte mich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit bei Bildungslandesrätin Maria Hutter bedanken. Für uns beide steht die Qualität des Projekts an oberster Stelle. Deshalb freut es mich besonders, dass neben der Bildungsdirektion von Seiten des Landes auch der Neue Verband der Schwimmvereine in Salzburg, die Ortsstelle Salzburg Stadt der Österreichischen Wasserrettung und der Club Aktiv Gesund mit an Bord sind!“ Die Schwimmtrainings werden im AYA-Hallenbad, im Paracelsus-Bad und im Schwimmbecken der Mittelschule Taxham abgehalten. Ist eine Klasse vor Ort, instruieren drei Schwimmtrainer*innen die Klasse, bei zwei Klassen sind es fünf Trainer*innen. Jede Klasse durchläuft einen Zyklus von sieben einstündigen Trainingseinheiten. An dessen Ende sollten die Kinder schwimmen können. Auf Grund der aktuellen Covid-19-Situation finden die Kurse unter strengen Hygieneregeln statt, welche in enger Abstimmung zwischen der Bildungsdirektion und der Stadt Salzburg festgelegt wurden.

Auftakt für Pilotprojekt im Herbst 2019
Bereits im Vorjahr hat das städtische Sportressort das Pilotprojekt „Schulschwimmen“ umgesetzt. Mehrere städtische Volksschulen machten mit, gleichzeitig begannen intensive Gespräche mit der Bildungsdirektion Salzburg. Schlussendlich konnten die für ein flächendeckendes Schwimmprojekt in der gesamten Stadt Salzburg erforderlichen Partner gefunden und die notwendigen Rahmenbedingungen festgelegt werden. Der Durchführung von stadtweiten Gratis-Schwimmkursen für alle VS-Zweitklässler*innen stand somit nichts mehr im Weg.

Schwimmen können vermeidet Unfälle und stärkt Selbstvertrauen
„Je früher ein Kind schwimmen kann, desto besser. Das hilft nicht nur Schwimmunfälle zu vermeiden, sondern gibt dem Kind auch das Gefühl von Sicherheit, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Schwimmen zu können – das stärkt letztlich das kindliche Selbstvertrauen!“, hält Bürgermeister-Stellvertreter Auinger fest. Und weiter: „Gerade in den Sommermonaten gibt es immer wieder Berichte über Schwimmunfälle von Kindern, die oft dramatisch enden. Wenn wir mit unserem Projekt auch nur einen Unfall verhindern können, hat es sich bereits gelohnt.“ Für die ressortzuständige Landesrätin Maria Hutter sind die Qualitätssicherung und die Abstimmung zwischen den Kooperationspartnern entscheidend, sodass das Projekt auch langfristig implementiert werden kann.

Kooperationspartner mit fundierter Expertise
Die zentrale Rolle der Bildungsdirektion im Hinblick auf den Lehrplan als Schnittstelle zu den Schulen sowie als inhaltlicher Overhead umreißt Anton Lettner, Leiter des Pädagogischen Bereichs, so: „Die Einbeziehung des Schwimmens in den Sportunterricht ist in allen Lehrplänen für alle Schulstufen verankert. Gerade in der Volksschule hat die Bewegungserziehung eine ganz besondere Bedeutung. Wegen der lebenserhaltenden und -rettenden Funktion des Schwimmens muss es Ziel des Unterrichts sein, allen Schulabgänger*innen hier zumindest eine grundlegende Fertigkeit zu vermitteln.“

Der Neue Verband der Salzburger Schwimmvereine erstellte mit der Wasserrettung einen fachlichen Leitfaden, prüft – mit der Bildungsdirektion - die Eignung der Trainer*innen und sorgt für einen Pool von ausgebildeten Schwimmtrainer*innen. „Für uns ist das Projekt eine Herzensangelegenheit, weil dadurch der Schwimmsport mehr in die Öffentlichkeit rückt. Schwimmen ist ein Gesundheits- und Freizeitsport für jedes Alter. Es freut uns, die Möglichkeit zu erhalten, Kinder für diesen Sport zu begeistern und später vielleicht auch in den Vereinen zu fördern. Das ist natürlich auch unser Wunsch und eine Werbung für den Schwimm- und Wassersport!“, betont Clemens Weiss, Präsident des Neuen Verbands der Schwimmvereine in Salzburg.

Die Wasserrettung sensibilisiert die Kinder für das Element Wasser, schult die Lehrkräfte zu Semesterbeginn und bietet zusätzlich Vorträge über die Themen Schwimmen, Wasser und seine mögliche Gefahren an. Der Ortsstellenleiter der Wasserrettung, Johann Biechl, sieht daher vor allem in der Prävention die wichtige Aufgabe des Projekts. „Je mehr Kinder schwimmen können, desto weniger Einsätze haben wir später. Viele Einsätze können genau durch solche Vorzeigeprojekte abgewendet werden. Daher sind wir sehr froh, mit an Bord zu sein und unsere Expertise einbringen zu können.“

Der Club Aktiv Gesund bringt seine langjährige Erfahrung in der Administration von Gesundheitskursen ein und wickelt die Abrechnungen mit den Schwimmtrainer*innen ab.

Die Stadt Salzburg finanziert und koordiniert das Projekt, prüft mit der Bildungsdirektion die Eignung der Schwimmtrainer*innen, teilt mit dem Schwimmverband die Kurse und Trainer*innen ein und fungiert als zentrale Stelle für alle Projektpartner.

Kosten und Ausblick
Die Gesamtkosten für die Gratis-Schwimmkurse betragen im Schuljahr 2020 rund 100.000 Euro. Eine Fortsetzung soll es im nächsten Jahr geben. Zuvor werden die Kurse gemeinsam mit den teilnehmenden Schulen und den Projektpartnern evaluiert.

Jochen Höfferer