Wegen Personalnot: Stadt Salzburg schließt ab 1. Juni Seniorenwohnhaus Bolaring
Christoph Baumgärtner, Leiter der Senioreneinrichtungen, berichtete heute dem Sozial- und WohnungsausschussVor Eingang in die Tagesordnung in die Sitzung des Sozial- und Wohnungsausschusses am Do, 24. März 2022 berichtete Christoph Baumgärtner, der Leiter der städtischen Senioreneinrichtungen, über die prekäre Lage in den städtischen Seniorenwohnhäusern (SWH). Wie gestern bekannt wurde, müssen wegen des akuten Personalmangels ja die zwanzig Bewohner:innen des SWH Bolaring ab 1. Juni in das SWH Taxham übersiedeln. Mit den Bewohner:innen und Angehörigen sei das Vorgehen bereits abgesprochen. „Wir setzen diesen Schritt im Sinne der Vernunft und handeln damit verantwortungsvoll gegenüber Bewohner:innen und Mitarbeitenden“, so Baumgärtner. Denn: „Wir sind an unsere Grenzen angelangt.“ Für das Haus Bolaring werde jetzt eine sinnvolle Nachnutzung angestrebt. So stehe die Diakonie mit einem Konzept für eine Übergangspflege bereit.
Nur 68 von 107 Planstellen besetzt
Diese Maßnahme ist der aktuellen Situation geschuldet: Von 282 Planstellen insgesamt sind aktuell nur 230 besetzt, dazu kommen zahlreiche coronabedingte Ausfälle. So konnten während der letzten drei Monate durchschnittlich 25 Prozent der Pflegekräfte nicht zur Arbeit kommen, im März werden es mehr als ein Drittel sein. Allein von den 107 Planstellen für diplomierte Pfleger:innen sind aktuell nur 68 besetzt. Wie groß die Überlastung ist, beweist auch die Tatsache, dass jede:r Mitarbeiter:in im Pflegebereich rund zehn Wochen Urlaub abzubauen hat. Derzeit sind aus Personalmangel 110 Plätze in den städtischen SWH frei.
Land ist jetzt am Zug
Leider gebe es derzeit auch keine Bewerbungen, so Baumgärtner. In den nächsten Monaten gingen zudem vier Kolleg:innen in Pension und eine in Mutterschutz. „Ein Positionspapier mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen haben wir vor sechs Wochen dem Land übermittelt. Es enthält konkrete Maßnahmen, wie wir die Verwaltung entlasten, die Ausbildung verbessern und berufsrechtliche Anpassungen vornehmen werden - bisher ohne Reaktion. Das Land ist jetzt aber am Zug. Die Stadt Salzburg als Rechtsträgerin kann nichts mehr tun“, so Baumgärtner. Und weiter: „Wenn wir die Qualität in Pflege und Betreuung beibehalten wollen, schließe ich bei einer Verschärfung des personellen Lage weitere Schritte nicht aus.“
Die Stadt Salzburg ist übrigens nicht allein: So haben gestern auch die Salzburger Landeskliniken eine Überlastungsanzeige gemacht.
Im öffentlichen Teil der Sitzung war nur ein Tagesordnungspunkt auf der Agenda: Er hatte die Besuchsbegleitung von Pro Mente Salzburg zum Inhalt. Durch die Anwesenheit einer neutralen Person („Besuchsbegleiterin“) bei vom Gericht angeordneten Besuchskontakten soll ein für alle beteiligten Personen gesicherter Rahmen geschaffen werden, der die Wiederannäherung/ Intensivierung des Kontaktes zwischen dem Kind und dem besuchsberechtigten Elternteil gewährleisen soll. Für dieses Projekt erhält Pro Mente heuer eine Förderung von 25.000 Euro – das beschloss der Sozialausschuss einstimmig.
Sabine Möseneder