NS-Sport und Körperkultur: Ohne Widerstand bis zum „Endsieg“
Der Vortrag aus der diesjährigen Reihe des städtischen NS-Projekts zum Thema „Herrschaft und Kultur“ am Donnerstagabend, 18. Oktober 2012, in der TriBühne stand ganz im Zeichen des Sports. Wie Andreas Praher, gelernter Historiker und Redakteur der „Stadtnachrichten“, betonte, wurden der Sport und seine Funktion für den Nationalsozialismus in Salzburg bisher nur am Rande wissenschaftlich untersucht.
In Festschriften und Zeitschriften werde die Zeit von 1938 bis 1945 oft ausgeklammert und lapidar mit Sätzen abgehandelt wie „die kriegerischen und politischen Ereignisse legten jede Tätigkeit lahm“. Bis auf wenige Studien und Aufsätze, die sich vor allem auf Wien konzentrieren, fehle in Österreich die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas Sport im Nationalsozialismus fast gänzlich.
Frühe Radikalisierung
Auffallend für Salzburg war jedenfalls die frühe Radikalisierung im Sport schon vor 1938, einhergehend mit einer antisemitischen Stimmung, die sich bereits am Ende des 19. Jahrhunderts und dann verstärkt ab den 1920er-Jahren bemerkbar machte. „Das Salzburger Sportleben war eindeutig deutschnational gefärbt, die völkischen Zwischentöne nicht zu überhören. Der Widerstand, hauptsächlich aus dem katholischen Lager, hielt sich in Grenzen“, so Praher.
Eine nicht unbedeutende Rolle spielte dabei Gauleiter Friedrich Rainer in seiner Doppelfunktion als oberster Sportführer der Ostmark. Der SS-Oberführer Rainer stammte aus der Turnbewegung. Ein Umstand der sich auch in der Besetzung der politischen Ämter im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen bemerkbar machte. So fanden sich dort viele Turnbrüder des Salzburger Turnvereins wieder. An oberster Stelle ist hier Kreissportführer-Stellvertreter Adolf Michel zu nennen.
So gesehen sei die Vereinnahmung des Sports und der Salzburger Vereine ein schleichender Prozess gewesen, der nicht nur von oben veranlasst, sondern auch von unten vorangetrieben wurde, betonte Praher. Der „Anschluß“ auf sportlicher Ebene habe also schon vor 1938 eingesetzt und sei nicht erst durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten ins Rollen gekommen.

Karl Schupfer