Salzburger Frauenpreis dokumentiert!

27.12.2013

Die Pädagogin Karin Fellner aus Wien hat in ihrer Masterarbeit Frauenpreise in Österreich untersucht. Ihre Arbeit ist nun als Buch erschienen. Auch der Salzburger „Troll-Borostyàni-Preis“ ist Teil der Untersuchung. „Frauenpreise rufen einerseits die bedeutenden Namensgeberinnen in Erinnerung und würdigen zum anderen bemerkenswerte Leistungen von Frauen“, sagt Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg. Das Buch sei auch ein gutes Nachschlagewerk. Es geht um Namensgebung, Wirkungsweisen und die Dotierungen ebenso wie um die Bedeutung von Frauenpreisen.

Fragen der Untersuchung sind: Erfüllen Frauenpreise die in sie gesetzten Hoffnungen? Bringen sie Frauen eine tatsächliche Förderung und Anerkennung oder dienen sie lediglich als Feigenblatt, das über konkrete Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft hinwegtäuschen soll? Oder führen sie dazu, die Kategorie Frau weiterhin mit tradierten Attributen festzuschreiben?

In Österreich gibt es Frauenpreise seit etwa zwanzig Jahren und sie werden mehr. Die Salzburger Frauenbüros waren hier also auch eine der Vorreiterinnen. Gegenstand wissenschaftlicher Forschung waren die Preise bisher nicht. „Karin Feller schließt hier eine wichtige Lücke“, betont Alexandra Schmidt.

Der Salzburger „Troll-Borostyàni-Preis“
Das Frauenbüro der Stadt Salzburg und die Stabsstelle für Chancengleichheit, Antidiskriminierung und Frauenförderung des Landes verleihen zum „Internationalen Frauentag“ seit 1996 die nach der ersten Salzburger Feministin Irma von Troll-Borostyàni benannte Auszeichnung. Frauen, Frauenprojekte oder Einrichtungen werden ausgezeichnet, wenn sie sich für eine emanzipatorische Frauenpolitik einsetzen, Zivilcourage zeigen oder wissenschaftlich tätig sind. Seit 2010 wird der Preis nicht mehr jährlich verliehen, sondern in größeren Abständen. Dadurch ist eine höhere Dotierung möglich.

Einige Preisträgerinnen:
2010 herausragende frauenpolitische Errungenschaft, die Salzburger Frauen in ihrer Selbstbestimmung und Eigenständigkeit stärkt: Frauenhaus Salzburg.

2008 Auseinandersetzung mit Geschlechterstereotypen, Rollenklischees und Diskriminierung von Frauen in der Schaufenstergestaltung: Modeboutique „Via Venty“ und der Weltladen Salzburg.

2005 Pionierinnen der Arbeitswelt: Bettina Dürnberger, Helga Hammerschmied & Sonja Ottenbacher (erste Bürgermeisterinnen im Bundesland Salzburg)und Elisabeth Fuchs, Dirigentin.

Über die Namensgeberin:
Irma von Troll-Borostyàni wurde am 31. 3. 1847 im Haus Griesgasse 4 in Salzburg geboren und gilt bis heute als die erste Salzburger Frauenrechtlerin. Das Leben der Familie Troll verlief im bürgerlichen Rahmen gehobenen Beamtentums. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Irma Troll in Salzburg, wo sie geprägt durch die liberale und auf Selbständigkeit abzielende Erziehung ihrer Mutter aufwuchs. Mit 23 Jahren fasste Irma Troll den Entschluss, Salzburg zu verlassen und so der beengenden Moral des Kleinstadtlebens zu entkommen. Sie „flüchtete“ nach Wien, wo sie 1979 durch ihr erstes Buch „Die Mission unserer Jahrhunderts. Eine Studie über Frauenfragen“ Protest, Aufsehen, aber auch Beifall erntete.

1882 kehrte die Feministin nach Salzburg zurück, heiratsbedingt war ihr Name nun Irma von Troll-Borostyáni. In der Kleinstadtidylle Salzburgs wurde sie als Provokation empfunden. Einerseits sorgte ihre radikal-feministische Einstellung und ihr Engagement im „Salzburger Freidenkerverein“ für Widerstand, andererseits stieß man sich an Troll-Borostyànis äußerer Erscheinung. Schon als junges Mädchen war sie als der „erste Bubikopf“ in Salzburg bekannt und auch nach ihrer Rückkehr aus Wien trug sie ihr Haar betont kurz. Ihr Erscheinungsbild war maskulin – Masche, Hemd, Sakko – verstärkt durch die Tatsache, dass sie öffentlich Zigarren rauchte. Am 10. Februar 1912 verstarb die 65-jährige Irma von Troll-Borostyàni an einem Gehirnschlag.

Karin Feller: „Frauenpreise in Österreich“: Löcker Verlag, 12,5 x 20,5 cm, Broschur, 137 Seiten, € 19,80, ISBN 978-3-85409-703-7

Rückfragen:
Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg,
Tel.: 0662/8072-2044
e-mail: alexandra.schmidt@stadt-salzburg.at

Richilde Haybäck