Erfolgreiche Fachtagung: Was tun, wenn Nachbarn nerven?

12.03.2015

Rieseninteresse: Über 100 ExpertInnen von Wohnbauträgern, Gericht, Mediation, Rechtsanwaltschaft, Polizei, Sozialszene, Wissenschaft, Universitäten und Magistrat setzten sich auf Einladung der Stadt Salzburg am Mittwoch, 11. März 2015, in der TriBühne Lehen mit dem Thema „Wenn Nachbarn nerven. Konflikte rund ums Wohnen“ auseinander.

Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer: „Wir wissen, der Gemeinwesenarbeit gehört die Zukunft. Es ist Aufgabe der Stadt für ein gutes Miteinander zu sorgen. Da werden wir unseren Beitrag leisten. Das erwarten wir aber auch von den Wohnbauträgern und der Wohnbauförderung, den die kann ja nicht nur für Beton da sein.“

Hagenauer will Lösungen in zwei Richtungen forcieren. Zum einen den Umgang mit bereits bestehenden Nachbarschaftskonflikten professioneller handhaben. Zum anderen schon vor Baubeginn präventiv tätig sein, um strukturell bedingte Zwistigkeiten hintan zu halten. Beides gehe nur in enger Zusammenarbeit mit den Wohnbauträgern.

Dem Organisations-Team – Ursula Sargant-Riener, Christian Reisinger und Andrea Hohenwarter – dankte Hagenauer für die perfekte Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung.

Ideal für Mediatoren in Ausbildung

In Sachen Konfliktlösung setzt die Stadt Salzburg auf das so genannte „Linzer Modell“. Dort arbeiten aktuell 14 Mediatoren in Ausbildung jeweils in Zweier-Teams ehrenamtlich mit Bauträgern und Stadtgemeinde zusammen. „Wir holen die Konflikte direkt an der Haustür ab und verbessern so das Zusammenleben und die Wohn- und Lebensqualität“, sagt Hubert Mittermayr, Geschäftsführer des Trägervereins „Wohnplattform“. Und die Auszubildenden würden davon profitieren. Die Tagung in Salzburg bezeichnete er als „hervorragenden Startschuss“.

Wichtig: In Linz sei man hartnäckig beim Finden von Lösungen mit den Konfliktparteien, aber nicht aufdringlich. Die häufigsten Konfliktauslöser seien Lärm und belastende Lebenssituationen. Kulturelle Unterschiede würden zwar manchmal genannt, seien aber kaum für Konflikte verantwortlich, so Mittermayr.

Housewarming-Kultur fehlt

Konfliktforscherin Birgitt Haller ergänzt, dass es in Österreich leider keine „Housewarming“-Kultur wie in den USA für Neuzuziehende gebe. Wenn jemand dann die Hausordnung nicht kenne, werde fälschlicherweise oft böse Absicht unterstellt. Hier würde ein Hausmeister neuen Typs helfen, der nicht nur kleine Reparaturen machen, sondern auch als Kommunikator tätig sein solle. Konfliktlösungen müssten jedenfalls möglichst früh passieren, damit sie Aussicht auf Erfolg haben.

Ergänzend dazu sprachen sich die TeilnehmerInnen der Veranstaltung u.a. für eine stärkere Vernetzung untereinander, neue Konzepte zur Aus- und Fortbildung, niederschwellige Informations- und Beratungsangebote und „Siedlungswork“ (á la Streetwork) aus. Denn man müsse „direkt an die Betroffenen heran“, so der Tenor.

Karl Schupfer