Berufsfeuerwehr: Mit „Peers“ schwierige Einsätze besser verarbeiten
Die Männer der Salzburger Berufsfeuerwehr sind bei ihren Einsätzen immer wieder mit überaus belastenden Situationen konfrontiert: Bei Verkehrsunfällen, bei Bergungseinsätzen nach Selbstmorden oder Katastrophen, bei Brandeinsätzen mit Personenschäden, bei lebensgefährlichen Situationen am Einsatzort. Im Rahmen von Stadt:Gesund, der betrieblichen Gesundheitsförderung im Magistrat, wurden jetzt nach dem Muster der Exekutive sowie zahlreicher anderer Einsatzorganisationen und in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium 15 „peers“ ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, im Kollegenkreis belastende Einsätze im Nachhinein zu „bearbeiten“. Ziel ist es, die psychischen Belastungen für die Kollegen rechtzeitig abzufangen und langfristige Folgen zu minimieren. „Für unsere Einsätze brauchen wir körperliche und mentale Fitness in gleicher Weise“, ist Branddirektor Reinhold Ortler überzeugt. Und Magistratsdirektor Martin Floss ergänzt: „Ich bin froh, dass wir hier für Stadt:Gesund auf die Erfahrung der Exekutive zurückgreifen können und in der Ausbildung mit dem Innenministerium kooperiert haben“.
Der Peer Support ("Kollegen-Unterstützung") ist ein neues internes Unterstützungsangebot für Bedienstete der Berufsfeuerwehr Salzburg, um die Professionalität im Dienst zu stärken und um Kollegen in berufsbedingten, psychisch schwierigen Situationen zu stützen und zu unterstützen.
Durchschnittlich 3.600 Mal rückt die Berufsfeuerwehr Salzburg jährlich zu Brand- und technischen Hilfeleistungseinsätzen aus. Die rund 125 bestens geschulten und trainierten Feuerwehrkräfte sind im Einsatzgeschehen mit belastenden und emotional fordernden Situationen konfrontiert, die sie oftmals unter Zeitdruck zu lösen haben. Es ist Teil ihrer Aufgaben, dort einzuschreiten, wo besondere Gefahren gebannt, Hilfesuchende und Opfer gerettet und besonders schwierige Herausforderungen bewältigt werden müssen. Der Großteil der Tätigkeiten, mit denen Bedienstete der Feuerwehr konfrontiert sind, ist für sie Routinetätigkeit, die sie mit hoher fachlicher Kompetenz erledigen.
Auch mit Belastungen lernt man im Laufe des Dienstlebens umzugehen. Jedoch gibt es Situationen, die selbst erfahrene Bedienstete an die Grenzen der Belastbarkeit bringen können.
Die Aufarbeitung derartiger Erlebnisse hilft, diese schneller zu integrieren und mit eventuell auftretenden Belastungsreaktionen besser umzugehen.
Aus diesem Grund wurde das Betreuungsmodell "Peer-Support – Unterstützung von Kollegen für Kollegen“ bei der Berufsfeuerwehr Salzburg eingeführt. Psychologisch speziell ausgebildete Kollegen stehen den Mitarbeitern nach einem belastenden Einsatz als Erstberater und -betreuer zur Verfügung.
Das Peer-Support-Modell wurde – unter der Projektleitung von MAPS (Mensch.Arbeit.Psychologie) - aus der Polizei übernommen, das dort bereits seit den 90er-Jahren besteht. Erfahrungen zeigen, dass dieses Unterstützungsmodell sich bei der Polizei bestens bewährt hat und ein nicht mehr wegzudenkender Teil der Gesundheitsförderung- und -erhaltung darstellt. Die fachübergreifende Kooperation zwischen Magistrat Salzburg – MAPS - Berufsfeuerwehr Salzburg und dem BMI resultierte nunmehr in der Übernahme des Peer-Supports bei der Berufsfeuerwehr Salzburg.
Polizeipsychologen des Psychologischen Dienstes des BMI und Psychologen von MAPS haben 15 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Salzburg einer dreiwöchigen Schulung unterzogen. Inhalte der Schulung waren u. a. Stressmanagement, Persönlichkeitspsychologie, Psychotraumatologie, Gesundheitsprävention, Krisenintervention und Interventionstechniken.
Die Aufgabe von Peers ist die gemeinsame Aufarbeitung belastender Ereignisse mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Im Zuge der Gespräche werden je nach Bedarf Fragen der Betroffenen behandelt, mögliche Reaktionen nach belastenden Einsätzen erklärt, Stressbewältigungsmöglichkeiten gesucht und Coping-Strategien entwickelt.
Die Kontaktaufnahme mit den Peers ist unbürokratisch und kann direkt durch Betroffene, durch Vorgesetzte aber auch durch Kollegen erfolgen. Je nach Bedarf werden sowohl Einzel-, als auch Gruppengespräche angeboten. Sollte eine kurzfristige Unterstützung nicht ausreichen, haben die Peers Kontakte zu externen Psychologen/innen und Psychotherapeuten/innen. Die Gesprächsinhalte unterliegen der Vertraulichkeit.
Der Magistrat Salzburg beschäftigt sich seit dem Jahr 2012 mit Betrieblicher Gesundheitsförderung und wird dafür im April 2016 mit dem Gütesiegel "Betriebliche Gesundheitsförderung" ausgezeichnet. Das zwischenzeitlich installierte Peer Modell bei der Berufsfeuerwehr ist ein wichtiger Baustein der immer wesentlicher werdenden Fokussierung auf die physische und psychische Gesundheit der MitarbeiterInnen. Diese organisierte gegenseitige psychosoziale Unterstützung gehört zu den „präventiven Maßnahmen“ um psychische Folgen von belastenden Einsätzen zu minimieren. Die Unterstützung der Feuerwehrmänner bei der psychischen Bewältigung belastender Einsätze erfolgt im Interesse der Feuerwehr und ist der Stadt Salzburg ein ernstes Anliegen.

Johannes Greifeneder