Planung effizienter Energie-Infrastruktur – Salzburg ist Vorreiter
Stadt Salzburg und Salzburg AG präsentierten heute – 27. Oktober 2009 – gemeinsam ihr Konzept zur Planung effizienter Energie-Infrastruktur. Mit diesem in Österreich einzigartigen Projekt wird künftig die Planung der Energieinfrastruktur in der Stadt Salzburg ähnlich wie in dem preisgekrönten Computerspiel „Sim City“ möglich sein. Unter dem Titel „Perspektiven der netzgebundenen Energieinfrastruktur in der Stadt Salzburg – Langfristkonzept und Strukturoptimierung“ werden für die Landeshauptstadt derzeit verschiedene Entwicklungs-szenarien erstellt, die die Grundlage der heimischen Energieinfrastruktur bis ins Jahr 2025 bilden sollen. Durch das Einbeziehen städtebaulicher Maßnahmen und des räumlichen Entwicklungskonzeptes entsteht ein ganzheitliches Langfristkonzept.
Martin Panosch, Vizebürgermeister und Mitglied des Projektlenkungsausschusses: „Hintergrund der Projektüberlegungen ist die Optimierung der städtebaulichen Entwicklung der Landeshauptstadt und des Neu- und Ausbaus sowie der Sanierung des heimischen Energienetzes. Besonders freut mich, dass bei diesem Musterprojekt Stadt Salzburg und Salzburg AG an einem Strang ziehen und wir auch vom Land Salzburg unterstützt werden. Alle Entscheidungsebenen sind einbezogen; somit ist sichergestellt, dass die Ergebnisse auch umsetzbar sind.“ Durch den integrierten Ansatz soll beispielsweise verhindert werden, dass innerhalb kürzester Zeit Leitungen aufgrund von Unterdimensionierung neu verlegt werden müssen oder Energieträger in bestimmten Bereichen ausgebaut werden, obwohl es künftig dort keinen ausreichenden Bedarf mehr gibt.
Stadtrat Johann Padutsch: „Das im Jahr 2008 beschlossene Räumliche Entwicklungskonzept der Stadt Salzburg - REK 2007 - gibt die energiepolitische Richtung vor. Primäres Ziel ist es, eine umweltfreundliche, kostengünstige sowie langfristig abgesicherte Versorgung der Bevölkerung mit Energie in den Bereichen Raumwärme und Warmwasserbereitstellung sicherzustellen.
Mittelfristig soll weiters das Ziel einer energieautarken Region unter bestmöglicher Ausnutzung erneuerbarer Energieträger angestrebt werden.“
Michael Strebl, Leiter Geschäftsfeld Netze in der Salzburg AG: „Die Anschlusszuwächse bei der Fernwärme sind enorm, ein Ausbau der Netze ist nötig, und dazu brauchen wir ein Langfristkonzept mit koordinierter Vorgehensweise. Darüber hinaus werden in diesem Projekt die Stellhebel für Energieeffizienz, CO2-Einsparung und Einbindung erneuerbarer Energie systematisch analysiert und eine zielgerichtete Roadmap für die zukünftige Entwicklung der leitungsgebundenen Wärmeversorgung in der Stadt Salzburg entwickelt“.
Grundlagen für nachhaltige Gestaltung der Energie-Infrastruktur
Panosch: „Wir haben uns deshalb gemeinsam entschlossen, einen Strukturplan (Roadmap) zu entwickeln, der die Grundlage für eine nachhaltige Gestaltung der leitungsgebundenen Energieversorgung in enger Abstimmung mit der demografischen Entwicklung der Stadt Salzburg bildet.“ Grundlegend für die Erstellung ist die Berücksichtigung der politischen Randbedingungen (u.a. Energieeffizienz, CO2-Ziele, Erneuerbare Energien, Förderungen), des Bedarfs (u.a. demografische Entwicklung, Verbrauchsverhalten), der Erzeugung (u.a. Innovative Technologien, Preisentwicklung für Brennstoffe, Emissionszertifikate) und der Verteilung (u.a. räumliche Ent-wicklung der Stadt Salzburg, Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur, etc.).
Ziele des Strukturplans sind:
* die umwelt- und energiepolitischen Zielsetzungen für die Stadt Salzburg insgesamt erreichen zu können
* optimale Maßnahmen und Investitionsentscheidungen im Bereich der Netzinfrastruktur zu setzen
* Tiefbaumaßnahmen im Straßenbereich zu koordinieren und zu optimieren
Umfangreiche Datensammlung als Basis
Der Startschuss für das umfangreiche Vorhaben ist im August 2008 gefallen. Nach umfassenden Recherche- und Analysearbeiten konnte inzwischen die erste Phase abgeschlossen werden, in der der Ist-Zustand (Energiebedarf, Gebäudestrukturen, Beheizungsarten, Erzeugungsstruktur, Verteilernetz usw.) in mehreren Datenbanken zusammengeführt und analysiert wurde. Auf-grund der möglichen Zukunftsentwicklungen wichtiger Einflussparameter werden nun verschiedene Szenarienrechnungen aufgestellt. In den Modellen wird die Entwicklung des Energiesystems in Abhängigkeit von Bevölkerungs- und Wohnflächenentwicklung, Energiepreisentwicklung und der Festlegung von energie- und umweltpolitischen Zielen optimiert.
Drei Stadtentwicklungsszenarien für 2025 werden entwickelt
Padutsch: „Wir erstellen für das Zieljahr 2025 drei Szenarien: Einmal erfassen wir, wie sich das Energiesystem und damit das Umfeld für die Energienetze ohne energiepolitische Lenkungsmaßnahmen entwickeln würden – rein durch Preisentwicklung, Angebot und Nachfrage. Beim zweiten Szenario erstellen wir einen Maßnahmenplan unter Berücksichtigung aller energie- und umweltpolitischer Ziele, die von der EU vorgegeben sind. Und das dritte Szenario bezieht zusätzlich die ambitionierten Energie- und Umweltziele des räumlichen Entwicklungskonzeptes der Stadt Salzburg mit ein.“
Die erhobenen Daten werden analysiert und die Szenarioschablonen werden übereinander gelegt und verglichen. Das Ergebnis sind Stadtentwicklungsszenarien, aufgrund dessen grundlegende infrastrukturelle Fragen beantwortet werden können (z.B. in welchen Gebieten aufgrund des forcierten Wohnbaus das Fernwärmenetz ausgebaut werden sollte, in welchen Bereichen aufgrund des sinkenden Bedarfs Gasleitungen rückgebaut werden können, wo Leitungssanierungen forciert oder verschoben werden sollten usw.)
Neben dieser strategischen Koordinierung und Bündelung des langfristigen Ausbau- und Sanierungskonzeptes der Energieinfrastruktur mit den Baumaßnahmen der Stadt (Optimierung von Kosten, Ressourcen und Terminen) ergeben sich weitere Vorteile:
* Optimierung von Baustellenaktivitäten.
* Verminderung der CO2 Emissionen und der Feinstaubbelastung unter Berücksichtigung sämtlicher Rahmenbedingungen.
* Durch Modellierung des Energiesystems sind schnelle und strukturierte Entscheidungen bei Bedarf möglich.
* Ganzheitliches Konzept für die Optimierung der Energieeffizienz.
Vorreiter in Österreich und darüber hinaus
Strebl: „Mit unserer Strukturoptimierung für die Energienetze sind wir absoluter Vorreiter: Österreichweit gibt es kein vergleichbares Vorhaben. Wir haben das Projekt bereits erfolgreich beim Klima- und Energiefonds im Förderprogramm „Neue Energien 2020“ eingereicht. Darüber hinaus wurden wir zu mehreren Fachvorträgen eingeladen und konnten eine internationale Publikation zu diesem Thema veröffentlichen. Umweltminister Berlakovich hat uns zu diesem Pro-ekt außerdem den „Daphne-Spirit of Environment“–Preis überreicht. Das macht deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Michael Strebl, Netze-Chef der Salzburg AG, Bgm.-Stv. Martin Panosch (Lenkungsausschuss) und Planungsstadtrat Johann Padutsch(Räumliches Entwicklungskonzept))
Schupfer, Karl, Mag. (12112)