16 Tage gegen Gewalt an Frauen 2019 – Orange the World!
Schwerpunkt der Aktivitäten der Stadt Salzburg zu den „16 Tagen gegen Gewalt an Frauen“ ist der Betroffenenschutz. Nicht nur Frauen als Opfer von Gewalt stehen im Zentrum, sondern auch Kinder als Betroffene oder Mitbetroffene. Geplant sind:
• Fakten und Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg
• Orange the World – Teilnahme an der weltweiten Aktion der UN Women
• Kinofilm „Female Pleasure“ – mit Gesprächsrunde
• Online-Sicherheitskampagne
• Seminar Eskalation – Deeskalation für Männer und Frauen
Kinder- und Jugendhilfe
„Mir liegt der Kinderschutz besonders am Herzen. Denn hier trifft es die verletzlichste Gruppe aller Menschen in der Stadt Salzburg, und Gewaltbetroffenheit zerstört auf Dauer jede Kinderseele. Die Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg arbeitet auf hohem professionellem Niveau. Sie ist auf die Gefährdungsmeldungen angewiesen – nur dann kann sie tätig werden. Mein Aufruf: Scheuen Sie sich nicht davor, einen begründeten Verdacht zu melden. Sie retten damit vielleicht ein Kinderleben“, sagt Ressortchefin Anja Hagenauer.
Die Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg kann bei Meldungen zu familiärer Gewalt mehrfach tätig werden:
Eine Meldung kann von grundsätzlich jede Person machen, die einen Gewaltumstand vermutet. Privatpersonen können das auch anonym machen. Oft kommen Meldungen aber auch von der Polizei – etwa, wenn bereits ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde. Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen, ärztliche Einrichtungen, Krankenhäuser und Beratungsstellen müssen vermutete Gewalt melden.
Der erste Schritt der Kinder- und Jugendhilfe ist eine Gefährdungsabklärung im Vier-Augen-Prinzip, die sofort nach der Meldung beginnt. Zwei geschulte Kräfte gehen der Meldung nach und machen sich vor Ort ein Bild der Situation. Sie sprechen mit allen Beteiligten, die für die Klärung der Situation wichtig sind – auch mit den Kindern und Jugendlichen.
Jede Situation ist individuell und wird auch so behandelt. In enger Zusammenarbeit mit den spezialisierten Einrichtungen wird versucht, die Situation unmittelbar zu entschärfen und zu verbessern:
Für erwachsene Betroffene
• Gewaltschutzzentrum
• Frauenhäuser
• Frauentreffpunkt
• Männerwelten – für Täter und Opfer
• Männerbüro – für Täter und Opfer
Für betroffene Kinder
• Auflagen für die gewalttätige Person: Antiaggressionstraining
• Hilfen zur Erziehung für die erziehungsberechtigten Personen
o Wöchentliche Besuche in der Familie – Sozialarbeiterinnen helfen bei der Verbesserung der Erziehungsfähigkeit: Haushaltsführung, Strukturen, Finanzen, Hygiene,…
• Volle Erziehung – inklusive außerhalb der Familie leben – als letztes Mittel
„Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass Kinder nicht ebenso Gewaltopfer sind, wenn sie nicht direkt geschlagen werden. Ein Vater schlägt beispielsweise die Mutter, das Kind sieht zu. Es erlebt die Gewalt so, als ob es selber geschlagen worden wäre“, sagt Adelheid Moser, Amtsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg. „Für das Kind sind die fatalen psychologischen Auswirkungen dieselben. Kinder sind somit immer auch Betroffene, auch wenn sie äußerlich unversehrt bleiben“, so Moser.
Zahlen, Daten, Fakten
Gefährdungsabklärungen
• Durchschnittlich waren 54 Prozent der Kinder und Jugendlichen männlich und 46 Prozent weiblich. Die jugendlichen Betroffenen über 14 Jahre sind überwiegend weiblich mit
54 Prozent
• 625 Meldungen über körperliche Gewalt in der Familie 2018 (das sind drei Viertel der insgesamt 825 Meldungen an die Kinder- und Jugendhilfe) Betroffene waren
o 30 Prozent Kinder bis fünf Jahren
o 50 Prozent Kinder von sechs bis 13 Jahren
o 20 Prozent Jugendliche von 14 bis 17 Jahren
Themen
• Generell gilt bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen in der Stadt Salzburg Gewalt nicht als legitimes Erziehungsmittel. Überforderung, Alkohol- und Drogenmissbrauch führen immer wieder zu Gewalt in der Familie.
• Mehr gemeldete Fälle betrafen in den vergangenen Jahren Familien, die aus einem Rechtssystem kommen, das familiäre Gewalt erlaubt. Hier besteht die Herausforderung darin, österreichisches Recht, Kinderrechte und Menschenrechte wirksam zu kommunizieren.
• Hohe vermutete Dunkelziffer: Viele Fachkräfte und Privatpersonen scheuen sich vor der Gefährdungsmeldung. Darauf reagiert die Kinder- und Jugendhilfe mit Informationsangeboten zum richtigen Reagieren.
Orange the World – weltweite Aktion der UN Women und Filmabend
Die Stadt Salzburg ist Teil der Aktion „Orange the World“. Vom 27. November bis
2. Dezember wird das Schloss Mirabell orange angestrahlt. Die Salzburger Universitäts - Landeskliniken, SALK - mit allen fünf Kliniken im Bundesland Salzburg - sind ebenfalls mit dabei, genauso wie das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder.
„Als Opferschutzgruppe der SALK freuen wir uns, dass der Schwerpunkt der heurigen Kampagne ,Orange the World´ auf unseren Tätigkeiten in Krankenhäusern liegt. Frauen, die häusliche Gewalt erleben, verschweigen diese oft jahrelang aus Angst, Scham, Schuldgefühlen, aus Sorge um die Kinder oder wegen existenzieller Abhängigkeit und existentiellen Ängsten. Sie scheuen sich, Anzeige zu erstatten oder in entsprechende Hilfs- und Beratungseinrichtungen zu gehen. Aber fast alle nehmen das Gesundheitssystem in Anspruch, um ihre Verletzungen versorgen zu lassen, gesundheitliche Probleme oder chronische Symptome und Krankheiten zu lindern oder die ihrer Kinder. Gewaltbetroffene Frauen könnten somit über diese Schiene erreicht und unterstützt werden“, sagt Gabriele Maierhofer, Leiterin der Opferschutzgruppe an den SALK.
Angebote der Opferschutzgruppe
• Ansprechpartnerin bei Fragen zu allen Behandlungsfällen, in denen volljährige PatientInnen von Gewalt, in erster Linie häusliche Gewalt, betroffen sind.
• Beratung für alle Bediensteten, die in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit mit Gewalt- oder Verbrechensopfern zu tun haben, hinsichtlich medizinischer, psychologischer, sozialer und juridischer Aspekte.
• Sensibilisierung der Angestellten an den SALK, insbesondere für die Früherkennung von häuslicher Gewalt, Dokumentation und Spurensicherung durch Informationsveranstaltungen und einer eigenen Homepage zum Thema „Umgang mit häuslicher Gewalt“ im Intranet der Landeskliniken.
• Poster und Folder zur Information
Filmabend Female Pleasure
Ein Filmabend mit Gespräch am Montag, 2. Dezember 2019 im Salzburger Das Kino um
19 Uhr zeigt den vielfach ausgezeichneten Film „Female Pleasure“ noch einmal in Salzburg. Frauenbeauftragte Alexandra Schmidt spricht mit Fachleuten zum Thema Selbstbestimmung aller Frauen.
Online-Sicherheitskampagne
Die Stadt Salzburg hat seit den vergangenen „16 Tagen gegen Gewalt an Frauen“ im Jahr 2018 insgesamt 20 Sicherheitstipps online veröffentlicht. Eine Online-Kampagne bringt sie sie heuer via Social Media unter die Leute.
Seminar Eskalation – Deeskalation für Männer und Frauen
Das Friedensbüro bietet im Auftrag der Stadt Salzburg Workshops für Männer und Frauen an. Sie setzen sich mit destruktivem Verhalten auseinander und erproben, wie sie deeskalierend einwirken können.
„Wir können es nicht oft und deutlich genug sagen und signalisieren: Gewalt darf nicht geduldet werden. Mit unserem Maßnahmenbündel setzen wir bei Gewalt-Betroffenen an, aber auch bei Menschen, die Gewalt im Umfeld beobachten. Unsere Sicherheitstipps sind stärkend und empowern“, sagt Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg.
Rückfragehinweise:
Anja Hagenauer, Stadträtin
stadtraetin.hagenauer@stadt-salzburg.at
Tel: +43 (0)662 8072 2942
Alexandra Schmidt, Diversität/Frauen
alexandra.schmidt@stadt-salzburg.at
Tel: +43 (0)662 8072 2044
Adelheid Moser, Amtsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe
adelheid.moser@stadt-salzburg.at
Tel.: +43 (0)662 8072 3260
Gabriele Maierhofer, Leiterin der Opferschutzgruppe der SALK
Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin
UK f. Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Bereich Psychosomatik im LKH Institut für Klinische Psychologie
g.maierhofer@salk.at
Tel:+43 (0)57255 57782

Nicht nur Frauen als Opfer von Gewalt stehen im Zentrum, sondern auch Kinder: Stadträtin Anja Hagenauer, Frauenbeauftragte Alexandra Schmidt, Psychologin Gabriele Maierhofer und Adelheid Moser/ Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg (v. l.).
Sabine Möseneder