Gestaltungsbeirat: Kooperatives Verhältnis zu Bau- und Projektträgern
Mehrere Wohnbauprojekte auf gutem EntwicklungswegZehn Projekte standen auf der Tagesordnung zur 227. Sitzung des Gestaltungsbeirats am 17. und 18.11.2020. Anlässlich des letzten Zusammenkunft in diesem Jahr resümiert Architekt Ernst Beneder, seit Mai 2018 Vorsitzender des Beirats: „Es gibt Vertrauen und ein kooperatives Verhältnis zwischen Bau- und Projektträgern und dem Beirat. Wir sehen, dass die die regelmäßige Begleitung aus verschiedenen fachlichen Perspektiven, bis hin zur Freiraumplanung, geschätzt wird – und sie tut den Projekten gut. Uns liegt daran, dass am Schluss für alle die bestmögliche Situation entsteht: für die Bauherrschaften, für die architektonische Entwicklung der Stadt und für die Nutzer*innen der Bauwerke.“
Am Start: Quartiersentwicklung rund um Hotel zum Hirschen
Der „Hirschenwirt“ an der Elisabethstraße, Ecke Saint-Julien-Straße geht auf das 16. Jahrhundert zurück; damals noch alleine in der Landschaft stehend und als Bauernhof bewirtschaftet. Bauherrin Katharina Wallmann hat das Traditionshaus in der heutigen Elisabeth-Vorstadt in nächster Generation übernommen. Sie plant nicht nur Renovierung und Ausbau des familiengeführten Hotels, sondern will auf der vorhandenen Fläche auch infrastrukturelle Bereicherungen für das Stadtviertel schaffen. In der Planung sind Wohnungen, Ateliers, Büroflächen, ein Café und – als zentrales Element - ein großer Gemeinschaftsgarten.
„Auf dem unvollständig bebauten Grundstück bestehen großzügige Möglichkeiten und Voraussetzungen, um ein Haus mit Charakter und Alleinstellungsmerkmal zu errichten“, bestätigt Ernst Beneder. Mit der Erweiterung der Hotels soll die Verbauung zur Saint-Julien-Straße hin geschlossen werden, entlang der Elisabethstraße ist ein siebenstöckiger, versetzter Turm (Café, Hotelsuiten und Wohnungen) und ein daran anschließender Wohnbau mit sechs Geschossen (ca. 40 Wohnungen und Ateliers im Erdgeschoß) geplant.
„Das erstmals vorgestellte Konzept sieht in der Nachbarschaft mit siebenstöckigen Wohnbauten auch einen Vorwand, in Teilbereichen auf einen hohen Baukörper zu setzen, der im Zusammenspiel mit den weiteren angedachten Objekten diesen Baublock komplettiert und zugleich eine bauplastische Verschränkung zur Umgebung hin leisten kann.“, stellt Vorsitzender Beneder fest. Die geschlossene Bebauung entlang der Straßen und der Bau einer Tiefgarage ermöglicht einen Innenhof mit ruhigen, dennoch urbanen Grünflächen. Mit Fokus auf Nachhaltigkeit sollen die neuen Gebäude in Holz-Hybrid-Bauweise ausgeführt werden; vorgesehen sind auch Photovoltaikanlagen am Dach und Geothermie zur Wärmeerzeugung.
Innerhalb des vorgestellten Ansatzes sieht der Beirat noch viele Möglichkeiten, durch bauplastische Referenzen sowohl für die Nutzer als auch den öffentlichen Raum eine besondere, nur an diesem Ort mögliche Situation zu schaffen. Durch die unterschiedlichen geplanten Funktionen, die vorgesehenen Durchquerungsmöglichkeiten könne hier ein attraktiver Ort auch für die Salzburger*innen entstehen, der das Stadtviertel belebt.
Im Finale: Erweiterung Hotel Schaffenrath
Die Schaffenrath HotelbetriebsGmbH geht an die Renovierung und den Ausbau des Hotels am Ginzkeyplatz. Das ganzheitliche Konzept sieht Gründächer und eine begrünte Pergola-Fassasde vor. Im Gestaltungsbeirat gab es einen einvernehmlichen Gedankenaustausch zur Konkretisierung von Details der Fassaden- und Oberflächengestaltung und der Anschlüsse zwischen den baulichen Elementen. „Ein schönes Projekt“, so Vorsitzender Beneder, das demnächst ins Bauverfahren gehen kann.
Wohnbauprojekte
- Bierbrunnen
Als Grundeigentümer und Bauherr plant die MB Projekt GmbH an der Münchner Bundesstraße, Ecke Forellenweg ein Wohn-, Büro- und Geschäftshaus mit 34 Wohneinheiten (vorwiegend Starter-Wohnungen), wobei sich zum Teil Bestandsbauten, zum Teil Neubauten zu einem L-förmigen Gesamtbauwerk verbinden sollen. Bei der Wiedervorlage des Projekts wurden konstruktive Details sowie die sinnvolle Nutzung der Dachflächen für grundsätzliche Begrünung und Nutzung als Gemeinschaftsflächen und private Terrassen bzw. Photovoltaik an dem extrem verkehrsbelasteten Kreuzungsbereich diskutiert. Insbesondere legt der Beirat zudem Wert auf eine sorgfältige Behandlung der EG-Zone zum öffentlichen Raum an der Kreuzung, wo zu einem bestehenden Lokal weitere variable Nutzungen für Läden und Dienstleister entstehen sollen.
Zur Straße hin zeigt sich das geplante Projekt glatt, mit weit (über den Gehsteig) auskragender Baukörpergliederung, nach Innen stellt es sich über seine begrünten Terrassen weicher dar – „eine Gratwanderung zwischen Robustheit und Feinsinnigkeit in den Details, man könnte sagen: harte Schale, weicher Kern“, meint Ernst Beneder.
- Wohnanlage Itzlinger Hauptstraße
Ein in seinen Ansprüchen sehr schlichtes Projekt, das durch die Komplettierung der vorstädtisch-offenen Struktur einen Beitrag zur Verdichtung leiste, resümiert der Gestaltungsbeirat. „Es findet jedoch seine Chance –durch die Verknüpfung von öffentlichem Raum und halböffentlichen Gemeinschaftszonen an den Hauszugängen - auch an unspektakulärer Stelle einen Beitrag zu einer lebenswerten Umwelt zu schaffen“, so Vorsitzender Beneder.
- Wohnquartier Gnigl
Das Wohnbauprojekt der GSWB an der Linzer Bundesstraße 17 unmittelbar vor der Bahnunterführung wurde dem Beirat erstmals im September präsentiert. Geplant sind hier zwei Neubauten mit insgesamt 43 Wohnungen als Ersatz für die Bestandsbauten (ÖBB Personalhäuser). Die Lage zwischen Bahn und Bundesstraße bedingt besondere Planung hinsichtlich des Schallschutzes. Ernst Beneder: „Die Problematik des Grundstücks liegt im Schallschutz, es gibt nur wenig Spielraum für die Stellung der Baukörper.“ Die Anregungen des Beirats wurden für die zweite Vorlage umgesetzt:
„Die Neu-Ordnung der Erschließung und damit verbunden eine großzügigere Auslegung des internen Freiraums kann die Wohn- und Lebensqualität an diesem interessanten, jedoch herausfordernden Ort wesentlich verbessern. Das Projekt hat sich ausgesprochen erfreulich und in guter Kooperation mit dem Beirat entwickelt.“
- Wohnbau Lanserhofwiese
Die Weiterentwicklung für das Gesamtareal wurde mit aktuellem Stand vorgestellt. „Zu den bisher gelungenen Prototypen sind nun auch größere Bauteile im Norden und Süden des Areals ausgearbeitet worden und führen hinsichtlich Konstruktion, Material und Oberflächen sowie im Zusammenspiel mit den Freiräumen in die nächste Planungsphase.“, beschreibt Architekt Beneder. Im Fokus mit hohem Stellenwert stehe jetzt die ganzheitliche Landschaftsplanung, u.a. über die Zusammenführung des eindrucksvollen Baumbestandes und der vielseitigen Wegeverbindungen. Es gebe ein hohes Commitment des Bauträgers für die hochkarätige Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem Beirat, so Beneder: „Mit diesem Projekt sind alle happy.“
- Wohnungen und Nahversorgermarkt Plainstraße
Als problematisch für das Wohnbau- und Nahversorgerprojekt der Kainz GmbH an der Plainstraße 97 (Nähe Salzburg Milch) wurde vom Beirat zuletzt die Zu- und Anfahrt thematisiert. In der aktuellen Sitzung wurde ein neuer Lösungsvorschlag präsentiert, der nun geprüft wird. Außerdem wurden neue Entwürfe für den Nahversorger als Sockelbau vorgestellt – entweder in abgewinkelter Form oder in parallel gestellten Riegeln. Der Beirat sieht die Riegel-Variante aus städtebaulicher Sicht als Ansatz, der allerdings architektonisch auszuformulieren ist, um in der heterogenen Umgebung eine selbstbestimmte Form zu finden.
- Wohnüberbauung Billa Nonntal
Das Projekt an der Beethovenstraße/Fürstenallee zur Nachverdichtung durch Überbauung eines Supermarktes wurde bereits mehrfach besprochen und diskutiert; im Gestaltungsbeirat wurde diesmal der Letztstand der Einreichplanung vorgestellt. Positiv wurde die geplante Intensiv-Begrünung des gesamten Supermarkts, womit fast die gesamte Grundfläche des Gebäudes wieder zur Retentionsfläche wird. Der Stellenwert der Begrünung, auch was den Baumbestand betrifft, ist Thema – „der soll nicht unter übertriebener Parkierung leiden“.
- Gewerbepark Hannak
Wie bei der letzten Befassung besprochen, wurde das Projekt Gewerbepark Hannak im Bereich Bachstraße/Bundschuhstraße adaptiert, was die Schnittstellen zum öffentlichen Raum betrifft. „Der nun vorgeschlagene Vorplatz zur Bachstraße sowie eine grüne, die Bundschuhstraße begleitende Begegnungszone gibt der ganzen Anlage einen sehr freundlichen Rahmen“, ist Ernst Beneder über die Entwicklung erfreut.
Möglich wird das u.a. durch Reduktion der Stellplätze zum öffentlichen Raum hin, bzw. die Errichtung einer Hochgarage, wo das betriebliche Parken gebündelt werden kann. Und: „Wir begrüßen sehr, dass der Bauträger das Projekt – auch im Sinne der kohärenten Schallschutzlösungen nach Innen - als Ganzes errichten will, nicht wie ursprünglich geplant als Teilprojekte.“
- Liegenschaft Alpenstraße 1 (BPDion)
Für die Neustrukturierung des Areals (Are/BIG) wird weiter an der Vorbereitung eines 2-stufigen Architektenwettbewerbs gearbeitet.
Cay Bubendorfer