40 Jahre Fotohof – SalzburgBilder

25.06.2021

Denken Sie 40 Jahre zurück: Kein Handy, kein Smartphone mit bester Auflösung; sondern der Mensch mit einer Kamera, der den Augenblick beobachtet, sich einbringt, womöglich ungewollt einmischt in einen gegebenen Zustand.

Das haben Bruno Kerschner in den 1920er Jahren und Kurt Conrad in den Fünfzigern desselben Jahrhunderts getan. „Das Land“ aufgezeichnet in ihren Fotografien, die nicht unbedingt dem Schönen, sondern dem Wesentlichen des Landes und dem dortigen Leben und Alltag gewidmet waren.

Fotokünstlerinnen und Fotokünstler aus dem Kreis des Vereins Fotohof haben sich im Corona-Jahr 2020 der Spurensuche gewidmet, und stellen zum 40-Jahr-Jubiliäum neue fotografische Arbeiten zu Themen vor, die inspiriert sind von den Bildarchiven von Kerschner und Conrad - nicht von ungefähr Bezug nehmend auf das Archiv mit mehr als 11.000 Fotografien, die im Freilichtmuseum Salzburg bewahrt sind, und von Direktor Michael Weese für das aktuelle Projekt zugänglich gemacht und in der Verarbeitung unterstützt wurden.

Kulturressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger: „Der Fotohof ist bereits seit 40 Jahren Teil des kulturellen Lebens und damit derkulturellen Vielfalt der Stadt Salzburg und dabei weit über die Grenzen der Landeshauptstadt bekannt. Es ist natürlich ein Zeichen von Qualität und hervorragender künstlerischer und organisatorischer Arbeit, wenn man 40 Jahre nach der Gründung eine derartige Erfolgsgeschichte vorweisen kann. Um nur ein Beispiel zu nennen, im Vorjahr erhielt der Fotohof den Kulturfondspreis der Stadt Salzburg.

Bemerkenswert für mich sind zudem die vielfältigen Betätigungsfelder, denen sich der Fotohof im Laufe der Zeit angenommen hat. Egal ob Ausstellungen, Workshops, einem Archiv, einer eigenen Bibliothek und vieles mehr.

Der Fotohof ist nach dem einen oder anderen Umzug in den letzten Jahrzehnten meiner Ansicht nach am perfekten Standort gelandet. Er ist ein absoluter Gewinn für das Stadtwerk Lehen und für den gesamten Stadtteil und den Verein Stadtwerk. Damit erfüllt der Fotohof bereits eines der Ziele unserer neuen Kulturstrategie2024, nämlich Kunst und Kultur verstärkt in die Stadtteile zu bringen und zu vernetzen.

Von Seiten der Stadt Salzburg darf ich ein großes Dankeschön für die hervorragende Arbeit des gesamten Teams überbringen. Ich wünsche euch natürlich auch für die nächsten 40 Jahre alles Gute und viel Erfolg und freue ich mich natürlich auch schon auf die Ausstellung der SalzburgBilder.

Absolutes Novum: Nie zuvor hat der Fotohof in seiner 40jährigen Geschichte künstlerische Arbeiten der Mitglieder ausgestellt – jetzt sind es 15 an der Zahl, die ihren fotokünstlerischen Kommentar zur Gegenwart im Land Salzburg präsentieren.

Die Ausstellung "SalzburgBilder"

Eröffnung am 26.6.2021, 14 bis 18 Uhr
Die Ausstellung findet parallel im FOTOHOF und in der Stadtgalerie Lehen statt.

Fotoarchive des Salzburger Freilichtmuseums als Quelle zeitgenössischer Fotokunst mit Arbeiten von:
Anna Aicher, Sebastian Albert, Motahar Amiri, Valentin Backhaus & Katrin Froschauer, Mitzi Gugg, Kurt Kaindl, Reinhart Mlineritsch, Andrew Phelps, Stefanie Pirker, Birgit Sattlecker, Herman Seidl, Peter Schreiner, Nadine Weixler, Elisabeth Wörndl

Auf Anregung von Michael Weese, Direktor des Freilichtmuseums, und anlässlich 40 Jahre FOTOHOF setzten sich 15 Fotokünstler*innen aus dem engeren Kreis der Galerie mit zwei Bildarchiven im Besitz des Salzburger Freilichtmuseums auseinander. Die daraus entstandenen Arbeiten zeigen einen umfassenden Blick auf Salzburg und eine zeitgenössische künstlerische Verwendung des Mediums Fotografie.

Die Basis sind zwei umfangreiche historische Bildkonvolute mit zusammen über 11.400 Fotos, die sich mit historischer bäuerlicher Kultur, Lebens- und Arbeitsweisen beschäftigen.
Eines davon geht auf Kurt Conrad (1919 - 1994), Gründer und erster Direktor des Freilichtmuseums zurück; das andere auf den Salzburger "Lichtbildner für Landschaft, Gewerbe und Industrie" Bruno Kerschner (1897 - 1965).

Die beiden Kuratoren Rainer Iglar und Michael Mauracher konzipierten und betreuten das Projekt inhaltlich. In mehreren intensiven Sitzungen wurde aus beiden Bildkonvoluten eine Anzahl von etwa 400 Bildern ausgesucht und damit ein repräsentatives Konzentrat beider Bildarchive geschaffen. Die Arbeiten reflektieren die Themen: Haus und Inventar, Bauernhaustypologien, Siedlungs- und Landschaftsformen, bäuerliche und handwerkliche Arbeit, Industrie, Brauchtum und alpiner Raum. Dieses Fotomaterial diente den Fotograf*innen als Inspirationsquelle für ihre Projekte.

Anna Aicher zeigt Jugendliche im Kontext von Brauchtumsgruppen; Katrin Froschauer und Valentin Backhaus nehmen die Orte der Gemeindepolitik in den Blick; Reinhart Mlineritsch zeigt eine langjährig angelegte Familienchronik; Andrew Phelps, Sebastian Albert und Nadine Weixler widmen sich städtebaulichen Entwicklungen, speziell dem Einfamilienhaus und Ortskernen; entlang der Tauernautobahn entstanden die Fotografien von Birgit Sattlecker; Mitzi Gugg, Stefanie Pirker und Motahar Amiri dokumentieren bäuerliches Leben auf Höfen in Stadtnähe; Kurt Kaindl und Herman Seidl fotografierten Industriebetriebe und ihre Mitarbeiter*innen; Peter Schreiner analysiert die Politik der Bilder durch die Nachbearbeitung von Archivmaterial und Elisabeth Wörndl zeigt archaische Naturbilder aus dem Nationalpark Hohe Tauern im Kontext von Klimawandel und seiner Erforschung.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Buch:
SalzburgBilder. Mit Texten von Michael Weese, Rainer Iglar, Michael Mauracher. 

Zur Fotohofgeschichte - 40 Jahre Fotohof

1981 wurde der „Verein zur Förderung der Autorenfotografie“ gegründet. 2021 feiert der Fotohof sein 40 Jahr-Jubiläum. Der Fotohof wurde von künstlerisch arbeitenden Fotografen zu einer Zeit gegründet, als Fotografie kaum in zeitgenössischen Galerien vertreten war.

Das Team des Fotohof besteht aus Mitarbeiter*innen, die weitgehend gleichberechtigt, aber mit unterschiedlichem Zeitaufwand die vielfältigen Arbeitsbereiche im Rahmen einer basisdemokratischen Struktur abdecken. Wesentlich unterstützt wird die Arbeit des Teams durch Subventionen von Bund, Land und Stadt Salzburg.

Ziel des Fotohof war und ist die Förderung der Fotografie als Kunstform. Im Kern waren alle bis heute entwickelten Aktivitäten von Beginn weg vorgesehen und so hat sich der Fotohof in die breite Plattform einer nicht kommerziellen Informationsgalerie entwickelt. Neben bislang über 400 Ausstellungen als zentrale Aufgabe wurden im eigenen Verlag mehr als 300 Bücher publiziert hat. Zudem bietet der Fotohof eine frei zugängliche Fachbibliothek mit ca. 14.000 Büchern, eine Editionsreihe künstlerischer Fotografie und ein umfangreiches Unterrichtsprogramm von kurzen Einführungskursen bis zu ganzjährigen Monitorprogrammen für fortgeschrittene Fotografen.
Die letzte Ergänzung ist seit 2015 der Aufbau eines Archivs für künstlerische Fotografie an einem zweiten Standort in unmittelbarer Nähe des Fotohof. Vor- und Nachlässe wichtiger Fotokünstler*innen wie Inge Morath, Peter Dressler, Heinz Cibulka, Wolf Suschitzky, Edith Tudor-Hart und viele weitere konnten seither aufgenommen, wissenschaftlich bearbeitet und in der Galerie des FOTOHOF archiv ausgestellt werden.

Die Nachhaltigkeit der Arbeit des Fotohof manifestiert sich vor allem in der umfangreichen Buchpublikation mit professionellen Vertriebswegen in Europa und den USA, in internationalen Wanderausstellungen und dem Aufbau des Archivs für künstlerische Fotografie.

 

Galerie-Standorte des Fotohof in Salzburg

  • 11.6.1981 Eröffnung des Fotohof am Franz Josef Kai 3
    Mit einer Ausstellung des Arbeiterfotografen Fritz Macho aus Lend. (Eine Jubiläums-Ausstellung zu Fritz Macho wurde soeben im FOTOHOF archiv  eröffnet)
  • 15.12.1984   Übersiedlung als GalerieTheater in den Wintergarten, Hubert Sattlergasse 3
    Gemeinsam mit der Theatergruppe des Toi-Haus und Umbau des Gebäudes für eine Doppelnutzung als Galerie und Theater. Eröffnung mit einer Ausstellung des gebürtigen Salzburger Pressefotografen Heini Mayr.
  • 22.9.1988  Eröffnung des Fotohof in der Linzergasse 55, 1. Stock
    Mit einer Ausstellung des britischen Künstlers Roger Palmer.
  • 25.3.1993  Eröffnung des Fotohof am Erhardplatz 3
    Nach dem Umbau eines Schlachtbetriebes der Fleischerei Felder zu einer Galerie. Eröffnung mit der Ausstellung „Internationale Fotokunst“ aus dem MUMOK Wien.
  • 24.2.2012  Eröffnung des Fotohof am Inge Morath Platz 1-3
    Nach einem gemeinsam mit den Architekten geplanten Neubau mit erheblicher Unterstützung durch die Stadt Salzburg. Eröffnung mit einer Ausstellung von Dirk Braeckman (Belgien) und Peter Dressler (Wien)
  • 30.4.2015  Eröffnung des FOTOHOF archiv in der Sparkassenstraße 2
    Mit einer Ausstellung von Doug Stewart (USA).
40 Jahre Fotohof
Ausstellung "SalzburgBilder" an den Standorten Fotohof und Stadtgalerie am Inge-Morath-Platz

Artists' Statements zur Ausstellung "SalzburgBilder"

Cay Bubendorfer