Tag des Denkmals: Gratis-Führungen durch das frisch restaurierte Wolf-Dietrich-Mausoleum
Dort ist am kommenden Sonntag auch eine freigelegte Wandmalerei zu bestaunen
Vielen gilt es als "Salzburgs schönstes antikes Badezimmer": Das Mausoleum von Fürsterzbischof Wolf Dietrich – auch Gabrielskapelle genannt – ist ein bedeutendes Beispiel der klassischen Renaissance nördlich der Alpen. Am kommenden Sonntag, 26. September 21, können Interessierte das Baujuwel am Sebastiansfriedhof in der Linzergasse genauer inspizieren. Am Tag des Denkmals locken dort Führungen mit der Bauhistorikerin Dagmar Redl-Bunia/ Stadt Salzburg und der Restauratorin Elisa Jäger.
Klare Form, feine Linien & schimmernde Textur
Der vom Italiener Elia Castello um 1600 errichtete Rundbau erinnert an antike Rundtempel und davon abgeleitete zentrale Grablege-Kapellen im Rom des 15. Jahrhunderts, wie den Tempietto von Donato Bramante. Das Gebäude beeindruckt mit seiner klaren Form, seinen feinen Linien und seiner kristallen schimmernden Textur.
Die aktuelle Sanierung hatte zum Ziel, die Fassade dieses für Salzburg so wichtigen Baujuwels nachhaltig zu sichern und wieder „atmen“ zu lassen und so seine ansprechende Ästhetik als Monument der Hochrenaissance wieder sicht- und erlebbar zu machen. Die original einfarbig weiße Oberfläche wurde originalgetreu und nachhaltig in reinem Kalk und handwerklich solide mit glatt und rau geputzten Flächen sowie zarten Profilen frei gelegt bzw. wieder hergestellt. Gleichzeitig wurde das ebenmäßige Renaissance-Portal umsichtig restauriert.
Exquisites Fresko freigelegt
Seitlich davon ist an der Südostfassade eine Wandmalerei aufgetaucht, die einen gemalten Stoffbaldachin mit von Bordüren gesäumtem und im Rapport gemustertem Brokatstoff zeigt – wohl eine einstige Bekrönung eines Memorials für Wolf Dietrich. Die Farben (Rot- und Gelbocker für Gold, Caput mortuum oder Kobaltblau) des über 400 Jahren alten und nun gekonnt restaurierten Freskos sind leuchtend frisch erhalten – auch deswegen, weil diese mindestens 300 Jahre lang durch spätere Anstriche und Putze im Verborgenen lagen. Der Stoffbaldachin als höfische Bekrönung ist ein orientalisches Motiv, das spätestens mit Michelangelos Grabmal in Santa Croce in Florenz - etwa 40 Jahre früher - in malerischer Imitation die Kunst bereichert hat.
Orient trifft Okzident
Hier treffen sich somit Orient und Okzident: Auch der buntfarbige Fliesendekor im Inneren erinnert an kunstvoll gemusterte islamische Keramik etwa im „Grünen Grab“ von Sultan Ivan Pasha im türkischen Bursa. Neben den prächtigen Stuckaturen des Comasken Castello, der auch vor Ort bestattet ist, zeugt dieser von der Weltoffenheit, dem hohen Kulturverständnis und Kunstinteresse des Bauherrn - des 1617 hier bestatteten Fürsterzbischofs Wolf Dietrich. Mit seinen Monumentalbauten und Plätzen im italienischen Stil hat er Salzburg ein neues Gesicht verliehen und das Stadtbild von Salzburg bis heute nachhaltig geprägt. Lange vor seinem Tod (1595-1603) hat er den städtischen Sebastiansfriedhof als von Arkaden gesäumten Gräberhain nach Vorbild eines italienischen Campo Santo anlegen lassen, als Erweiterung des kleinen Friedhofes des Bruderhauses St. Sebastian an der Linzer Gasse und als Ersatz für den aufgelassenen Domfriedhof. 100 Gulden mussten die Leute für ein Gewölbe im Kreuzgang entrichten, 30 Gulden für einen Gedenkstein am Boden oder ein Epitaph an der Wand, 15 Gulden jene, die nur im Kreuzgang bestattet sein wollten. Noch heute ist der Friedhof ein Ort des Totengedenkens sowie der Stille und Einkehr mitten im urbanen Treiben.
Tag des Denkmals am Sonntag, den 26. September 2021
Gratis-Führungen: 10 und 11 Uhr/ 14 und 15 Uhr
Öffnungszeiten: 10 - 17 Uhr
Sabine Möseneder