Sozialabteilung wichtige Servicestelle der Stadt Salzburg
Die Einführung der Mindestsicherung, der Aufbau eines erfolgreichen Senioren-Nachbarschaftsprojekts sowie die Neuorganisation der Obdachlosen-Notschlafstelle waren nur drei von unzähligen Projekten, die die Sozialabteilung der Stadt Salzburg im vergangenen Jahr abgearbeitet und umgesetzt hat. Einen umfassenden Überblick über die Tätigkeit gibt der jetzt erschienene Jahresbericht 2010 der Abteilung 3 - Soziales. „Service, Hilfe, Beratung und Unterstützung stehen in allen Bereichen der Sozialverwaltung im Mittelpunkt unserer Dienstleistungen. Die tägliche Aufgabe der MitarbeiterInnen ist es, den BürgerInnen der Stadt Salzburg so rasch und unbürokratisch wie möglich in allen sozialen Angelegenheiten zu helfen. Mit einem Gesamtbudget von über 54 Millionen Euro ist die Abteilung 3 eine der größten Abteilungen der Stadt“, so der ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreter Martin Panosch.
Sozialamt: Mammutprojekt „Einführung Mindestsicherung“
Die wohl wesentlichste Neuerung hat das vergangene Jahr mit der Einführung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) zum 1. September gebracht. Die offene Sozialhilfe wurde damit abgelöst, und es wurden weitreichende Verbesserungen wie etwa österreichweit einheitliche Mindeststandards, bessere Leistungen für Alleinerziehende, Verkürzung der behördlichen Entscheidungsfrist von sechs auf drei Monate, Freibetrag für Ersparnisse und sonstiges Vermögen in Höhe von 3.764 Euro sowie die E-Card & Krankenversicherung für alle erreicht. Panosch: „Die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung ist ganz sicher ein sozialpolitischer Meilenstein, mit der das soziale Netz in Österreich noch sicherer geworden ist. Mit der Mindestsicherung wird Menschen Hilfe zur Selbsthilfe angeboten.“ Mit der Einführung sind die Anträge beim Sozialamt der Stadt Salzburg um ca. 12 Prozent gestiegen. Allerdings wurde nur eine kleinere Ausweitung des Bezieherkreises der Mindestsicherung im Vergleich zur offenen Sozialhilfe festgestellt. Im Jahr 2010 erhielten in der Stadt Salzburg 4.481 Fälle („Haushalte“ der offenen Sozialhilfe bzw. ab September 2010 „Einzelpersonen und Bedarfsgemeinschaften der Mindestsicherung“) Leistungen nach dem Salzburger Sozialhilfe bzw. Mindestsicherungsgesetz.
Noch nicht gelöst ist das Problem der Einberechnung des 13. und 14. Monatsbezuges. „Hier liegt aber bereits ein entsprechender Entwurf für eine Gesetzesänderung bei der Landeslegistik. Ich hoffe, dass es rasch zu einer positiven Entscheidung kommt und die Sonderzahlungen nicht mehr als Einkommen gewertet werden.“
Zahlen Sozialamt:
 Sozialberatung: 823 Fälle
 Unterstützung stationär betreuter Personen (geschlossene Sozialhilfe): 1.012 Personen
 Hilfe in besonderen Lebenslagen: 210 Anträge/146 positiv erledigt
 Unterstützung nach dem Salzburger Behindertengesetz: 1.148 Personen
Jugendwohlfahrt
Im Bereich der Jugendwohlfahrt hat sich 2010 ein seit Jahren anhaltender Trend weiter fortgesetzt: Die Gefährdungsabklärungen und Interventionen nach Meldungen von Dritten sind weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr gingen die MitarbeiterInnen des Jugendamtes insgesamt 563 Meldungen (2007: 254, 2008: 416, 2009: 550) nach. Der Grund für die Zunahme liegt einerseits darin, dass das Thema Gewalt und Missbrauch in der Familie ein sehr öffentliches ist. Das ermöglicht den Betroffenen darüber zu reden und schafft ein höheres Bewusstsein in der Bevölkerung. Der ständige Hinweis, dass die Opfer meist ohne Unterstützung von außen nicht in der Lage sind, sich selbst aus diesen Gewaltbeziehungen zu lösen, trägt dazu bei, dass die Meldungen aus dem Umfeld der Betroffenen zunehmen. Andererseits wurde auch die Meldepflicht einzelner Berufsgruppen an den Jugendwohlfahrtsträger auf Grund diverser gesetzlicher Änderungen in den vergangenen Jahren verschärft, sodass auch von dieser Seite vermehrt Hinweise kommen. Die belastende Arbeit der SozialarbeiterInnen wird dadurch erschwert, dass Klienten auf Abklärungen und Erhebungen immer öfter mit massiven Verweigerungen und Bedrohungen reagieren und so versuchen, die aus Sicht der Sozialarbeit für die Kinder notwendigen Maßnahmen zu verhindern. „Dies ist wiederum äußerst zeitaufwendig und bedeutet eine zusätzliche psychische Belastung für die MitarbeiterInnen, insbesondere wenn es um persönliche Bedrohungen geht. Umso wichtiger war es, dass drei neue Mitarbeiter im Bereich der Jugendwohlfahrt ihren Dienst antreten konnten“, so Panosch.
Eine negative Entwicklung ist in der Vergangenheit dahingehend zu beobachten, dass Gutachter zwar die Richtigkeit der Gefährdungseinschätzung der SozialarbeiterInnen bestätigen, aber immer öfter einen massiven Eingriff vermeiden. Selbst bei Familien, die die Hilfe des Jugendamtes boykottieren oder überhaupt kategorisch ablehnen, wird vorgeschlagen, die Kinder mit bestimmter Unterstützung (meist jene, die vorher schon nicht mitgetragen oder abgelehnt wurde) in der Familie zu belassen. „Natürlich gehen die Familien auf diese Regelung ein, an einer wirklichen Veränderung der Situation liegt ihnen aber meist nichts. Die Arbeit mit solchen Familien ist besonders schwer“, so Panosch.
Darüber hinaus entspricht die Kapazität der beeideten Gerichtsgutachter nicht dem notwendigen Bedarf seitens des Gerichts. Das führt dazu, dass auf Gutachten nicht selten bis zu einem Jahr gewartet werden muss. Ein Zeitraum, der für Kinder eine weitere Gefährdung darstellt. Für die Obsorgeberechtigten, die ohnehin schon auf Grund der Vorgeschichte der Kinder belastet sind, sind derart lange Phasen nicht zu verantworten. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern wirkt sich das eklatant auf die Entwicklung aus. Gerade in dieser Alterstufe ist der Aufbau von konstanten Bindungen für die spätere Entwicklung prägend. In Einrichtungen mit Betreuerwechsel ist dies trotz Bemühen nur sehr schwer möglich, insbesondere wenn es sich um so lange Zeiträume handelt. Die Folgen sind langfristige Entwicklungsstörungen. „Zwar gibt es immer wieder Pflegeeltern, die bereit wären, diese Kinder bei sich aufzunehmen, allerdings müssen dafür ganz klare Entscheidungen vorliegen oder zumindest in Aussicht gestellt werden. Es ist dringend notwendig, dass den Gerichten jene Ressourcen bereitgestellt werden, die eine rasche Entscheidung in einem für Kinder überschaubaren Zeitrahmen möglich macht“, fordert Panosch. Über den Salzburger SPÖ-Nationalratsabgeordneten Johann Maier möchte Panosch den Nationalrat befassen, damit die Situation möglichst rasch verbessert wird.
Zahlen Jugendwohlfahrt:
 Beratung/Betreuung Kinder/Jugendliche/Familien: 899 Fälle
 Unterstützung der Erziehung: 562 Maßnahmen
 Volle Erziehung (außerhalb der Herkunftsfamilie):
o In Pflegefamilien oder von Verwandten: 77 Kinder
o Betreuung in familienähnlichen Einrichtungen (Heimen, Wohngemeinschaften Krisenstellen etc.): 347 Maßnahmen
Kindergartenkolleg ab Herbst 2011
In Anlehnung an bestehende Modelle in Wien (Change und Pick Up) wurde in Salzburg bereits 2010 nach Möglichkeiten gesucht, eine zusätzliche Ausbildung für dringend benötigte diplomierte Kindergartenpädagoginnen zu schaffen. Nach wie vor fehlen gut ausgebildete PädagogInnen. Ein Grund dafür liegt in dem Umstand, dass – wie eine Umfrage ergeben hat – ca. 40 Prozent der regulären Absolventinnen der Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP) nach Ausbildungsende nicht diesen Beruf ergreifen. Nach Verhandlungen zwischen Land, Stadt, BAKIP und Arbeitsmarktservice konnten Anfang April die Weichen für den Beginn eines Kollegs im Herbst 2011 gestellt werden. Fünf Semester wird die neue Schulung für Wiedereinsteiger und Arbeitslose dauern, 24 Ausbildungsplätze stehen bereit. Das erste Jahr wird theoretisch unterrichtet, dafür erhalten die Teilnehmer Arbeitslosengeld. Im zweiten folgt eine Praxisphase, hier ist eine Anstellung für 20 Wochenstunden geplant.
Panosch: „Für uns ist dieses Kolleg eine gute Möglichkeit, qualifiziertes Personal für die Zukunft zu erhalten. Noch im März war ich bei den Verhandlungen nicht sicher, ob wir eine tragfähige Lösung finden. Umso schöner ist es für mich, dass wir ein zukunftsträchtiges Kolleg-Modell geschaffen haben. Wir brauchen qualifiziertes Personal, um das gute Angebot in den städtischen Kindergärten weiter ausbauen zu können. Wir können voraussichtlich fünf Hilfskräfte mit dem neuen Kolleg ausbilden und haben unsere Bereitschaft erklärt, weitere sieben Personen aus dem Kolleg aufzunehmen. Damit füllt die Stadt Salzburg bereits die Hälfte des gesamten Kollegs.“
Seniorenbetreuung
Im Jänner 2010 hat die Stadt Salzburg in Zusammenarbeit mit der Diakonie ein Projekt ins Leben gerufen, das alleinstehende Senioren und Seniorinnen vor Vereinsamung schützen soll. Unter dem Namen „Freiwilligen Netzwerke“ wurde das Projekt in einem ersten Schritt in den Stadtteilen Aigen, Parsch, Herrnau und Salzburg Süd durchgeführt. Senioren helfen dabei ehrenamtlich anderen Senioren beispielsweise bei Behördengängen, Einkäufen oder verbringen ein paar Stunden mit ihnen. Elf Freiwillige (die älteste Ehrenamtliche ist 77, die jüngste 25 Jahre) haben sich im vergangenen Jahr um elf alleinstehende SeniorenInnen (die jüngste ist 74 die älteste 95 Jahre alt) gekümmert. Das Netzwerk ist so gut angekommen, dass es Anfang 2011 auf Itzling und Elisabeth-Vorstadt ausgeweitet wurde. Panosch: „Ein Blick in die Medien zeigt, dass das Problem der Vereinsamung immer größer wird. Vor allem im urbanen Bereich treten vermehrt Fälle auf, in denen ältere Menschen sterben, ohne dass die Nachbarschaft irgendetwas mitbekommt. Auch in Salzburg sind derartige Fälle in der Vergangenheit vorgekommen. Hier müssen wir größtmögliche Hilfe anbieten“.
Neben der aktiven Lebensgestaltung für Senioren im Sinne der Prävention führt die städtische Seniorenbetreuung Kontaktbesuchdienste bei SeniorenInnen durch und kümmert sich in akuten Krisenfällen um eine bestmögliche Versorgung. Im Rahmen der Besuchsdienste wird die jeweilige Wohnsituation vor Ort abgeklärt und im Dialog - auch mit den Angehörigen - versucht, die jeweils beste Lösung für die Senioren zu finden. Das oberste Ziel ist dabei immer, dass der Betroffene möglichst lange in seiner eigenen Wohnung bleiben kann. Um dies zu erreichen, werden von der Seniorenbetreuung soziale Dienste, Essen auf Rädern, Rufhilfen und Tageszentren vermittelt. Im Jahr 2010 wurden 353 Personen zu Hause aufgesucht.
Die Mitarbeiter der Seniorenbetreuung führen auch die Anmeldung und Aufnahme in die städtischen Seniorenheime durch. Seit Jahresbeginn läuft die von Panosch in die Wege geleitete und kürzlich vom Gemeinderat formal beschlossene Strukturuntersuchung der MA 3 und MA 4 (Sozial- und Seniorenheimverwaltung). „Es ist äußerst wichtig, dass es eine bestmögliche Struktur gibt. Es helfen die besten und motiviertesten MitarbeiterInnen nichts, wenn im Ablauf etwas nicht funktioniert.“
Neue Notschlafstelle für Obdachlose
In Verhandlungen mit dem Land ist es im letzten Jahr auch gelungen, die bisher von der Stadt allein geführte Notschlafstelle in Mülln neu zu organisieren und damit erhebliche Verbesserungen zu erreichen. Während in den vergangenen Jahren lediglich der Wachdienst vor Ort war, sind nun Sozialarbeiter in der neuen Einrichtung in der Linzergasse tätig. Angeboten werden den Betroffenen akute Krisenintervention, Hilfe im Umgang mit Behörden, Beratung in finanziellen, gesundheitlichen und sozialen Angelegenheiten sowie auch Motivationsarbeit.
Statistik Notschlafstelle 2010/2011 (22.11.10-31.3.11)
o Übernachtungen gesamt: 1841
o 1570 Männer
o 271 Frauen
o ÖsterreicherInnen: 857
o MigrantInnen: 984
Sozialtarifkarten für Alleinerziehende
2010 hat die Stadt ihre finanzielle Unterstützung für den Erwerb von vergünstigten Monatstickets für den Stadtbus auch auf AlleinerzieherInnen mit Anspruch nach dem Salzburger Mindestsicherungsgesetz ausgeweitet. Analog zu den vergünstigten Seniorentickets, dessen Bezugsberechtigung vor kurzem auf einheitliche 60 Jahre gesenkt wurde, bekommen in Salzburg nun auch AlleinerzieherInnen die Karten zu einem Selbstkostenbetrag von 5 Euro. Panosch: „Die Unterstützung der AlleinerzieherInnen ist mir sehr wichtig. Bei der Gruppe handelt es sich zum allergrößten Teil um Frauen, und gerade die - das zeigen die Daten - sind durch die Wirtschaftskrise noch mehr unter Druck geraten (völliger Jobverlust bzw. Reduzierung auf Teilzeit). Hier müssen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten zielgerichtet helfen.“
ICS – Info Center Soziales
Zu einer wahren Erfolgsgeschichte hat sich das Info Center Soziales (ICS) im Kiesel-Gebäude entwickelt. 2009 wurde es als umfassende „Abteilungs-Servicestelle“ eingerichtet. Aus einer Hand bekommt man dort alle notwendigen Informationen - vom Jugendamt mit Jugendwohlfahrt, Sozialarbeit und Kinderbetreuung, über das Sozialamt mit Sozialhilfe und Behindertenhilfe bis zum Seniorenbereich. Pro Tag suchen zwischen 70 und 80 Personen Rat und Hilfe beim ICS. Pro Monat werden rund 300 Termine für die Referate des Sozialamtes vergeben und zusätzlich rund 50 bis 80 Personen direkt an die Sozialarbeiter des Sozialamtes verwiesen. Monatlich kommen rund 800 Telefonberatungen hinzu, auch der Kontakt via E-mail ist 2010 gestiegen (80 bis 100 Kontakte pro Monat). „So werden wir dem heute immer wichtiger werdenden Servicegedanken gerecht, den auch eine Stadtverwaltung mit Leben erfüllen muss“, so Bürgermeister-Stellvertreter Panosch.
Rückfragen:
Dr. Jürgen Wulff-Gegenbaur
Pressesprecher Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Martin Panosch
Büro: 8072–2941
Mobil: 0664/85 31 770
juergen.wulff-gegenbaur@stadt-salzburg.at
Sabine Möseneder