NS-Vortrag: „Jüdische Bevölkerung in Lebensgefahr“

30.09.2011

Im Rahmen der dritten Vortragsreihe des großen NS-Projektes der Stadt Salzburg sprach Prof. Albert Lichtblau, Leiter des Zentrums für jüdische Kulturgeschichte der Uni Salzburg, Donnerstagabend, 29. September 2011, vor rund 200 Interessierten in der TriBühne Lehen.

Der tief verwurzelte Antisemitismus vor der NS-Zeit sei nicht im Einklang mit der Realität gestanden, so Lichtblau. Die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder habe nicht einmal 200 Personen erreicht. „Dennoch wurde dieser kleinen Personengruppe unterstellt, sie würden das Land beherrschen.“

Diese negative Haltung hatte bereits Tradition: Salzburg war eines der Gebiete, in denen Jüdinnen und Juden vom Mittelalter bis zur Emanzipation 1867 nicht leben durften.

Als die Nationalsozialisten 1938 die Macht übernahmen, war die überschaubare Gruppe jüdischer Personen besonders exponiert. Zunächst setzte die NS-Politik auf Vertreibung. Von Beginn an wurde auf jüdisches Eigentum zugegriffen. „Um die interessantesten Objekte wie das Kaufhaus Schwarz am Alten Markt entbrannte ein wüster Kampf unter der NS-Profiteuren. Kaum jemand kam den Bedrohten zu Hilfe“, sagte der Historiker. Wie an anderen Orten wüteten die Nazis während des Novemberpogroms, deportierten die Männer ins KZ. Danach war die Ausübung von Gewerben für Juden verboten.
Lichtblaus Vortrag befasste sich auch mit den allgemeinen Bedingungen der NS-Geschichte und deren Salzburger Spezifika. Darüber hinaus gab er Einsicht in konkrete Lebensgeschichten, den Stand der Forschung und wie mit der Geschichte der Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung vor Ort umgegangen wurde.

Referierte über Judenverfolgung:
Referierte über Judenverfolgung:

Karl Schupfer