Ausstellung 'Silent Witnesses' gegen Gewalt an Frauen eröffnet

24.11.2015

Die Wanderausstellung Silent Witnesses besteht aus lebensgroßen, roten Silhouetten von Frauen. Jede Figur steht stellvertretend für eine Frau, die in den vergangenen Jahren in Österreich von ihrem (ehemaligen) Partner ermordet wurde. Ihre Geschichte ist auf der Figur nachzulesen. Die Ausstellung vermittelt, dass noch immer Handlungsbedarf im Kampf gegen Gewalt an Frauen besteht und macht unkompliziert und niederschwellig auf die Thematik aufmerksam. Begleitet wird die Ausstellung Silent Witnesses von einer Broschüre mit Hintergrundinfos zu Gewalt an Frauen und Kindern.

„Mit der Kampagne Silent Witnesses gedenken wir Frauen, die von ihren Partnern oder ehemaligen Partnern ermordet wurden. Diese Frauen standen mitten im Leben: Sie hatten Familie, sie hatten FreundInnen, und sie hatten Träume. Jetzt sind sie für immer stumm. Sie können uns nicht mehr erzählen, was passiert ist. Es liegt an uns, ihre Geschichte nicht zu vergessen und an sie zu erinnern – und immer wieder darauf hinzuweisen, dass Gewalt nicht zu akzeptieren ist und wir entschieden dagegen auftreten“, sagt Anja Hagenauer, Bürgermeister-Stellvertreterin und Frauenressortchefin. „Wichtig ist auch die Art und Weise, wie wir darüber sprechen: Es handelt sich hier um Mord und um nichts anderes. Wenn medial einmal von ‚vermutlichem Ehrenmord in der muslimischen Community‘ und dann – bei einer Tat eines Österreichers - von ‚Familientragödie‘ die Rede ist, wirkt das fast wie eine Rechtfertigung“, so Hagenauer. Es gehe jedoch um Mord, und der sei niemals und durch nichts zu rechtfertigen. „Ich bin froh, dass wir in der Stadt Salzburg eine Reihe von spezialisierten Beratungsstellen für von Gewalt Betroffene haben, deren Budgets seitens der Stadt auch in Zukunft gesichert sind“, sagt Hagenauer.

Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelschicksal. In Österreich ist etwa jede fünfte Frau von Gewalt durch ihren Lebenspartner oder einen männlichen Angehörigen betroffen. Mehr als die Hälfte aller Morde in Österreich geschehen im Familien- und Bekanntenkreis, die Opfer sind meist Frauen und Kinder. Die Ausstellung Silent Witnesses ist während der „Internationalen Tage gegen Gewalt an Frauen“ im Schloss Mirabell zu sehen. „Die Ausstellung soll dafür sorgen, dass die Opfer nicht stumm bleiben, und sie soll allen von Gewalt bedrohten Frauen Mut machen, Hilfe zu suchen“, sagt Frauenbeauftragte Alexandra Schmidt.

Jedes Jahr werden in Österreich Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern
ermordet. Sie werden von einem Menschen, dem sie sehr nahe stehen, umgebracht – manche vor den Augen ihrer Kinder. Oft ist der Mord der schreckliche Höhepunkt einer langen Gewaltgeschichte, und häufig kündigen die Mörder ihre Tat vorher an. 30 bis 40 Frauen werden jährlich in Österreich ermordet. Viele von ihren Ehemännern, Lebensgefährten, Brüdern, oder ihren Ex-Partnern - in der Familie. An einem Ort also, von dem wir uns Sicherheit und Geborgenheit erwarten.

Die Phase der Trennung oder Scheidung – wenn sich Frauen zu diesem, für manche sehr schwierigen Schritt durchringen – ist für viele die gefährlichste: Aus wissenschaftlichen Untersuchungen geht hervor, dass das Risiko umgebracht zu werden, in der Trennungsphase für Frauen fünfmal höher ist als sonst.

Jede Figur steht stellvertretend für eine Frau, die in den vergangenen Jahren in Österreich umgebracht wurde. Die Silent Witnesses-Figuren stehen außerdem für viele Frauen, deren Geschichte wir hier nicht erzählen können. Jedes Leben ist einzigartig, und es ist nur schwer möglich, diese Einzigartigkeit in einigen wenigen Zeilen zu beschreiben. Bei den Vorbereitungen zu dieser Ausstellung waren die Ausstellungsmacherinnen damit konfrontiert zu akzeptieren, dass diese Personen tot sind und nichts mehr für sie getan werden kann. Ihr Handeln, ihr Bemühen, ihre Versuche sich vor der Gewalt zu schützen, waren nicht ausreichend. Dem Leben dieser Frauen wurde ein gewaltvolles Ende gesetzt, aber das Entsetzen darüber, dass sie sterben mussten, hört nicht auf. Alle Geschichten in dieser Kampagne haben etwas gemeinsam: Diese Morde sind nicht einfach aus heiterem Himmel passiert. Jede der Frauen wurde bereits längere Zeit von ihrem Partner misshandelt und bedroht, manche schon seit vielen Jahren. Einige Morde waren angekündigt.

Ausstellung Silent Witnesses
24. November bis 16. Dezember 2015,
Schloss Mirabell, Wolf-Dietrich-Halle
- ein Angebot des Frauenbüros der Stadt Salzburg

Veranstaltungshinweis
Schluss mit sexueller Belästigung
Impuls, Gespräch, Film
Impuls: Teresa Lugstein
Di, 01. 12. 2015 (18 Uhr)
Schloss Mirabell, Pegasus-Zimmer
Eine Kooperation von Frauenbeauftragter und Behindertenbeauftragter der Stadt Salzburg

Jede rote Figur steht für eine ermordete Frau
Jede rote Figur steht für eine ermordete Frau

Sabine Möseneder