Salzburger Filmnachwuchspreis: Der Simon 2016 ging an „Josef“
Viel Applaus und Publikum gestern, Montag, im Filmkulturzentrum Das Kino: Die Kulturabteilung der Stadt hatte zur Verleihung des biennalen Filmnachwuchspreises „Simon S.“ eingeladen, vergab Preisskulptur und Prämien und präsentierte die drei ausgezeichneten Filmwerke aus insgesamt 15 Einreichungen. Vorgestellt wurde außerdem die sechste film:edition:salzburg – die jährliche Werkschau-DVD des jungen Salzburger Filmschaffens, das von Stadt und/oder Land gefördert wurde.
And the Winners are...
Klarer Sieger im Rennen um den „Simon S.“ 2016 wurde der Experimental-Dokumentarfilm „Josef – Täterprofil meines Vaters“ von Antoinette Zwirchmayr. In rund 20 Minuten erzählt die Filmemacherin darin eine höchstpersönliche und höchstsensible Familiengeschichte: vom Banküberfall ihres damals 17-jährigen Vaters in Salzburg. Ihre Erfahrungen und Erinnerungen verschlüsselt sie dabei mit eindringlichen Bildkompositionen. „Antoinette Zwirchmayr ist derzeit eine singuläre Erscheinung in der Filmkunst Salzburgs“, war sich die Fachjury - Christine Dollhofer (Direktorin crossing europe film festival linz), Sina Moser (Salzburger Filmemacherin) und Dominik Tschütscher (Cinema Next, Young Austrian Cinema) – einig. Dotiert ist der Hauptpreis mit 5.000 Euro und der Trophäe des „Simon“.
Über den zweiten Preis, dotiert mit 3.000 Euro, für die Dokumentation „Cerro Rico – The Silver Mountain“ freuten sich Armin Thalhammer und sein Team. In dem „im wahrsten Sinne atemberaubenden Dokumentarfilm“ begleitet das Filmteam eine Minenarbeiterfamilie in die klaustrophobisch anmutenden Tiefen des Cerro Rico, einem geschichtsreichen Berg im bolivianischen Hochland, wo seit Jahrhunderten Silber abgebaut wurde. „Eine beeindruckend reife Filmarbeit, die uns extreme Lebensrealitäten auf sehr physische Weise näherbringt“, befand die Jury.
Mit dem dritten Preis, dotiert mit 2.000 Euro, wurde Kurzfilm-Thriller „Milliardenmarsch“ von Adrian Goiginger ausgezeichnet. Was wie ein harmloser Wanderausflug von Freunden beginnt, entpuppt sich bald als gnadenlose Reality-Show: Wer am längsten wandert, gewinnt. Wer aufgibt, verliert sein Leben. Die Essenz und den Voyeurismus, die Gier nach dem großen Geld als einzigen Antrieb treibt Goiginger dabei auf die Spitze. „Weckt starke Emotionen, bleibt spannend bis zur letzten Minute, gibt Anlass zu Diskussionen“, so die Jury.
Die Film- und Medienförderung zählt zu den Schwerpunkten im Kulturleitbild der Stadt Salzburg. Dabei konzentriert sich die Subventionsvergabe auf Startförderungen für Filmprojekte, Zuschüsse für Drehbuch- und Projektentwicklungen, Postproduktion und Verwertungen.
„Besondere Aufmerksamkeit widmen wir in allen Fällen dem filmischen Nachwuchs“, betonte Kulturressortchef Bürgermeister Heinz Schaden gestern bei der Preisverleihung. „Die vitale Szene in Salzburg ist Nährboden und Ausgangspunkt für kreative neue Filmprojekte. Mit der abwechselnden Vergabe des ‚Simon S.‘ und des Drehbuchentwicklungspreises ergänzt die Stadt ihre Filmfördertätigkeit - und schafft zugleich ein öffentliches Podium für die junge Generation der Filmschaffenden.“
Werkschau der vitalen Szene: salzburg:film:edition
Wie breit aufgestellt und produktiv die Salzburger Filmszene auch jenseits des Nachwuchswettbewerbs aufgestellt ist, das zeigt einmal mehr die salzburg:film:edition:
Bereits zum sechsten Mal präsentieren Land und Stadt Salzburg auf der gemeinsam produzierten DVD einen Querschnitt des produktiven Salzburger Filmschaffens.
„Die Filmkunstförderung des Landes unterstützt jährlich zwischen 30 und 40 Filmprojekte.", erläutert Kultur-Landesrat Heinrich Schellhorn. "Besonders freut es mich, dass viele dieser Produktionen im In- und Ausland auf Festivals zu sehen sind, ausgezeichnet und prämiert werden. Dies ist nicht nur ein schöner Erfolg für die Filmemacherinnen und Filmemacher sondern gleichzeitig auch eine Bestätigung, dass wir mit der Filmkunstförderung auf dem richtigen Weg sind! Mir ist es ein Anliegen weiterhin dafür zu sorgen, dass der Filmstandort Salzburg weiter wachsen kann."
Cay Bubendorfer