Ring der Stadt Salzburg für Architekt Gerhard Garstenauer

21.01.2005

In seinen Amtsräumen überreichte heute, Freitag, 20. Jänner 2005, Bürgermeister Heinz Schaden den "Ring der Stadt Salzburg" an Architekt Prof. Gerhard Garstenauer. Die Stadt würdigt damit sowohl das baukünstlerische Schaffen Garstenauers als auch seine vielfältigen "Interventionen" für das Erscheinungsbild und das gesamte Leben in der Stadt Salzburg, führte Schaden aus. Der Ring der Stadt wurde Prof. Garstenauer über einstimmigen Beschluß des Stadtsenats verliehen.

Hier der Lebenslauf und die Begründung zur Ehrung Prof. Garstenauers im Wortlaut:
Der Salzburger Architekt Prof. Dr. Gerhard Garstenauer wurde am 22. Jänner 1925 in Fusch an der Glocknerstraße geboren. Von 1937 bis 1947 besucht er Mittelschulen in Salzburg und leistet zwei Jahre Kriegsdienst. Anschließend beginnt er sein Studium an der Architekturfakultät der Technischen Universität in Wien, erste berufliche Praxis sammelt er nach dem Ende des Studiums beim Wiederaufbau des Wiener Burgtheaters bei Prof. M. Engelhardt. Ab 1954 arbeitet er als selbständiger Architekt in Salzburg. 1956 – 1960 sind Entwurfsseminare bei Prof. Wachsmann an der neu gegründeten Salzburger Sommerakademie für bildende Kunst anzuführen, in den Jahren 1965 und 1966 leitet er Seminare an der Technischen Universität Wien (Planung hoher Schulen in Österreich). 1967 promoviert Architekt Garstenauer an der TU Wien, von 1973 bis 1978 übt er eine Gastprofessur an der Universität Innsbruck (Fakultät für Bauingenieurswesen und Architektur) aus. Gestaltungsfragen beim Konstruktionsentwurf stehen im Mittelpunkt dieser Tätigkeit. 1980 habilitiert er sich an der TU Graz. 1983 und 1984 hält er Vorlesungen am Historischen Institut der Universität Salzburg zum Themenbereich Architekturpraxis und Kunstgeschichte. Von 1983-85 und von 1997-2000 ist er Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt Salzburg.

Im Salzburger Anton Pustet-Verlag ist im Jahr 2002 ein umfassender Bildband mit dem Titel „Gerhard Garstenauer Interventionen“ erschienen. Herausgeber ist das Architekturzentrum Wien.
Darin sind die einzelnen Bauten und Projekte angeführt, gleichzeitig werden in einem umfangreichen Anhang viele öffentliche Stellungnahmen und Vorschläge zur Verbesserung bestehender Situationen ausführlich dokumentiert, die den Architekten als engagierten und kritischen Bürger zeigen, der sich für seine Stadt vehement einsetzt.

In seinem Vorwort schreibt der Direktor des Architekturzentrums Wien, Dietmar M. Steiner. „Gerhard Garstenauer ist Architekt, Denker, Bürger. Sein Werk und seine Beiträge sind ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das allein würde genügen, um das Interesse auf das Schaffen dieses Architekten zu lenken. Sein Werk ist aber auch Bestandteil der Kulturgeschichte im allgemeinen. Garstenauers Wirkungsbereich ist regional konzentriert - es ist die Stadt und das Land Salzburg -, dafür aber paradigmatisch für die Möglichkeiten und Dimensionen eines Architekten in dieser Gesellschaft. Er hat in seiner Region wichtige Bauten realisiert und konnte davon leben. Er hat sich eine architektonische und philosophisch-wissenschaftliche Position erarbeitet, die einen generellen Beitrag zur Architekturgeschichte leisten kann und er hat als Bürger in das öffentliche Leben eingegriffen, mit Vorschlägen, ungefragten Projekten, mit Schriften, Polemiken.“ Friedrich Achleitner und Otto Kapfinger bewerten das Oeuvre und die Position Garstenauers aus architektonischer und historischer Sicht, der Architekturpublizist Norbert Mayr und die Kunsthistorikerin Andrea Großschädel liefern weitere Betrachtungen.


Am Beginn der Arbeit von Gerhard Garstenauer in Salzburg stehen gewerblich industrielle Bauten wie z.B. die Hallen für die Firmen ÖFAG, Mercedes Benz, Ford Schmidt, Bleckmann &Co und Meingast. Im Anschluss daran entstanden einige Wohnhäuser in Aigen (z.B. Haus Gänsbrunn, Wohnhaus Garstenauer). In den 70iger Jahren bildet das Bauen in historischer Umgebung einen Schwerpunkt. Zu erwähnen sind die Sanierung, Restaurierung und Umgestaltung des Restaurants K+K am Waagplatz in der Salzburger Innenstadt, der Galerie Welz in der Sigmund Haffner-Gasse, 1978 dann die Neugestaltung des Rupertinums als Ausstellungshaus, in den 80iger Jahren die Um- und Neugestaltung des Toskanatraktes in der Residenz für die Juridische Fakultät der Universität Salzburg. Auch beim Bau der K+K Hotels in Wien, Budapest und Prag steht die Auseinandersetzung mit dem Bauen in historischer Umgebung im Mittelpunkt.


Einen weiteren Schwerpunkt im architektonischen Schaffen bilden zahlreiche Bauten und Projekte im Gasteinertal (Felsenbad, Kongresszentrum in Badgastein; Solarbad in Dorfgastein, Liftanlage in Sportgastein).


Gleichzeitig ist es ihm zuzurechnen, in Salzburg einen öffentlichen Diskurs zu den Themenbereichen Architektur, Stadt- und Verkehrsplanung begonnen zu haben. So ist z.B. die Einrichtung des Gestaltungsbeirats auf seine Initiative zurückzuführen. Er selbst gehörte diesem Gremium zwei Funktionsperioden lang an. Erwähnenswert sind seine Leitbilder für Salzburg 1961 und 1995/99 (Das Leitbild von 1961 sieht die räumliche Neuordnung der Stadt durch Auflockerung und Gliederung in fünf Einheiten/Stadtbezirke vor und stellte einen Gegenentwurf zum Flächenwidmungsplan der Stadt Salzburg aus dem Jahr 1961 dar. Im Leitbild von 1995 forderte er einen übergeordneten Leitfaden für das Räumliche Entwicklungskonzept der Stadt Salzburg aus dem Jahr 1994). Architekt Garstenauer hat auch zum Verkehr wesentliche Beiträge geleistet: er hat 1963 einen Verkehrsplan entwickelt, 1965 ein Konzept für Parkraum im Stadtzentrum vorgelegt, 1970 ein „park and boat-system“ (Salzachschifffahrt) vorgestellt, Vorschläge für Freizeiteinrichtungen, Sportlandschaften und Erholungsräume sowie die Fußgängerzone in der Salzburger Altstadt gemacht und bereits 1971 Ideen für ein Kunstzentrum im Mönchsberg vorgelegt. Auch der Vorschlag, das Salzburger Museum Carolino Augusteum im Neugebäude der Salzburger Residenz unterzubringen, geht auf eine Idee von Architekt Garstenauer zurück. 1994 legt er seine Überlegungen für eine Museumsachse im historischen Stadtzentrum vor (Haus der Natur, Kunstforum Rupertiunum, Museum Carolino Augusteum). Der Vorschlag eines Museums und eines Hauses für Mozart als Musiktheater in historischer Umgebung sind hier zu erwähnen. In den Jahren 1984 und 1994 erarbeitete er Vorschläge für ein Forschungsinstitut für Tourismus an der Universität Salzburg und für ein Institut für Architektur im Fremdenverkehr an der Fachhochschule für Tourismus in Salzburg vor. Ende der 90iger Jahre schaltete er sich massiv in die Diskussion um das neue Kongresshaus ein.


Zusammenfassend sei an dieser Stelle Prof. Friedrich Achleitner zitiert, der über Gerhard Garstenauer sagt: „Sein Werk spiegelt das Rollenbild des „klassischen“ Architekten – vom Altstadthaus bis zur baulichen Erneuerung einer ganzen Tallandschaft, vom Design einer Seilbahngondel bis zum Kongresshaus.“


Aus den zahlreichen Veröffentlichungen Gerhard Garstenauers seien hier weitere auszugsweise angeführt:
„Universitätsstadt an der Hellbrunner Allee“, Schriftenreihe des kulturpolitischen Arbeitskreises, Salzburg 1967
„Gedanken zur Architektur“ Verlag Galerie Welz, Salzburg 1968
„Architekt und Bauingenieur“ Hrsg. Verlag Galerie Welz, Salzburg 1973
„Bauten und Projekte im Gasteinertal“ Eigenverlag, Salzburg 1979
„Alt und Neu – Rupertinum Neugestaltung“ Sonderdruck aus Rupertinum zum Bestand, Salzburg 1980
„Ideen für eine neue Stadt – Salzburg als Beispiel“ Verlag Galerie Welz, Salzburg 1980

Ausstellungen:
1968 „Gerhard Garstenauer“ in der Galerie Welz in Salzburg
1976 „Gerhard Garstenauer“ in der Galerie Welz in Salzburg und in der Salzburger Residenz anlässlich der Verleihung des Salzburger Architekturpreises
1987 „Gerhard Garstenauer Salzburg“ im Rupertinum in Salzburg
Weitere Ausstellungen in Zell am See und in Millstatt


Architekt Garstenauer erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise:
1968 Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs für das Felsenbad in Badgastein
1973 Staatspreis für gute Form – Seilbahngondeln in Badgastein
1974 Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs für die Bauten in Badgastein und Sportgastein
1975 den erstmals verliehenen Salzburger Architekturpreis
1984 Österreichischer Holzbaupreis
1985 Stadtsiegel der Landeshauptstadt Salzburg in Silber
1991 Verleihung des Berufstitels „Professor“
1995 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg

Ring der Stadt für Archiktekt Garstenauer
Ring der Stadt für Archiktekt Garstenauer
Die Stadt ehrt Architekt Prof. Gerhard Garstenauer für sein baukünstlerisches Schaffen und seine vielfältigen "Interventionen" für seine Stadt mit dem "Ring der Stadt Salzburg".

Greifeneder, Johannes (20222)