Salzburgs Engagement für „Stille-Nacht“-Forschung ausgezeichnet

09.12.2009

Die Salzburger „Stille Nacht-Gesellschaft“ die sich auch der Erforschung der Geschichte des weltberühmten Weihnachtsliedes widmet, würdigt das Engagement Salzburgs für die Ziele des Vereins. Eine Abordnung der Gesellschaft unter Leitung ihres Präsidenten MMag. Michael Neureiter hat aus diesem Anlass heute eine Dank-Urkunde an die Stadt, vertreten durch Bürgermeister-Stellvertreter Martin Panosch, überreicht. Panosch dankte namens der Stadt für die Würdigung und führte aus:

Die Stadt Salzburg gilt weltweit als die Mozart-Stadt, als die Festspielstadt, als die Stadt, in der Sound of Music seinen Ursprung hat. Salzburg ist aber auch die Geburtsstadt von Joseph Mohr, der den Text für ein von Franz Xaver Gruber vertontes Lied schuf, das längst als weltweit gesungene Weihnachtsbotschaft eine absolute Vorrangstellung einnimmt: „Stille Nacht – Heilige Nacht“.

Diese Friedensbotschaft hat ihren Ursprung in unserer Heimat. Die Stille Nacht-Gesellschaft setzt sich zum Ziel, die Entstehung und die Verbreitung dieses Liedes beginnend von kleinen Anfängen wissenschaftlich fundiert zu erforschen sowie den originalen Bestand zu bewahren. Dabei arbeitet die Stille Nacht-Gesellschaft mit jenen Gemeinden unseres Landes zusammen, die in einem unmittelbaren Kontext zu den „Vätern“ dieses Liedes stehen.

Oberndorf – wo das Lied erstmals 1818 in der Christmette erklungen ist;
Arnsdorf – wo der Lehrer Franz Xaver Gruber die Melodie geschrieben hat;
Mariapfarr – wo der erste Textentwurf von Stille Nacht entstand, der heute im Salzburg Museum aufbewahrt wird;
Hallein – wo der Liedkomponist Franz Xaver Gruber eine langjährige Arbeitsstätte und eine neue Heimat gefunden hat, und dort auch begraben ist;
Wagrain – jener Ort, in den Joseph Mohr bis zu seinem Tod als Priester mit einem revolutionären Sozialengagement gewirkt hat.

Neben jenen zahlreichen Gemeinden, in denen die beiden Liedschöpfer in ihren Leben Stationen machten, engagierten sich besonders auch die Geburtsorte von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr für die Ziele der Stille-Nacht-Gesellschaft: Hochburg-Ach und die Landeshauptstadt Salzburg.

Als Joseph Mohr am 11.12.1792 hier in der Steingasse als uneheliches Kind geboren wurde – ein Jahr nach Mozarts Tod – stand Europa kurz vor einer revolutionären Veränderung, die unsägliches Leid für die Bevölkerung unseres Kontinents verursacht hatte, die aber auch der Beginn eines neuen Verständnisses über Regierungs-, Wirtschafts- und Gesellschaftsformen war. Freilich, der Weg war ein harter, bis den sozialen Errungenschaften, wie sie uns heute als selbstverständlich erscheinen, zum Durchbruch verholfen werden konnte und sie zum Ziel führten. Es bedurfte engagierter Menschen, die sich für das soziale Leid großer Bevölkerungsschichten uneigennützig einsetzen – Joseph Mohr war so ein Mensch, der nicht obrigkeitshörig sich der allgemeinen Situation angepasst hat, sondern einer, der zu den Menschen gegangen ist, der die Schwachstellen und die Schwächen der damaligen Gesellschaft nicht verdrängt hat und besonders um die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Abseitsstehenden bemüht war.

Seine Abstammung, Kindheit und Jugend waren dabei wahrscheinlich ebenso prägend wie die politischen Wirren der Napoleonischen Zeit. In der Jugend hat er das Ende des selbständigen Fürsterzbistums Salzburg und schreckliche Kriegsereignisse erlebt. Er hat aber auch Menschen gefunden, die ihn – entgegen der damaligen Gepflogenheiten – sehr gefördert haben: Ihm – dem unehelich Geborenen – sogar eine höhere Schuldbildung ermöglichten. Diese Erfahrung hat Joseph Mohr in zweierlei Form der Allgemeinheit zurückgegeben: einerseits mit dem Text von „Stille Nacht“ als Friedensbotschaft an die Welt und anderseits durch sein für die damalige Zeit revolutionäres Engagement für die sozial Schwächeren.

Als Ressortzuständiger für den Sozialbereich beeindruckt mich diese Lebensaufgabe von Joseph Mohr ganz besonders. Die Auszeichnung der Geburtsstadt von Joseph Mohr als „besonders engagierte Stille Nacht-Gemeinde“ nehme ich deshalb auch unter dieser Voraussetzung mit großer Freude entgegen. Ich werde mich sehr bemühen, dass diese Ehrung nicht nur als Würdigung der bisherigen Leistungen der Stadt Salzburg für die Belange der Stille Nacht-Gesellschaft zu verstehen ist, sondern dass sie ein Ansporn – eine Motivation – wird, Salzburg als Zentrum der Friedensbotschaft und der völkerverbindenden Wirkung von „Stille Nacht – Heilige Nacht“ zu positionieren.

Stille Nacht-Urkunde
Stille Nacht-Urkunde
Eine Delegation der Stille Nacht Gesellschaft übergab eine Urkunde zur Würdigung des Salzburger Engagements für die Stille Nacht - Forschung an Vizebürgermeister Martin Panosch.

Greifeneder, Johannes (20222)