Itzling feiert: 10 Jahre Stadtteilarbeit für gute Nachbarschaft

06.10.2010

Seit nunmehr zehn Jahren ist das Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt eine geschätzte und anerkannte Anlauf-, Informations- und Beratungsstelle am Itzlinger Veronaplatz. Am Freitag, 8. Oktober 2010, wird deshalb gefeiert: mit einem Jubiläumsfest und der Ausstellungseröffnung „10 Jahre Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt – 40 Jahre Goethesiedlung“ (Festbeginn ist um 15 Uhr am Veronaplatz).

Je begrenzter der öffentliche Raum ist, desto eher kommt es zu Konflikten in der Nachbarschaft. Wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderstoßen, können die nötigen Kompromisse nur durch Verhandeln geschlossen werden. Für den für die städtischen Bewohnerserviceein-richtungen (BWS) ressortzuständigen Bürgermeister-Stellvertreter Martin Panosch sind die BWS aus den Salzburger Stadtteilen nicht mehr wegzudenken. „Sie sind für die Menschen nicht nur eine erste Anlaufstelle bei großen und kleinen Problemen, sondern eigene Säulen der Prävention“, so Panosch.

BWS - wichtiger Faktor für die Lebensqualität

Wie sehr die insgesamt fünf Servicestellen (Aigen/Parsch, Gnigl Schallmoos, Liefering/Forellenweg, Maxglan/Taxham/Bolaring, Itzling/E-Vorstadt) in den einzelnen Stadtteilen verankert sind, zeigen die aktuellen Zahlen. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt runde 37.800 Kontakte. 2010 waren es im ersten Halbjahr bereits rund 19.100. Panosch: „Das Ergebnis von 2009 werden wir auf jeden Fall übertreffen, da der Herbst eine besonders intensive Zeit ist und wir zur Jahresmitte schon über der Halbjahreszahl des Vorjahres lagen.“

Die Zahlen würden auch deutlich zeigen, dass die BewohnerInnen die gesamte Bandbreite des Service-Angebotes kennen und dieses immer häufiger und sehr positiv für ihre Zwecke nützen. Das zahle sich für den Einzelnen und die Gemeinschaft aus und fördere die Lebensqualität im Stadtteil. „Bewohnerservice ist etwas Unmittelbares, die Strukturen sind überschaubar, eigene Ideen sind willkommen und erweisen sich oft als auch wirklich umsetzbar“, so Panosch. In Zeiten knapper Geldmittel in den öffentlichen Haushalten schnelle die Bedeutung von Einrichtungen in die Höhe, welche die Eigeninitiative der BürgerInnen fördern – ja in vielen Fällen erst möglich machen. Die gute alte Nachbarschaftshilfe finde hier – ganz gegen den Trend städtischer Anonymisierung – eine ihrer unverzichtbaren Grundlagen. Der unentgeltliche Besuchsdienst, regelmäßige gemeinsame Essen von SeniorInnen und so manche andere Initiative, die der Vereinsamung entgegenwirkt, können erst so entstehen.

Für alle fünf Bewohnerservice-Einrichtungen gibt die Stadt im Jahr 2010 insgesamt 511.774 Euro aus. Panosch: „Trotz schwieriger finanzieller Zeiten werde ich alles unternehmen, damit zumindest die gleiche Summe auch 2011 zur Verfügung stehen wird.“

Erfolgsgeschichte BWS Itzling/E-Vorstadt

Das Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt, das für die Stadt Salzburg vom Diakonie-Zentrum Salzburg betrieben wird, leistet seit zehn Jahren in diesem Bereich Unverzichtbares: Drei MitarbeiterInnen sind für über 16.000 Menschen da, hören ihnen zu, begleiten Gespräche, greifen Ideen auf, vermitteln, suchen mit den Betroffenen nach Lösungen und sorgen vor allem dafür, dass die Kommunikationsbasis erhalten bleibt. Zahlreiche Projekte wurden in den vergangenen zehn Jahren gemeinsam umgesetzt. Beispielsweise die Neugestaltung des Veronaplatzes im Jahr 2005. Neben derartigen Großprojekten sind es aber vor allem die zwischenmenschlichen Geschichten, die das BWS Itzling so wichtig machen. Bei Streitigkeiten oder wenn Menschen Hilfe brauchen, sind die Mitarbeiter des BWS mit Rat und Tat zur Stelle. So stellt das BWS beispielsweise den Kontakt bei kleineren PC-Problemen zwischen „Computer-ExpertInnen“ (HTL-Schülern) und weniger bewanderten PC-NutzerInnen her. Die HTL-Schüler kriegen dafür von den Ratsuchenden eine kleine Aufwandsentschädigung.

„Mit der Diakonie haben wir einen kompetenten und äußerst professionellen Partner an unserer Seite, auf den wir uns ohne Einschränkung voll und ganz verlassen können. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen und mich bei MMag. König für die sehr gute Zusammenarbeit recht herzlich bedanken“, so Panosch.

„Seismograph“ für soziale Themen

Das Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt konnte sich in den letzten zehn Jahren als wichtiger Mitgestalter in der Stadt Salzburg etablieren. „Es genießt ein hohes Vertrauen bei der Bevölkerung und ist für die Stadtpolitik ein anerkannter ‚Seismograph’ für soziale Themen und für Anliegen, Nöte und Konflikte der StadtteilbewohnerInnen“, erklärt MMag. Michael König, Geschäftsführer des Diakonie-Zentrums Salzburg. Gleichzeitig ist es ein konstruktiver Helfer bei der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme und bietet Vereinen, Organisationen und StadtteilbewohnerInnen eine sichere und verlässliche Anlaufstelle.

Die Rolle des Bewohnerservice für das Zusammenleben in den Stadtteilen spiegelt sich auch im erhobenen Zahlenmaterial. Seit 2002 wurden 25.500 direkte Einzelkontakte gezählt. „Vor allem SeniorInnen nehmen die Angebote des Bewohnerservice immer mehr in Anspruch. Waren im Jahr 2002 noch 27 Prozent der Bewohnerservicenutzer SeniorInnen, so stieg der Anteil dieser Altersgruppe im Jahr 2009 bereits auf 42 Prozent an“, berichtet MMag. Michael König.
Verändert hat sich auch die Nutzerstruktur von Männern und Frauen: 2004 waren es vorwiegend Männer, konkret 61 Prozent, die das Bewohnerservice aufsuchten, heute sind es in erster Linie Frauen, die die Leistungen der Einrichtung mit 59 Prozent in Anspruch nehmen.

Mit dem Anstieg der SeniorInnen verändert sich auch die Arbeit der MitarbeiterInnen im Bewohnerservice. SeniorInnen benötigen vermehrt Hilfestellungen und wünschen sich auch altersgerechte Angebote gegen die Vereinsamung. „Neue Angebote für Menschen im Alter zu entwickeln sowie die Vernetzung mit Hilfsdiensten und Betreuungseinrichtungen weiter zu verbessern, werden künftig sicherlich zentrale Aufgaben des Bewohnerservice darstellen“, sagt MMag. Michael König.

Vielfältige Anliegen der StadtteilbewohnerInnen

„Die Anliegen der Stadtteilbewohner sind vielfältig und reichen vom Ausfüllen von Formularen bis zum konstruktiven Gestalten des Zusammenlebens“, erklärt Sonja Zlöbl, Leiterin des Be-wohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt. „Ich habe einen Bescheid erhalten, den ich nicht verstehe.“, „Mit meiner Parkinson-Erkrankung kann ich nichts mehr schreiben.“, „Wo bekomme ich einen neuen Pass?“, „Ich habe den Eindruck, meine Nachbarin kommt alleine nicht mehr zurecht.“ ist nur ein kleiner Auszug zahlreicher Themen, für die das Bewohnerservice als zentrale Anlaufstelle da ist. „Die Menschen kommen gerne zu uns ins Bewohnerservice, vor allem wegen unserer niederschwelligen Angebote. Jeder kann mit seinen Anliegen kommen und jedes Anliegen wird vertraulich behandelt“, sagt Sonja Zlöbl.

Miteinander fördern

Wo verschiedene Generationen und Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensplänen zusammenleben, kommt es immer wieder zu Konflikten, Missverständnissen und Kommunikationsproblemen. Neben individuellen Einzelgesprächen ist es den MitarbeiterInnen auch besonders wichtig, gezielte Maßnahmen und Aktivitäten zu setzen, die ein gutes Miteinander und eine gute Nachbarschaft fördern.

„Gemeinsam mit den BewohnerInnen erarbeiten wir konstruktive, kreative Lösungsansätze, um brisante Situationen zu entschärfen und die Lebensqualität im Sinne aller Beteiligten zu erhöhen“, sagt Sonja Zlöbl: So habe etwa das Projekt „Hausordnung einmal anders“ gezeigt, dass man mit Bildern die Hausordnungen in den Schaukästen besonders wirkungsvoll und vor allem verständlich darstellen kann. Mit der Aktion „Nachbarschaftskärtchen“ setzte das Bewohnerservice einen Impuls, um die NachbarInnen leichter kennenzulernen. „Besonders herausheben möchte ich auch den ‚Handy- und Internetworkshop’, bei dem wir Jung und Alt zusammenbringen und zu einem besseren Verständnis zwischen den Generationen beitragen“, so Zlöbl, die sich mit den Beteiligten darüber freut, dass die Jugendlichen dafür im Jahr 2007 den Generationenpreis der SPÖ erhalten haben.

Raum für Begegnung schaffen

In Kontakt treten, Raum für Begegnungen schaffen und sich einbringen können – so lautet auch das Motto für die vielen Veranstaltungen, Märkte, Feste und Aktivitäten, die die MitarbeiterInnen des Bewohnerservice am Veronaplatz organisieren. Insbesondere der Ostermarkt und die Einstimmung auf den Advent sind von den BewohnerInnen geschätzte Angebote im Jahreskreis.

Aktionen für Kinder und Jugendliche wie z.B. die Fahrradwerkstatt, das Sommerferienprogramm „Ferienfieber“ oder der Weltkindertag sind weitere Fixpunkte. Auch regelmäßige Gruppenangebote wie „Fit und flott“, ein Kompetenz-Training für SeniorInnen, die Singrunde „Sing mit“, der Mittagstisch „Isst du mit mir?“ für Menschen, die lieber gemeinsam als einsam speisen, führen StadtteilbewohnerInnen unterschiedlichster Generationen zusammen.

Synergien nutzen

Durch die Gebietserweiterung auf die Elisabeth-Vorstadt im Jahr 2007 wurden die Anliegen der BewohnerInnen vielseitiger, die Anforderungen an das Bewohnerservice stiegen. Neue BewohnerInnen kennen die Angebote oft noch nicht. „Wir bemühen uns, stets im Stadtteil präsent zu sein und arbeiten auch mit vielen PartnerInnen zusammen. Vor allem in der Elisabeth-Vorstadt, wo wir noch nicht so lange aktiv sind, stellten wir unsere Angebote in Schulen oder z.B. im Einkaufszentrum Forum 1 vor“, sagt Sonja Zlöbl.

Für die Umsetzung mancher Projekte wurden in den vergangenen Jahren viele engagierte Kooperationspartner gefunden. Vertreter von Vereinen und Institutionen treffen sich beispielsweise dreimal jährlich in den Netzwerken „Itzling“ und „Elisabeth-Vorstadt“, um gemeinsam neue Aktionen zu planen, stadtteilspezifische Problemstellungen zu diskutieren und Synergien zu nutzen. „Netzwerken ist unsere wichtigste Tätigkeit. Das große, aktive Netzwerk aus zahlreichen Organisationen und Vereinen macht es möglich, Menschen nachhaltig weiterzuhelfen“, erläutert Sonja Zlöbl. Das Bewohnerservice vermittle aber nicht nur professionelle Hilfsdienste, sondern hat auch ein Nachbarschaftshilfe-Forum eingerichtet. Über die Börse „biete/suche/brauche/
verkaufe“ können sich die StadtteilbewohnerInnen gegenseitig unterstützen oder kurzfristig aushelfen.

Kooperation von Diakonie-Zentrum und Stadt Salzburg

Das Diakonie-Zentrum Salzburg betreibt neben dem Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt im Auftrag der Stadt Salzburg noch zwei weitere Bewohnerservicestellen in Aigen & Parsch und Gnigl & Schallmoos. Acht MitarbeiterInnen beraten und unterstützen rund 59.000 SalzburgerInnen in sechs Stadtteilen. Sie arbeiten auch mit rund 180 NetzwerkpartnerInnen zusammen und organisieren jährlich rund 600 Veranstaltungen. Das BWS Liefering/Forellenweg wird im Auftrag der Stadt von den Ambulanten Diensten Salzburg betrieben, das BWS Maxglan & Taxham wird von der Stadt Salzburg / Abteilung Soziales selbst geführt. Koordiniert werden die fünf BWS von Ursula Sargant-Riener (MA 3/00).

Die positive Resonanz aus den Stadtteilen zeigt, wie wichtig die soziale Arbeit der MitarbeiterInnen ist. „Ich möchte der Stadt Salzburg für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit danken. Natürlich hoffen wir auf die weitere finanzielle Absicherung für weitere erfolgreiche Jahre, um die notwendigen Projekte und Beratungsstunden sicherstellen zu können“, sagt MMag. Michael König. Das Bewohnerservice ist zu einem wichtigen Sprachrohr für die Anliegen der BewohnerInnen geworden.

Jubiläumsfeier am 8. Oktober

Zur Jubiläumsfeier mit Ausstellungseröffnung „10 Jahre Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt – 40 Jahre Goethesiedlung“ laden das Diakonie-Zentrum und die Stadt Salzburg am Freitag, 8. Oktober, ab 15 Uhr auf den Veronaplatz in Salzburg-Itzling ein. Das Kulinarium Salzburg überbringt die Geburtstagstorte und sorgt für das leibliche Wohl der BesucherInnen.


Weitere Informationen:
Stadt Salzburg
Dr. Jürgen Wulff-Gegenbaur, Pressesprecher Vizebürgermeister Dr. Martin Panosch,
Tel.: 0662/8072-2941
juergen.wulff-gegenbaur@stadt-salzburg.at

Diakonie-Zentrum Salzburg
Mag. Christina Jungbauer, Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 0662/6385-401
c.jungbauer@diakoniewerk.at
Sonja Zlöbl, Leitung Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt, Tel.: 0662/455432
bws.itzling-evorstadt@diakoniewerk.at
www.diakonie-zentrum.at

Strobl-Schilcher, Gabriele, Dr. (11399)