Abgehoben: Ryanair hatte keinen Platz für 7. Rollstuhltänzer

14.10.2019

Eigentlich wollten sie mit Ryanair am Freitag, 11. Oktober, zu den British Open Championships nach London fliegen. Alles war von der Obfrau im Vorfeld mehrfach gecheckt und bestätigt worden, die gültigen Tickets samt Reservierung der Rollstuhlplätze waren griffbereit. Sieben Mitglieder des Sportvereins Wheelchairdancers mit drei Begleitpersonen standen am Salzburger Flughafen und freute sich auf die Teilnahme an diesem Bewerb, der als wichtiger Gradmesser für die Athlet*innen im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im Rollstuhltanzen 2020 gilt.
Doch beim Check-in war die Vorfreude augenblicklich vorbei: Plötzlich hieß es, dass nur sechs Personen mit Rollstuhl mitgenommen werden könnten und es zu wenig Begleitpersonal gebe. Eine Person müsse am Boden bleiben. Vom Salzburg Airport-Team wurde alles versucht, den Flug mit einer andere Linie zu ermöglichen. Letztlich blieb das ganze Team in Salzburg zurück, und zudem auf den Kosten von 4.000 Euro sitzen.

„Ich fasse es nicht, das geht einfach nicht!“, ist Sozialstadträtin Anja Hagenauer so richtig sauer auf die britische Billig-Fluglinie. Wenn schon im Vorfeld die Situation per Email im Detail beschrieben und mehrfach nachgefragt wird, da ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass jemand genaue Angaben macht, wie viele Passagiere mit Rollstuhl und erforderliche Begleitpersonen in einem Flieger mitgenommen werden können. Gibt es von vornherein ein Limit, kann man gute Alternativen finden. Aber wie das hier abgelaufen ist, das kann es nicht sein. Der Aufwand für eine Flugreise ist für Menschen mit Beeinträchtigung sicher weitaus größer als für die meisten anderen. Und die Rollstuhl-Sportler*innen wurden durch Ryanair nun zusätzlich gehandicapt, da sie dieses wichtige Tournier verpassten. Zudem entstand dem Verein ein Schaden von 4.000 Euro“, fasst die für Menschen mit Beeinträchtigung ressortzuständige Stadträtin Hagenauer zusammen. Gemeinsam mit dem für Sport verantwortlichen Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger hat sie eine Überbrückungshilfe der entstandenen Kosten vereinbart.

Auch für Bürgermeister-Stellvertreter Auinger ist klar, dass die Stadt hier eine Rolle zu spielen hat: „Der Verein hat 60 Mitglieder, da wird großartige ehrenamtliche Arbeit im Sinne des Sports und der Inklusion geleistet. Wir können den Ärger, die Enttäuschung und die erfahrene Diskriminierung der Athlet*innen und ihres Betreuer-Teams nicht ungeschehen machen. Aber wir können und werden in einem ersten Schritt den finanziellen Schaden überbrücken, der den Verein arg belasten würde. Wir warten jetzt auf eine erste Reaktion von Ryanair. Das Thema ist für uns nicht vom Tisch. Ryanair muss die Kosten übernehmen“.

Gabriele Strobl-Schilcher