Bilanz: Nachfrage nach Beratung bei Nachbarschaftskonflikten stark gestiegen

16.05.2025
Stadt zieht Bilanz von Initiative „Wenn Nachbarn nerven“
Bilanz: Wenn Nachbarn nerven
Bilanz: Wenn Nachbarn nerven
v.l.: Andrea Brandner, Sozialstadträtin; Christian Reisinger, BWS-Lehen; Gertrud Wölke, Arge Konfliktlösung Mediatorin; Gerhard Enner, Arge Konfliktlösung Mediator; Doris Wlczek-Spanring, BWS-Lehen

Seit Mai 2016 biete die ARGE Konfliktklärung in Zusammenarbeit mit der Stadt Salzburg und dem Bewohnerservice Lehen-Taxham kostenfreie professionelle Erstgespräche zu Nachbarschaftsproblemen an.

Diese Beratung unterstützt Betroffene dabei, konfliktbehaftete Situationen in ihrem Wohnumfeld konstruktiv anzusprechen. Entlastungsgespräche bieten einen ersten Raum für die Verarbeitung von Konflikten, während Orientierungshilfen den Teilnehmenden helfen, ihre Situation besser einschätzen zu können. Zudem werden im Rahmen der Gespräche Lösungsansätze erarbeitet und praktische Tipps für weiterführende Hilfen bereitgestellt.

Die Beratungen werden im 14-tägigen Rhythmus angeboten, wobei maximal zwei Beratungen pro Termin abgehalten werden. Seit 2020 finden die Beratungen im Bewohnerservice Lehen-Taxham statt.

Erstgespräch bei Nachbarschaftsproblemen: Stark gestiegene Nachfrage

Die ARGE Konfliktklärung verzeichnete im Jahr 2024 einen bemerkenswerten Anstieg bei Nachbarschaftsberatungen im Vergleich zum Vorjahr (13 abgehaltene Termine). Die Anzahl der abgehaltenen Termine stieg auf 32, was eine steigende Tendenz darstellt. Dies zeigt, dass die Beratung in Salzburg bekannter geworden ist und dadurch mehr Menschen den Weg in die Beratungseinrichtung gefunden haben.

Profil der Beratungssuchenden

Die Analyse zeigt ein interessantes Nutzer:innenprofil

  • Doppelt so viele Frauen wie Männer
    Die Auswertung der Geschlechtskategorie zeigt, dass im Jahr 2024 Frauen die Beratungsangebote doppelt so häufig nutzten als Männer. (23 Frauen, 10 Männer).
     
  • Schwerpunkt bei Bewohner:innen über 50 Jahre
    Im Jahr 2024 waren Klient:innen über 50 Jahre am häufigsten vertreten. Personen im Alter von 30 bis 50 Jahren haben am zweithäufigsten die Beratungen in Anspruch genommen.
     
  • Mehrheitlich Bewohner:innen kleiner Haushalte (1-2 Personen)
    Die überwiegende Mehrheit der Klient:innen lebt in kleinen Haushalten. Die Anzahl der Klient:innen in kleinen Haushalten mit einer oder zwei Personen stieg 2024 stark an.
     
  • Überwiegend Mieter:innen von Genossenschaftswohnungen
    Die Mehrheit der Klient:innen wohnte 2024 in Genossenschaftswohnungen zur Miete, gefolgt von privaten Mietverhältnissen.

Häufigste Konfliktthemen

Die Beratungen decken ein breites Spektrum an Nachbarschaftsproblemen ab:

Die Problemlagen, die von den Klient:innen geschildert wurden, sind vielfältig. Die häufigsten Konflikte sind so kategorisiert:

  • Lärm:

Lärm ist der am häufigsten genannte Konfliktgegenstand. Die Nennungen an Lärmproblemen sind in den Jahren 2021 und 2024 am höchsten, mit 15 und 23 Nennungen. Die unterschiedlichen Formen von Lärm umfassen Kinderlärm, laute Musik, Streit und Geräusche von Haustieren. Die Fälle beinhalten auch spezifische Probleme wie hellhörige Bauweise, was auf bauliche Mängel hindeutet.

  • Unleidliches Verhalten/Benehmen

Diese Problematik hat im Jahr 2024 signifikant zugenommen: 2024 wurden 15 Nennungen verzeichnet, während der Wert im Jahr 2023 mit nur vier Nennungen deutlich niedriger war. Häufige Probleme beinhalten Belästigungen, Mobbing und Konflikte, die durch unterschiedliche kulturelle Hintergründe weiter kompliziert werden.

  • Gemeinschaftsflächen

Konflikte in gemeinschaftlich genutzten Bereichen blieben relativ konstant. Nennungen blieben im Bereich von 1 bis 2 pro Jahr. Diese umfassen Probleme in der Waschküche, im Stiegenhaus oder bei der Nutzung gemeinschaftlicher Grünflächen.

  • Geruchsbelästigungen:

Probleme mit unangenehmen Gerüchen haben im Laufe der Jahre zugenommen. Von 0 Nennungen im Jahr 2021 sind die Beschwerden über Geruchsbelästigungen auf 5 im Jahr 2024 gestiegen, was auf ein wachsendes Bewusstsein für diese Problematik hinweist

  • Konflikt auf und mit dem Balkon

Probleme mit der Nachbarschaft bezüglich des Balkons blieben konstant mit geringen Fallzahlen.

  • Gartenzaunkonflikte

Probleme mit der Nachbarschaft bezüglich des Gartenzaunes blieben ebenso konstant mit geringen Fallzahlen.

  • Sonstige Konflikte

Diese Kategorie umfasst eine Vielzahl von anderen Beschwerden. Klient:innen berichteten von Erbschaftsproblemen, Körperverletzung und Konflikten bezüglich Ausländerfeindlichkeit. Auch die Anzahl in der Kategorie “ Sonstigen Konflikte“ blieb konstant mit geringen Fallzahlen.

Zusammenfassung:

  1. Lärmbelästigung (23 Fälle)
    • Kinderlärm
    • Musik
    • Nächtliche Ruhestörungen
    • Haustiergeräusche
  2. Zwischenmenschliche Konflikte (15 Fälle)
    • Belästigungen
    • Mobbing
    • Kulturelle Missverständnisse
  3. Weitere Konfliktfelder
    • Geruchsbelästigungen
    • Nutzung von Gemeinschaftsflächen
    • Balkonkonflikte


Innovative Lösungsansätze

Seit 2023 bietet die ARGE Konfliktklärung einen neuen Service:

Manchmal bedingt die Konfliktsituation, die Gesprächsanbahnung zwischen den Nachbar:innen zu unterstützen und die Sichtweisen der anderen Konfliktpartei einzuholen. Für diese Fälle wird seit 2023 eine zusätzliche Vorgangsweise eingeführt und erprobt. Die ARGE Konfliktklärung erstellt gemeinsam mit der Hilfe suchenden Konfliktpartei/Nachbar:innen einen Einladungsbrief zu einem Erstgespräch. Die vorstellige Konfliktpartei übernimmt die Überbringung des Einladungsbriefes. Selbstverständlich ist dieses Gespräch kostenfrei, unverbindlich und der Inhalt vertraulich.

  • Einladungsbriefe für Nachbarschaftsgespräche
  • Kostenloses und vertrauliches Erstgespräch für Nachbar:innen
  • Möglichkeit zur Vermittlung zwischen Konfliktparteien

Zukunftsausblick

Für 2025 plant die ARGE Konfliktklärung gemeinsam mit der Stadt Salzburg:

  • Verstärkte Zusammenarbeit mit Sozialeinrichtungen
  • Intensivere Kommunikation mit Hausverwaltungen

Die Erstberatungen haben sich als wertvolle Ressource zur Lösung von Nachbarschaftskonflikten etabliert. Die positive Entwicklung im Jahr 2024 unterstreicht die Bedeutung dieses Angebots.

"Es ist uns als Stadt nicht gleichgültig, wie die Wohnqualität unserer Bürger:innen aussieht - wir schauen hin und hören zu. Mit der ARGE Konfliktlösung haben wir dafür hervorragend geschulte Mediator:innen zur Verfügung, für deren Einsatz ich mich sehr bedanke“, so die zuständige Stadträtin Andrea Brandner.

"Eine bereits bestehende gute Nachbarschaft kann im Konfliktfall als wichtige Ressource dienen, auf die zurückgegriffen werden kann. Bitte warten Sie nicht, bis der Konflikt eskaliert, und melden Sie sich rechtzeitig bei uns“, so Doris Wlczek-Spanring und Christian Reisinger vom Bewohnerservice Lehen.

"Durch die Gespräche mit den Mediatorinnen werden Klientinnen offener, und unterschiedliche Perspektiven bekommen Raum. Dabei steht für uns das Verständnis für die Situation der Klientinnen im Vordergrund, nicht die Frage, wer im Recht ist“, so Gerhard Enner und Gertrud Wölke von der ARGE Konfliktlösung.

InfoZ