Altpapier-Sammlung in der Stadt wird umweltfreundlicher und bequemer

23.04.2021

Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket (CEP – Circular Economy Package) setzt strenge Vorgaben zur Wiederverwertung. Bis 2025 müssen 55 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt werden. 2030 soll der Anteil bei 60 Prozent und ab 2035 bei 65 Prozent liegen. Derzeit sammeln die Stadt-Salzburger*innen rund 10.000 Tonnen Altpapier im Jahr. Die Zeitungen, Zeitschriften und Verpackungen landen einerseits bei den rund 1.000 öffentlichen Papiersammelstellen, andererseits gibt es in der Stadt Salzburg bereits 6.445 Papierbehälter, die privaten Liegenschaften zugeordnet sind. Diese Mischung aus Bring- und Holsystem ist auf Dauer weder ökologisch noch ökonomisch. Es verhindert die notwendige Optimierung der Altpapierentsorgung in der Landeshauptstadt. Mitte Mai startet daher das Abfallservice die Umstellung der Altpapier-Sammlung im Versuchsgebiet entlang der Alpenstraße.

„Die Themenfelder Ökologie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger und durchdringen täglich unsere Lebensbereiche. Gerade das städtische Abfallservice hat hier eine sehr verantwortungsvolle und tragende Rolle. Mit der schrittweisen Umstellung der Papiersammlung von einem Bring- zu einem Holsystem schlagen wir gleich mehrere umweltbewusste Fliegen mit einer Klappe. Es wird weniger Fahrten und Umweltbelastung und gleichzeitig mehr Komfort für die Bürger*innen geben. Das Stadtbild wird überdies durch das Wegfallen der teils zugemüllten Sammelstellen aufgewertet.

Für mich ist die Umstellung aber nicht nur ein Anliegen, sondern eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt. Ich freue mich, gemeinsam mit dem städtischen Abfallservice einen Schritt zu mehr Ökologie zu gehen. Wir werden diesen Weg der Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schonung konsequent weiterverfolgen. Das gesamte Team mit Amtsleiter Jürgen Wulff-Gegenbaur zieht hier zu hundert Prozent an einem Strang“, informiert Bürgermeister Stellvertreter Bernhard Auinger, zuständig für die städtische Abfallwirtschaft.

Umstellung startet am 3. Mai – Sammeln wird bequemer
„Im Rahmen der Umstellung der Papiersammlung erhalten alle privaten Liegenschaften entlang der Alpenstraße zwischen Salzach und Hellbrunner Allee von der Nonntaler Brücke bis zur Hellbrunnbrücke, die noch keine eigene Papiertonne haben, in den kommenden Wochen kostenlos einen Papiersammel-Behälter zugestellt. Sie können so bequem ihr Altpapier sammeln, die Wege zu öffentlichen Altpapiertonnen entfallen. Bei jenen Liegenschaften, die bereits eine eigene Papiertonne haben, kommt es je nach Anzahl der Bewohner zu einer Anpassung des Abfuhrintervalls. Die Abfuhren werden dann je nach Einteilung wöchentlich, 14-tägig oder monatlich erfolgen. Mit dem Start der Umstellung werden im Versuchsgebiet alle öffentlichen Papiersammelstellen ersatzlos entfernt“, erklärt der Leiter des städtischen Abfallservice Jürgen Wulff-Gegenbaur.

Die betroffenen Liegenschaftseigentümer*innen erhalten nächste Woche ein Informationsschreiben des Abfallservice. Die neuen Tonnen werden zwischen 3. und 15. Mai ausgeliefert.

Weniger Fahrten, höhere Sammelmengen und bessere Sammelqualität
Alle öffentlichen Papiersammelstellen werden aktuell bis zu drei Mal pro Woche entleert. Durch die Umstellung des Sammelsystems und die Anpassung der Abfuhrintervalle im Versuchsgebiet kann die Anzahl der Entleerungsfahrten reduziert und die Entsorgungstouren weiter optimiert werden – die Sammlung wird umweltfreundlicher. Weniger Fahrten verringern Lärm und Feinstoffbelastung, ein großes Plus für die Anrainer*innen. Zusätzlich gelangen weniger krankmachende Stickoxide und klimaschädigendes Kohlendioxid in die Umwelt. Durch die Reduzierung der Fahrten können allein im Versuchsgebiet ca. 13 Kg NOx und rund 3,5 Tonnen Co2 pro Jahr eingespart werden.

Kurze Wege und bequeme Sammelsysteme erhöhen erfahrungsgemäß auch die Sammelmengen. Hinzu kommt, dass die Sammelqualität deutlich steigt. Es gibt weniger Fehlwürfe, die Menschen fühlen sich für ihren Müll in ihrer Tonne verantwortlich. Rund 10,5 Prozent (3.600 Tonnen) des Abfalls in der Restmülltonne ist derzeit Altpapier und geht so als Rohstoff verloren und muss um rund € 550.000 pro Jahr teuer entsorgt werden.

Stadtbild und Sicherheit profitieren
Die öffentlichen Sammelbehälter im Stadtbild sind nicht immer schön anzusehen. Im gesamten Stadtgebiet gibt es 1.037 öffentliche Sammelstellen (Papier, Glas, Alttextilien). Öffentliche Sammelplätze ziehen Abfall „magisch“ an. Schnell finden sich dort „Kartonberge“ sowie Abfall jeder Art, dieser muss ebenso entsorgt und der Sammelplatz gereinigt werden. Oft ist der Platz knapp oder die Behälter stehen in Kreuzungsbereichen und beeinträchtigen die Sicht.

Wirtschaftliche Vorteile
Entleerungsintervalle werden dem tatsächlichen Bedarf angepasst, viele öffentliche und private Papiertonnen werden trotz geringer Befüllung (bodenbedeckt) wöchentlich geleert. Sind künftig weniger Fahrten erforderlich wird auch weniger Treibstoff verbraucht. Allein im Versuchsgebiet können durch die Tourenoptimierung pro Jahr 600 Kilometer Fahrtstrecke eingespart werden. Der Reinigungsaufwand für öffentliche Behälter entfällt. Der Verwaltungsaufwand sinkt, bei Beschwerden Verunreinigungen, Überfüllungen oder Fehlwürfen gibt es künftig direkte Ansprechpartner*innen. In der letzten Zeit häufen sich Behälterbrände in der Stadt, Exekutive und Feuerwehr sind im Einsatz – Behälter samt Inhalt sind nicht mehr brauchbar und zusätzliche Kosten entstehen.

Weitere Vorgangsweise
Die Umstellung im Bereich der Alpenstraße wird in den kommenden Monaten genau beobachtet. Dabei werden die Sammelmengen, die Sammelqualität sowie die Fahrtstrecken und Entsorgungstouren evaluiert. Danach wird die Papiersammlung im gesamten Stadtgebiet gebietsweise umgestellt.

Abfallbilanz 2020
Das „Corona“ Jahr 2020 hatte auch Auswirkungen auf die Abfallbilanz der Stadt Salzburg. So sank die Gesamtabfallmenge im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent auf 78.467 Tonnen – 2019 waren es noch 81.684 Tonnen. Trotz zeitweise eingeschränkten Angebotes war die Abfallmenge am Recyclinghof mit 11.913 Tonnen nur um 0,6 Prozent geringer als im Vorjahr. Bei den getrennt gesammelten Abfällen gab es unterschiedliche Entwicklungen. So stieg die Menge der gesammelten Plastikflaschen und Getränkekartons um 1,7 Prozent auf 845 Tonnen. Zudem wurden 2020 3,0 Prozent (848 Tonnen) mehr Alttextilien als noch im Vorjahr gesammelt. Im Gegensatz dazu sank die gesammelte Bioabfallmenge um 4,0 Prozent von 13.688 Tonnen (2019) auf 13.136 Tonnen 2020. Sperriger Hausabfall (Holz und Metall) verzeichnete mit 867 Tonnen einen Rückgang um 16 Prozent, ebenso sank die Abfallmenge beim Containerservice (Sperrmüll) um 18 Prozent – von 3.491 Tonnen (2019) auf 2.841 Tonnen im Vorjahr. Die Sammelmenge von Altpapier ging von 10.807 auf 10.198 Tonnen (5,6 Prozent) zurück.

Trennen lohnt sich
Trotz des einfachen und bequemen Sammelsystems landet immer noch zu viel wiederverwertbarer Abfall in der Restmülltonne – rund 50 Prozent des Inhalts gehören nicht hinein. Dabei handelt es sich vor allem um Bioabfall (macht rund ein Drittel des Restmülls aus), Altglas, Plastikflaschen, Getränkekartons oder Altpapier. Materialien, die als Restmüll teuer entsorgt werden müssen und nicht weiterverarbeitet werden können. Das kostet jährlich rund 1,3 Millionen Euro mehr, zudem gehen wertvolle Rohstoffe verloren.

Die Stadt Salzburg hat sich das Ziel gesetzt, jene zu belohnen, die richtig Mülltrennen: Je besser der Müll getrennt wird, desto niedriger sind die Betriebskosten. Das gilt nicht nur für Gebührenbescheidempfänger*innen, also Einfamilienhaus-Besitzer*innen, sondern natürlich auch für alle Mieter*innen in Wohnanlagen. Wenn durch bessere Mülltrennung weniger Restabfalltonnen nötig sind, wirkt sich dies auch auf die Betriebskosten günstiger aus.

Die persönliche ideale Kombination von Tonnengröße und Abholintervall lässt sich ganz einfach mit dem Müll-Checker ausrechnen.

Weitere Anfragen rund ums Mülltrennen und -vermeiden, zusätzliche Sammelhilfen und das neue Gebührenmodell beantworten die Expert*innen des Abfallservice unter 8072-4544 oder abfallservice@stadt-salzburg.at jederzeit gerne.

Der Online-Abfallkalender der Stadt Salzburg beantwortet adressgenau alle Fragen zu Abfuhrtagen für Restabfall, Biotonne, Altpapiertonne oder Gelben Sack.

Wollen die Abfallentsorgung umweltfreundlicher und effizienter gestalten: Jürgen Wulff-Gegenbauer und Bernhard Auinger

Eva Kuchner-Philipp