Frauenspuren – erste neue Tafeln in der Stadt
Feierlicher Auftakt für neue Gedenktafeln für bedeutende FrauenSie waren Schriftstellerinnen, Malerinnen, Musikerinnen, Frauenrechtlerinnen, Unternehmerinnen, Politikerinnen, Wohltäterinnen oder Gegnerinnen des NS-Regimes. 17 Gedenktafeln aus Bronze, an Geburts- und Wohnhäusern oder Wirkungsstätten, erinnern in der Stadt an besondere Salzburger Frauen. Nun erweitert die Stadt Salzburg das Projekt. Die alten Bronzetafeln werden abmontiert und durch neue Tafeln in zeitgemäßem Material und Design ersetzt.
„Nach wie vor ist es wichtig, das Leben dieser bedeutenden Frauen in der Stadt Salzburg sichtbar und öffentlich zu machen. Mit den Tafeln wird das Wirken auch verortet und macht neugierig auf die Frauen und ihre Geschichten“, sagt Sabine Veits-Falk, Historikerin am Haus der Stadtgeschichte und inhaltlich federführende Expertin des Projekts.
Erste Tafeln für Frauenrechtlerin und erste Äbtissin
Heute, Dienstag, 20. April 2021, montierten Gerhard Höflmaier und Wilfried Dworak von der MA 6 (MA 6/03 – Vermessung und Geoinformatik) die ersten beiden Gedenktafeln. Jene für Irma von Troll-Borostyàni (1847-1912) in der Griesgasse 4 erinnert an das Geburtshaus der engagierten Salzburger Frauenrechtlerin und Schriftstellerin. Sie litt an der Salzburger Provinz und bevormundenden Konventionalität. In Wien ließ sie sich zur Pianistin ausbilden, zwölf Jahre später kehrte sie als Schriftstellerin und Kämpferin für Frauenrechte nach Salzburg zurück. In ihrem ersten Buch „Die Mission unseres Jahrhunderts“ behandelte sie „die Frauenfrage“ und erregte Aufsehen, einigen Beifall und viel Ablehnung. Ihre betont maskuline Kleidung empfand man in Salzburg als Provokation. Die zweite Tafel kommt an die Mauern des Stifts Nonnberg für die Heilige Erentrudis (8. Jahrhundert). Sie war die erste Äbtissin dieses ältesten Frauenklosters nördlich der Alpen. Die Heilige Erentrudis war Mitglied des fränkisch-merowingischen Fürstengeschlechts, sie starb mit höchstens 55 Lebensjahren.
„Diese ersten beiden Gedenktafeln zeigen den vielfältigen Bogen der kommunalen Salzburger Frauengeschichte von einer ersten weiblichen Führungsposition zur ersten Salzburger Feministin. Zusätzlich zu den bisherigen bedeutenden Frauen aus Kultur, Wirtschaft und Politik machen wir weitere verdiente Frauen sichtbar – neu geplant sind etwa die Zeithistorikerin Erika Weinzierl oder Alice Brandl, eine der ersten Gemeinderätinnen“, so Anja Hagenauer, Stadträtin für Soziales und Frauen.
Über das Projekt
Zukünftig umfasst das Projekt bis zu 24 Frauen. Für jede Tafel müssen Bewilligungen und Zustimmungserklärungen eingeholt werden. „Ich bedanke mich hier schon jetzt bei allen, die so bereitwillig die neuen Tafeln an ihren Häusern ermöglichen. Nach und nach können wir so die Frauengeschichte nach- und weitererzählen“, freut sich Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg und Projektkoordinatorin.
Begleitend dazu wird 2022 in der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg eine Broschüre mit Kurzbiografien, Hintergründen und Alltagsbezügen erscheinen. „Zusätzlich zu den biografischen Informationen haben wir nun auch Platz für Bilder, Zitate, Werke und Querverweise auf Straßennamen oder Preise, die auch nach diesen Frauen benannt sind“, erklärt Christa Gürtler, Germanistin und Mitautorin.
Mehr zum Projekt
Christine Schrattenecker