Ironischer Perspektivenwechsel in der Stadtgalerie Lehen

Isabella Collina (bürgerlich Heigl) ist in Salzburg durch zahlreiche Aktionen aufgefallen, die die Arbeitsbedingungen von bildenden Künstler*innen und die künstlerischen Netzwerke hinterfragen. In der Ausstellung „Gross?“ in der Stadtgalerie Lehen nutzt sie die imposante Raumkubatur, um das System ihres eigenen künstlerischen Schaffens zu beleuchten.

Mit Malerei, Objekten und einer ordentlichen Portion (Selbs-)Ironie thematisiert sie, was es heute bedeutet, eine Malerin zu sein. Zentrales Element ist ein sechs Meter hohes und zehn Meter breites Wandbild; ein Selbstporträt eigentlich, das den Betrachter allerdings zum Bewohner von Liliput aus Gullivers Reisen macht. Denn von der Künstlerin zu sehen ist nur ein riesenhaft dimensionierter Fuß und ein Stück vom Hosenbein einer blauen Arbeitskluft, die Isabella Collina im Alltag trägt. Dazu passend ein XXX-large Skizzenbuch voller Gouachen, dessen Seiten sich nur mit Ganzkörpereinsatz umblättern lassen, nebst Pinsel mit Baumstammgriff.

„Gross?“ steht also nicht nur als Titel über, sondern als Frage in vielerlei Hinsicht in der Ausstellung. Wie entsteht „Größe“ in der Kunst, was zeichnet „Große“ Künstlerinnen und Künstler aus? Eventuell der Kunstmarkt und die Institutionen der Kunst? Das thematisiert Isabella Collina, indem sie die Stadtgalerie Lehen für die Dauer der Ausstellung zum ISI-BANK Kunstforum erklärt. Dadurch wird die von der Künstlerin 2020 im Rahmen eines Projekts gegründete Bank (samt Logo, Sonder-Kunst-Geld-Scheinen und Larifari-Initiativen) zum offiziellen, selbstgeschaffenen Förderinstrument, zumindest für die Dauer der Ausstellung.

In den Wiesionen (Visionen) über die ISI Bank, in der sie Begriffe aus der Wirtschaftswelt auf den Kunstsektor überträgt, schreibt Collina angesichts der Krise 2020: „Es wurde ein neues Bank-Konzept entwickelt, das vor allem der Kürzung von Kulturlandschaften entgegenwirken soll. Ab März 2020 setzt die ISI-Bank daher verstärkt auf Wiesenwerte, Dahlien, und positive Rasenentwicklung…“

Isabella Collina alias Heigl (geboren 1989) studierte am Mozarteum und lebt und arbeitet als Malerin in Salzburg und Oberösterreich. Die Ausstellung „Gross?“ ist bis 23. September 2021 in der Stadtgalerie Lehen zu sehen; lassen Sie sich auch einen Besuch auf www.isibank.at nicht entgehen!