Jetzt neu: Stolpersteine im digitalen Stadtplan finden

14.10.2022

Standorte von knapp 500 Gedenksteinen in der Stadt Salzburg per Klick

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Im Jahr 2007 wurde in Salzburg das Personenkomitee „Stolpersteine Salzburg“ gegründet. Seither hat die private Initiative gemeinsam mit dem deutschen Künstler GunterDemnig und mit Unterstützung der Stadt Salzburg bereits 493 so genannte „Stolpersteine“ – das sind kubische Betonsteine mit einer individuell beschrifteten Messingplatte auf der Oberseite – verlegt. Jeder einzelne Stolperstein erinnert an das individuelle Schicksal von Opfern des Nazi-Regimes - an Menschen, die deportiert, ermordet, vertrieben oder in den Freitod getrieben worden sind. Verlegt werden die Gedenksteine im Boden vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort.

Und diese Orte lassen sich ab sofort im digitalen Stadtplan der Stadt Salzburg auffinden. Dazu wurde im Bereich „Wissen“ der Online-Stadtkarte die neue Suchoption „Stolperstein“ erstellt, die per Klick sämtliche Gedenksteine im Stadtgebiet sichtbar macht. Adresse, Name und Lebensdaten der Opfer lassen sich direkt abfragen, weiterführende Informationen zum jeweiligen Schicksal, soweit sie von Historiker:innen der Initiative Stolpersteine recherchiert werden konnten, sind über einen integrierten Link erreichbar.

Die Aktion Stolpersteine richtet sich gegen das Vergessen, denn – wie ein Zitat aus dem Talmud auf der Website der Initiative sagt: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“

Vorbildcharakter hat das Salzburger Projekt, auch auf internationalem Niveau, aufgrund der Tatsache, dass es konsequent alle Opfergruppen berücksichtigt – seien es Juden, Roma und Sinti, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Euthanasieopfer oder Kriegsdienstverweigerer.

Gerade die Deserteure, die den Kampf mit der Waffe im NS-Angriffs- und Vernichtungskrieg verweigerten, wurden jahrzehntelang nicht als Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich anerkannt. Gesetzlich rehabilitiert wurden sie erst mit dem am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz des österreichischen Nationalrates.

Cay Bubendorfer