„Salzburg - Drei Jahre „Bewegte Stadt“

Nach drei Jahren zieht das Projektteam der "Bewegten Stadt" zufrieden Fazit. (v.l.n.r.: Michael Mayrhofer (Salzburger Sportexperte), Sabine Pichler (Sportteam), Sportreferent Bernhard Auinger & Julia Zweimüller (Sportteam)
Salzburg - ein großer „Fitnesspark“ für mehr Bewegung und Gesundheit
Vor drei Jahren mit einem hohen Anspruch gestartet: Mit dem Projekt „Bewegte Stadt“ sollte die Stadt Salzburg zu einem riesigen Fitnesspark bzw. zu einem großen Spiel-, Sport- und Bewegungsplatz werden. „Konkrete Zielsetzung war es für mein Team und mich, attraktive und niederschwellige Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu schaffen bzw. die bereits vorhandene Infrastruktur besser nutz- und sichtbar zu machen. So wollten und wollen wir Bewegungsangebote in den Alltag aller Salzburger:innen einbauen und damit die Fitness und die Gesundheit fördern“, sagt der für Sport ressortzuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger.
Zum Start und als Grundlage des Projektes im Jahr 2021 diente eine repräsentative Sport- und Bewegungsstudie des Instituts für Grundlagenforschung, bei der 700 Salzburger:innen zu ihrem Sport- und Bewegungsverhalten befragt wurden. Sie machte deutlich, dass bei Salzburgs Stadtbevölkerung sportliche Betätigung hoch im Kurs steht. 51 Prozent der Befragten betreiben mehrmals pro Woche Sport, weitere 22 Prozent sogar täglich und neun Prozent einmal pro Woche. Lediglich fünf Prozent geben an, nie sportlich aktiv zu sein – so das Ergebnis. Herauskristallisiert hat sich vor allem, dass selbstorganisierte Bewegungsformen unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft bevorzugt werden. Daher werden die Natur, Freiflächen und Straßen in den Städten zunehmend mehr zu Orten der sportlichen Betätigung. Bernhard Auinger: „Aus dieser Umfrage entwickelten wir das ambitionierte Ziel, dass wir gesunde Bewegungsangebote für alle in den Alltag der Salzburger:innen einbauen. Das heißt, dass frei zugängliche Bewegungs- und Sportangebote weiter ausgebaut werden sollen. Mit dem Projekt ‚Bewegte Stadt’ sollen die Orte, an denen die Menschen leben und arbeiten, so gestaltet werden, dass sie zu Bewegung einladen.“
Da setzt das Projekt „Bewegte Stadt“ an: Wenn man der Corona-Pandemie etwas Positives abgewinnen möchte, dann ist es die Erkenntnis, dass Bewegung im Freien sehr wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung ist. Rund 80 Prozent der Salzburger:innen sporteln ohne Vereine – für sie ist die gesamte Stadt Bewegungsraum. „Der Leitgedanke ist, die vorhandene Leit- und Infrastruktur mit einer gemeinsamen Klammer zu verbinden und einen neuartigen Zugang inklusive einem inhaltlichen Verbindungsglied, einem wiederkehrenden zentralen Angebot in ein grundlegendes Wege- und Versorgungsnetz einzubinden.“, so Sportexperte Michael Mayrhofer.
Die wichtigen Leitplanken der „Bewegten Stadt“ sind:
- dass der gesellschaftlichen Entwicklung hin zur Individualisierung auch im Bewegungsbereich Rechnung getragen wird,
- dass der soziale Aspekt „kostenfrei“ und im Besonderen auch in den Stadtteilen gewährleistet ist,
- dass Zielgruppen, die im Bewegungsbereich unterrepräsentiert sind, zur Bewegung motiviert werden,
- dass ein bewegungswissenschaftlicher und sportmedizinscher Background auch bei Trendthemen berücksichtigt, wird;
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt ein Mindestmaß an regelmäßiger herzgesunder Bewegung. Laut der österreichischen Gesundheitsstatistik erfüllt weniger als die Hälfte der österreichischen Allgemeinbevölkerung diese Empfehlung, und bestimmte Bevölkerungsgruppen sind tendenziell unterdurchschnittlich aktiv: die Altersgruppe 30-44 Jahre, Pensionist:innen, und Personen mit Migrationshintergrund, mit geringerem Einkommen oder mit niedrigerem Ausbildungsstand.
Und die Bilanz der ersten drei Jahre kann sich sehen lassen. Rund 8.000 Teilnehmer:innen (plus die Kids aus dem Schwimmkursen) aus Salzburg – im Alter zwischen vier und 80 Jahren haben an den (152 Workshops und 11 Veranstaltungen) Angeboten, Events und Workshops teilgenommen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, auf alle Bevölkerungsgruppen in der Stadt Salzburg zuzugehen und mit den Bürger:innen gemeinsam Vorschläge zur Förderung regelmäßiger herzgesunder Bewegung zu erarbeiten.“, so das Sportteam bestehend aus Sabine Pichler und Julia Zweimüller und weiter: „Wir denken, dass ist uns in den ersten drei Jahren sehr gut gelungen. Wir greifen dabei aber auch immer Trends und Entwicklungen auf und wollen schon von klein auf die Menschen zu mehr Bewegung und damit aktivem Gesundheitsverhalten animieren.“
Das Projekt „Schulschwimmen – Alle Kinder lernen Schwimmen“
2019 wurde mit dem ambitionierten Ziel gestartet, dass jedes Kind in der Volksschule schwimmen lernen soll, weil aktuelle Zahlen bestätigen, dass Ertrinken die zweithäufigste Todesursache ist. Nach dem Pilotprojekt 2019 und coronabedingten Ausfällen in der Saison 20/21 konnte das Projekt seit der Saison 21/22 wie geplant durchgeführt werden. Seit Herbst 2021 haben bereits 2400 Kinder die Gratis-Schwimmkurse absolviert. Für 23/24 sind über 1300 Kinder angemeldet (ein neuer Höchstwert). Dieses Projekt ist einzigartig in Österreich. Wir hoffen, dass viele Städte und Kommunen unserem Beispiel folgen und auch der Bund bei der Finanzierung derartiger Projekte unterstützend in die Taschen greift“, so Auinger. Durch die vorübergehende Schließung des Paracelsusbades müssen rund 25% der Kurse für das Wintersemester verlegt werden. Das Sportteam ist bereits in Abstimmung mit den Schulen und ist zuversichtlich bis zum Schulanfang in Salzburg alle Kurse an Alternativ-Standorten unterzubringen. „Dafür braucht es aber die notwendige zeitliche und örtliche Flexibilität aller Betroffenen“, wirbt Projektleiterin Julia Zweimüller um Verständnis.
Die Erfahrung aus vier Jahren zeigt, dass es hilft den Nachwuchs schon in jungen Jahren dazu zu animieren, sich sportlich zu betätigen. Jeder, der Kinder hat, weiß aber auch, dass im Wasser der Spaß nicht zu kurz kommen soll. Dem können die Kids am besten nachgehen, wenn sie schon in frühen Jahren gut schwimmen können. Damit ist auch eines gewährleistet: Dass tragische Unfälle im Wasser vermieden werden können und sich auch die Eltern weniger Sorgen machen müssen. Die Gesamtkosten für dieses lebenswichtige Projekt betragen gerechnet ab der Saison 21/22 rund 130.000 Euro.
Zielgruppe Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft und stellen daher eine wichtige Zielgruppe der Bewegten Stadt dar. Sport und Bewegung fördern nicht nur die physische und mentale Gesundheit, sondern helfen auch dabei, soziale und emotionale Kompetenzen zu entwickeln. 2023 wurde der „Ice-Action-Day“ im Volksgarten erweitert und ein Tag speziell für Schulen organisiert, bei dem von Eiskunstlauf über Eishockey und Eisstockschießen alles ausprobiert werden konnte. Auf Grund der großen „Nachfrage“ sind fürs nächste Jahr im Februar zwei Tage geplant.
Im Sportzentrum Nord gab es im Juni den „Sport-Action-Day“, das sommerliche Pendant dazu. Es geht hier darum, den ca. 1.000 angemeldeten Kindern von 4-14 Jahren die gesamte Bandbreite an verschiedensten Bewegungsmöglichkeiten und diverse Sportarten schmackhaft zu machen und sie zum Ausprobieren einzuladen. Auch dieses kostenlose und niederschwellige Angebot, dass nur durch die tolle Zusammenarbeit mit vielen ehrenamtlichen Vereins-Sportler:innen möglich ist, wird es zum Schulende 2023/2024 wieder geben.
Sportliche Infrastruktur nachhaltig nutzen
Das Sportzentrum Nord ist für das Projekt der „Bewegten Stadt“ ein wichtiger Stützpunkt. Mit seinem offenen und modernen Nutzungskonzept wird es von vielen Sportbegeisterten und „Bewegungshungrigen“, aber auch von vielen Vereinen genutzt. Mit der Erweiterung und dem Ausbau der Anlage wird ein Mosaikstein geleistet, um den gestiegenen Bedarf an sportlichen Bewegungsflächen abzudecken. Einig sind sich die Expert:innen und der Sport-Ressortchef, dass es in den nächsten Jahren, aber noch deutliche Investitionen in die sportliche Infrastruktur dieser Stadt geben wird müssen.
Bewegter Nachmittag für Kids und Eltern.
Seit heuer gibt es auch den „Bewegten Sportnachmittag“ – über einen Block von zehn Terminen besteht einmal pro Woche im Sportzentrum Nord die Möglichkeit, Ballspiele zu probieren, zu turnen und die Koordination zu verbessern. Das Besondere an dieser neuen Workshop-Serie ist, dass es neben dem Kindertraining auch ein eigenes Programm für Begleitpersonen gibt. An ausgeklügelten Bewegungsparcours können sich die Kids austoben und Neues probieren. „Durch die wechselnden Themenschwerpunkte haben die Bewegungshungrigen die Chance, in verschiedene Sportarten reinzuschnuppern, Spaß zu haben und gegebenenfalls Talente zu entdecken. Ganz im Sinne der Bewegten Stadt“, ergänzt der für Sport zuständige Bürgermeisterstellvertreter Bernhard Auinger. „Für Eltern, Omas und Opas oder Betreuungspersonen, die die Kids zum Training bringen, gibt es zeitgleich ein sportliches Angebot. Einem stundenlangen „Zaunstehen“ wird damit aktiv entgegengewirkt: bei Yoga- und Pilates-Kursen oder Lauftrainings kann währenddessen an der eigenen Fitness gearbeitet werden. So gehen sowohl Kids als auch Erwachsene ausgepowert nach Hause.“
Bewegungsinseln und Calisthenics-Anlagen
Als ein kleines Leuchtturmprojekt und für die bessere Sichtbarkeit der „Bewegten Stadt“ wurden spezielle „Bewegungsinseln“ (= Multifunktionstrainingsanlage, die Kraft-, Mobility- und Dehnungstraining ermöglicht) konzipiert. Aktuell gibt es im gesamten Stadtgebiet neun Calisthenics-Anlagen und sechs Bewegungsinseln. Sie sind quasi kleine „Fitnessstudios“ im Freien und Grünen und können für Dehnungs- und Kräftigungsübungen genutzt werden. Eine zehnte Anlage kommt noch dieses Jahr hinzu.
Auch die Calisthenics-Anlagen und Bewegungsinseln sollen bereits in jungen Jahren zu einem fixen Bestandteil des Alltags werden. Grundgedanke des Calisthenics-Schulprojekts ist es daher, Schulen, die in fußläufiger Nähe zu Bewegungsinseln/Calisthenics-Anlagen liegen, die neu gebauten Anlagen bekannt zu machen. Im Rahmen der Turnstunde werden den SchülerInnen und dem Lehrpersonal unter Anleitung eines Trainers erste Übungen und Trainingsmöglichkeiten aufgezeigt. Dieses Projekt dient dazu den Bekanntheitsgrad der gebauten Anlagen zu erhöhen, sowie ein dauerhaftes Nutzungsverhalten sowohl im Schulkontext als auch im privaten Bereich zu generieren. In der ersten Saison nahmen ca. 40 Klassen und 900 Schüler:innen teil. Sportprojektkoordinatorin Julia Zweimüller resümiert: „Das langfristige Ziel ist natürlich, dass das Lehrpersonal selbstständig mit den Schüler:innen die Anlagen aufsucht und mit ihnen eine Turnstunde „Outdoor“ absolviert. Wir hoffen auch, dass die Jugendlichen die Calisthenics-Anlagen im privaten Alltag zum Trainieren nutzen.“
Zusammen macht Sport mehr Spaß: Buntes Programm an Workshops und Trainings
Auch wenn sich die persönlichen Sportaktivitäten immer weniger in Vereinen abspielen, so machen Bewegungsangebote zusammen doch mehr Spaß. Auch auf diesen Trend hat das Team der „Bewegten Stadt“ entsprechend reagiert. In regelmäßigen Abständen finden für unterschiedlichste Zielgruppen, unter anderem Frauen, Läufer:innen, bis hin zu den „Best Agern“, Ganzkörpertrainings, Workshops oder andere „Mitmach-Angebote“ unter professioneller Anleitung statt. Das Ziel dabei ist es den Menschen näherzubringen, dass diese Anlagen von jedem/jeder – egal welches Alter oder Fitnesslevel - genutzt werden können. Die Möglichkeiten sind zahlreich, die Übungen können vielfach variiert werden. Weitere Erklärungen finden sich auf einer Schautafel an der Anlage. So werden Barrieren, die dem Beginn eines aktiveren Lebensstils im Weg stehen, (möglicherweise) minimiert.
Das „Herbstprogramm“ bietet dabei für viele etwas:
- Es gibt ein Pilates Training, um die Basisübungen für das eigene Workout zu Hause besser kennenzulernen. Ab 06. Sept. immer am Mittwoch von 17:30 – 18:30 Uhr (Calisthenics Anlage – Frohnburgweg)
- „Laufend die Stadt entdecken“: In Laufworkshops lernt man die richtige und gesunde Technik und entdeckt, dabei schöne neue Laufrouten durch die Mozartstadt. (Donnerstag von 18:30 – 19:30 Uhr. Ab:07.09.2023) – Die jeweiligen Treffpunkte und Routen sind in der App der Bewegten Stadt ersichtlich.
- „Beachen und Baggern“ im SPZ Nord: Dabei verbessert oder erlernt zusammen den Trendsport „Beachvolleyball“. Immer mittwochs von 15.30 – 17:30 Uhr im SPZ Nord (ab 13.09.2023)
- Das sich „Thaiboxen“, die asiatische Kampfkunst, als perfektes Workout für Frauen und Männer und für Jung und Alt eignet, kann man ab 22. Sept immer freitags von 15:00 – 16:00 Uhr ausprobieren (Bewegungsinsel Hellbrunn).
- Am „Womens’s Day“ gibt es ein gendergerechtes, angepasstes und zielgerichtetes Muskel- und Straffungstraining. Immer Montag von 18:30 – 19.30 Uhr (Ab 02.10.2023) bei der neue Bewegungsinsel neben dem Friedhof Aigen.
- Expedition Gaisberg: Heuer erstmals findet am Sonntag, 15. Oktober der offene Wandertag auf den Salzburger Hausberg statt. Auf drei unterschiedliche Routen erkunden Kids, aber auch Erwachsene, den Gaisberg und feiern zusammen den „Gipfelsturm“ mit einem bunten Programm.
- Basketball im SPZ Nord: Auch erstmals gibt es offene Basketball-Schnuppertrainings. Jeden Dienstag von 16.00 – 18:00 Uhr (Ab: 07.11.2023)
Alles im Blick mit der App der „Bewegten Stadt“
Wer bei diesem vielfältigen und bunten Programm vielleicht den Überblick verliert, für den gibt es seit Juni 2023 die App der „Bewegten Stadt“ für das Smartphone. Dort können alle Angebote der „Bewegten Stadt“ aufgerufen werden. Die neue App gibt eine gute Übersicht über alle bevorstehenden Termine und Sportangebote. Sportprojektkoordinatorin Sabine Pichler erläutert: „Wir haben damit eine benutzerfreundliche Anwendung, in der wir die nächstgelegenen Bewegungsangebote abbilden“ und sie führt weiter aus: „Die App führt dich von deiner Haustüre rasch und direkt zur gewünschten Laufroute, zur Veranstaltung oder den Freizeitanlagen in der Stadt. Ich kann mich zum Beispiel zur nächstgelegen Bewegungsinsel navigieren lassen. Alle unsere Bewegungsworkshops sind auf einen Klick ersichtlich. Ein Highlight sind auch unsere über die Stadt verteilten ausgewählten Laufstrecken.“
Bewegung fördern durch mehr Angebote
Das Programm der Bewegten Stadt wird ständig um weitere Themenschwerpunkte erweitert, um der Bevölkerung ein breitgefächertes Angebot zu bieten. Im Juni fand eine Pilates-Serie an einer der Calisthenics-Anlagen statt. Im Sportzentrum Nord gibt es halbjährlich blockweise gratis Beachvolleyballtrainings und ebenfalls zum Thema Beachvolleyball fand ein Turnier für den Breitensport statt. Ein weiteres Highlight sind 12 neue Laufrouten im Stadtgebiet, die von der Bevölkerung bei Laufworkshops unter professioneller Anleitung erkundet werden können. Alle Angebote sind kostenlos und erfreuen sich großer Beliebtheit unter den Salzburger:innen.
Nach drei Jahren zieht das Projektteam zufrieden Fazit und meint: „Sport, Erholung und Bewegung im öffentlichen Raum umfasst viele, teils divergente Zielgruppen. Möglichst niederschwellig alle Bevölkerungsschichten zu aktivieren – sei es mit einem verbesserten Sportangebot oder einer besseren Sichtbarmachung der vorhandenen Möglichkeiten – ist das übergeordnete Ziel all unseres Engagements, unserer Projekte und Events. Wir wünschen uns, dass Bewegung und Fitness noch mehr Teil unseres Alltags werden und wir so die Menschen begeistern und überzeugen. Wir werden unseren erfolgreichen Weg konsequent für alle Salzburger:innen weiterführen.“
Höfferer Jochen MA