Freiwilligen-Netzwerke sichern verlässliche Gemeinschaft

26.04.2011

Gegen Vereinsamung im Alter –
Hilfsnetzwerk für Seniorinnen und Senioren
in der Stadt Salzburg wird ausgebaut

Zum ersten Geburtstag der „Freiwilligen-Netzwerke“ wurde das erfolgreiche Nachbarschaftshilfe-Projekt von Stadt Salzburg und Diakonie-Zentrum nun auch auf die Stadtteile Itzling und Elisabeth-Vorstadt ausgedehnt.

„Verlässliche Gemeinschaft (er)leben“ lautet das Motto der „Freiwilligen-Netzwerke“, die vom Diakonie-Zentrum im Auftrag der Stadt Salzburg bereits im Februar 2010 in den Stadtteilen Aigen, Parsch, Herrnau und Salzburg-Süd initiiert wurden. „Nach dem Erfolg des Angebots im Süden der Stadt werden wir jetzt das Modellprojekt auch auf die Stadtteile Itzling und Elisabeth-Vorstadt ausweiten“, so der für das Sozialressort zuständige Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Martin Panosch.

Bei dem Modellprojekt handelt es sich um die Idee, ein Netzwerk an Freiwilligen aufzubauen, das SeniorInnen in diesen Stadtteilen vor Vereinsamung und Altersdiskriminierung bewahren soll. Regelmäßige Besuche, Spaziergänge, Hilfe bei Behördengängen oder Ansprechen von sicherheitstechnischen Verbesserungen in der Wohnung sind nur Beispiele, was Ehrenamtliche im Rahmen des Projektes leisten können. Welche Aufgaben der/die Freiwillige dann tatsächlich ausübt, wird gemeinsam mit jenen SeniorInnen entschieden, die er/sie begleitet.

Panosch: „Das Problem der Vereinsamung wird vor allem im urbanen Bereich immer größer. Viele ältere Menschen leben alleine in anonymen Wohnsiedlungen und haben kaum Kontakt zu ihren Mitmenschen. Oft benötigen und wünschen sich aber gerade diese Menschen vermehrt Gesellschaft und Hilfe. Darin liegt auch die Entscheidung begründet, das Projekt auf den Norden der Stadt auszudehnen: Itzling und Elisabeth-Vorstadt sind ebenfalls von einer steigenden Überalterung in einigen Siedlungsgebieten geprägt.“
2011 sind für die Aus- und Fortbildung und die fortlaufende fachliche Begleitung und Betreuung der freiwilligen MitarbeiterInnen insgesamt 32.000 Euro reserviert. Der entsprechende Amtsbericht wird am Donnerstag, 28. April 2011, dem Sozialausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt. „Ich möchte mich beim Diakonie-Zentrum für die sehr gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren bedanken. Der gelungene Start des Nachbarschaftsprojektes hat wieder gezeigt, dass das Diakonie-Zentrum ein sehrverlässlicher Partner der Stadt Salzburg ist“, so Panosch.

Bestehende Kooperationen nutzen und ergänzen

Mit dem BewohnerService Itzling & Elisabeth-Vorstadt besteht bereits seit über zehn Jahren eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Stadt Salzburg und dem Diakonie-Zentrum. „Aus unseren Erfahrungen in der Senioren- und Stadtteilarbeit kennen wir die Bedürfnisse von Menschen im Alter. Unsere Aufgabe vor Ort ist es, diesen Menschen bei der Bewältigung von Herausforderungen zu helfen, die individuell besten Antworten zu finden und entsprechende Unterstützung anzubieten“, sagt MMag. Michael König, Geschäftsführer des Diakonie-Zentrums Salzburg.

Er unterstreicht auch die Bedeutung der Projekterweiterung für die nördlichen Stadtteile: „Ich möchte der Stadt Salzburg für das entgegengebrachte Vertrauen danken, denn die Freiwilligen-Netzwerke stellen eine ideale Ergänzung zu den bisherigen Angeboten dar. Durch die enge Kooperation zwischen dem Modellprojekt „Freiwilligen-Netzwerke Nord“ und dem BewohnerService kann auch optimal auf bestehende Vernetzungen mit anderen Institutionen zurückgegriffen werden.“

Darüber hinaus sei es gerade im europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit besonders wichtig, Angebote zu schaffen, die den Status des freiwilligen Engagements in der Gesellschaft nachhaltig fördern und den Menschen, die kostenlos ihre Zeit zur Verfügung stellen, auch entsprechende Wertschätzung entgegenbringen, erklärt MMag. König.
Erfolgreiche Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit

Aus der traditionsreichen Freiwilligenarbeit des Diakonie-Zentrums lassen sich wertvolle Erfahrungen in das Projekt einbringen. Durch die zusätzlich forcierte enge Zusammenarbeit mit politischen und kirchlichen Organisationen sowie den Vereinen in den Stadtteilen soll ein dauerhaftes, flächendeckendes und qualitätsvolles Angebot für SeniorInnen entstehen.

„Das Projekt ist erfolgreich in den südlichen Stadtteilen angelaufen. Aktuell engagieren sich zehn Frauen und Männer ehrenamtlich in den Freiwilligen-Netzwerken Süd und besuchen regelmäßig ältere Menschen, die sich jede Woche besonders auf die Treffen freuen“, berichtet Dr. Michaela Koller, Seelsorgerin und Leiterin der Stabstelle Freiwilligenarbeit im Diakonie-Zentrum Salzburg.

Spezielle Schulungen als Qualitätssicherung

„Die professionelle Begleitung durch die Projektkoordinatorinnen und eine spezielle Schulung für die Freiwilligen machen dieses Angebot zu einem besonderen Service“, ist Dr. Koller von der einzigartigen Qualität der Freiwilligen-Netzwerke überzeugt. Die Schulung beinhaltet u.a. die Behandlung von Themen wie Gesprächsführung und Krisenintervention, eine Einführung in die Gerontopsychologie, den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer, aber auch Infos und Tipps, wie man SeniorInnen auf Sturz- und Verletzungsvorbeugung hinweisen kann.

Mit dem Schulungsangebot erhält die Freiwilligenarbeit eine fachlich fundierte Basis und erreicht dadurch einen stärkeren nachhaltigen Effekt für Betroffene und/oder ihre Angehörigen. Das Engagement der Freiwilligen kann und soll jedoch keinen professionellen Pflege- oder Betreuungsdienst ersetzen.


Vermittlung durch Koordinatorin

Dass in Itzling und Elisabeth-Vorstadt ein vertrauensvolles Netzwerk entsteht, ist die Aufgabe der Koordinatorin Monika Rendl. Sie ist die zentrale Ansprechperson für alle am Projekt beteiligten Menschen bzw. Organisationen und begleitet nicht nur die im Einsatz stehenden Freiwilligen, sondern vermittelt auch SeniorInnen, die das kostenlose Angebot nutzen möchten, an die Ehrenamtlichen weiter.

Für die neue Aufgabe ist Monika Rendl bestens qualifiziert. Die Salzburgerin blickt auf sieben Jahre Berufserfahrung als Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester zurück. Seit neun Jahren ist sie als Mitarbeiterin im Tageszentrum Gnigl in der Seniorenarbeit tätig. „Bei meiner Arbeit im Tageszentrum hat ein älterer Herr einmal zu mir gemeint: ‚Wissen’s, heute war ein so schöner Tag, aber jetzt komm’ ich heim und kann’s niemandem erzählen’. Das hat mich nachdenklich gemacht“, erklärt Monika Rendl ihre Motivation, sich für die Freiwilligen-Netzwerke zu engagieren. „Durch meine Erfahrung merke ich, wenn jemand neben medizinischer Betreuung noch etwas braucht. Und mit dem fachlichen Blick erkenne ich auch, wenn der Mensch etwas anderes als nur einen Besuchsdienst benötigt“, sagt Monika Rendl.

Aufruf zur Freiwilligenarbeit

Durch das Projekt sollen ältere Menschen zu Hause in ihren vier Wänden erreicht und auf das neue Angebot aufmerksam gemacht werden. „Ich freue mich, wenn sich am Projekt interessierte SeniorInnen aus Itzling und Elisabeth-Vorstadt bei mir melden und ich ein vertrauensvolles Netzwerk aufbauen kann“, ruft Monika Rendl zur regen Teilnahme am Projekt auf.

Die Freiwilligen-Netzwerke richten sich einerseits an SeniorInnen der Altersgruppe „75plus“, die einer drohenden Vereinsamung entgegenwirken möchten. Andererseits will man bevorzugt auch jene SeniorInnen ansprechen, die nach der Pensionierung als Bezugsperson für andere, vereinsamte Menschen da sein möchten.
Weitere Informationen

Stadt Salzburg:
Dr. Jürgen Wulff-Gegenbaur, Pressesprecher Bürgermeister-Stv. Dr. Martin Panosch
Tel. 0662 / 8072-2941, juergen.wulff-gegenbaur@stadt-salzburg.at

Diakonie-Zentrum Salzburg:
Mag. Elisabeth Braunsdorfer, Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0662 / 6385-403, e.braunsdorfer@diakoniewerk.at
DGKS Monika Rendl, Koordinatorin Freiwilligen-Netzwerke Nord
Tel. 0664 / 8582696, m.rendl@diakoniewerk.at, www.diakonie-zentrum.at

Johannes Greifeneder