„Zwerg mit Kastagnetten“ kehrt in Mirabellgarten zurück

01.07.2011

„Nach langwierigen Verhandlungen ist es der Stadt Salzburg gelungen, den ‚Zwerg mit den Kastagnetten’ als Dauerleihgabe der Augustinerbräu-Kloster Mülln OG zu erhalten“, freut sich Ressortchef Bgm.-Stv. Harry Preuner. „Wenn im August die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind, wird das Original aus Untersberger Forellenmarmor als sechzehnter Zwerg im Zwerglgarten aufgestellt werden“, betont er. Preuners ausdrücklicher Dank gilt Altabt Nikolaus Wagner, dem Bundesdenkmalamt, dem Landeskonservatoriat Salzburg, den Restaurierungswerkstätten und dem Stadtverein für deren praktische und ideelle Unterstützung.

Die barocke Zwergenskulptur war bisher im Garten des Gasthofes Krimpelstätter beheimatet. Dort ist künftig eine Kopie im Maßstab 1:1 zu sehen, die die Stadt herstellen lässt. Das Original im Mirabellgarten wird viel bestaunt werden: Der „Zwerg mit den Kastagnetten“ ist nämlich eine Besonderheit. Er ist eine von nur zwei Figuren des Ensembles, die auf einem Bein tanzt. Für die Gartenplastik jener Zeit stellte das eine große Herausforderung dar.

Bei der 123 cm hohen, grotesken Figur handelt es sich um einen lachenden jungen Mann mit Kastagnetten in beiden Händen, der einen exaltierten Tanz aufführt. Auf dem Kopf trägt er eine prächtige Zipfelmütze mit breitem Pelzrand und großer Schelle bzw. Quaste. Bekleidet ist der Zwerg mit einem komischen barocken Theaterkostüm, wie es im Fundus des erzbischöflichen Hoftheaters zu finden war. Die mächtige Halskrause und die vier riesigen Knöpfe des Kostüms entsprechen noch der spanischen Mode. Sie war zur Entstehungszeit des Zwerges am Beginn des 18. Jahrhunderts eigentlich schon passé.

Historischer Hintergrund

Die ursprüngliche Zwergengruppe stammt von Erzbischof Anton Fürst von Harrach (1709-1727). Er ließ zur Erheiterung 28 Zwerge südwestlich des Schlosses aufstellen. Heute stehen noch 15 davon im Bastionsgarten („Zwerglgarten“). Wer Schöpfer der Figuren ist, ist fraglich. Vermutet wird, dass es sich um Ottavio Mosto und Bernhard Mandl handeln könnte. Nachdenklich sollte stimmen, dass die Vorbilder für die Zwergenfiguren real existierende Menschen waren, die als Hofzwerge an den Fürstenhöfen des Barock lebten.

Mit dem Einsetzen der Klassik kamen die barocken Zwergenfiguren komplett aus der Mode. Der bayrische Salzburg-Regent Kronprinz Ludwig (1810-1816) ließ sie 1811 versteigern. 1919 gelang es, sechs zurück zu kaufen. 1923 holte der Stadtverein neun weitere wieder nach Salzburg. Acht verblieben in Privatbesitz. Fünf der einst 28 Zwerge gelten als verschollen.

Karl Schupfer