Robert-Jungk-Stipendiat René Schäfer entwickelt Foresight 2.0

20.03.2012


In Erinnerung an den Zukunftsforscher Robert Jungk vergibt die Stadt Salzburg seit 2008 jährlich das Robert Jungk-Stipendium für Zukunftsforschung. Den diesjährigen Forschungsaufenthalt erhielt René Schäfer, Jahrgang 1986. Als Teilnehmer des 2010 gegründeten Masterstudiengangs „Zukunftsforschung“ an der FU Berlin beschäftigt er sich mit Foresight-Prozessen und den methodischen Möglichkeiten, die das Web 2.0 und seine Communities in diesem Bereich bieten können.

Am Montag, 26. März, 19 Uhr, präsentiert der junge Wissenschaftler seine Forschungsergebnisse in der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen.

„Foresight ist der zentrale Begriff der aktuellen Zukunftsforschung“, erläutert René Schäfer. Mit dieser Methode werden auf Basis von Schlüsselfaktoren in der Gegenwart mögliche, wahrscheinliche, plausible oder erwünschte Szenarien für die Zukunft entworfen, und daraus Handlungsempfehlungen für die Gegenwart abgeleitet.
Anders als bei der reinen Prognose kommen hier also Feedbackschleifen ins Spiel, mit deren Hilfe alle Erkenntnisse aus dem strategischen Prozess laufend überprüft werden. Die Schlüsselfaktoren als Basis für den Foresight-Prozess werden in der Regel von Expertenrunden erarbeitet und überprüft; angewendet wird die Methode (noch) vorrangig im Auftrag der Wirtschaft.

Schäfer und zwei junge Forscherkollegen an der FU Berlin wollen dem Verfahren nun breiteren Raum geben – in Richtung gesellschaftlicher und gesellschaftspolitischer Fragestellungen und mit einem möglichst großen Pool von Stakeholdern zum Auffinden von maßgeblichen Faktoren, anstelle eines Fachleutezirkels: „Wir recherchieren derzeit alle methodischen Ansätze zum Thema Foresight-Prozesse im Internet und fassen sie in Kategorien zusammen, mit dem Ziel Foresight 2.0 als Begriff zu definieren.“

Eine kollaborative Plattform im Internet, auf der nach wissenschaftlich korrekten Methoden Zukunftsmodelle öffentlich abgebildet und diskutiert werden können, entspricht auch den zentralen Forderungen Robert Jungks: die Beteiligung möglichst Vieler, die von den Zukunftsentwürfen betroffen sind und Veränderungen mittragen sollen, sowie die Rückkoppelung zur Weiterentwicklung von Ergebnissen.

„Es geht ja immer um Menschen. Wenn die Zukunft auf breiter gesellschaftlicher Basis neu entworfen wird, wächst auch die Aufmerksamkeit des Einzelnen für Zukunftsthemen und –fragen. Unser Ziel ist, die notwendigen Methoden und Instrumente zur Moderation und Durchführung eines solchen Beteiligungsprozesses im Web zu entwickeln. In der JBZ finde ich für diese Grundlagenarbeit nicht nur die wohl umfassendste Bibliothek im deutschsprachigen Raum, sondern profitiere auch von einem großen, unmittelbar erreichbaren Netzwerk und dem Erfahrungsaustausch mit Forschern, die eine Generation älter sind als ich.“

…………………………………………………………………………………………………..
Hintergrund: Robert Jungk und Robert Jungk-Bibliothek

Der Autor, Wissenschaftsjournalist und Zukunftsforscher Robert Jungk (geboren 1913 in Berlin, verstorben 1994 in Salzburg) hat ein umfangreiches geistiges Vermächtnis hinterlassen. Seine Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen wie auch ökologischen Fragen der Zukunft und seine Vorschläge zu deren nachhaltiger Lösung bleiben nicht nur in seinen zahlreichen Publikationen dokumentiert, sondern werden in der von ihm 1986 in Salzburg begründeten Robert-Jungk-Stiftung/Internationale Bibliothek für Zukunftsfragen weiter geführt und in internationalen Kontext getragen. Die JBZ versteht sich als Informations- und Dialogzentrum für nachhaltige Zukunftsgestaltung im Sinne Jungks: Zukunft ist ein partizipativer Prozess – und jeder Mensch ein potentieller Experte für Zukunftsfragen.

…………………………………………………………………………………………………..
Präsentation: Foresight 2.0 – Zukunftsforschung in Neuen Medien

Mo, 26. März 2012, 19 Uhr
Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen
Robert-Jungk-Platz 1
Eintritt frei, Anmeldung T. 0662/873 206
www.jungk-bibliothek.at





Robert-Jungk-Stipendiat René Schäfer
Robert-Jungk-Stipendiat René Schäfer

Cay Bubendorfer