Qualitätsmanagement in den städtischen Seniorenheimen

01.10.2012

Unterlagen zum Pressegespräch am 1. Oktober 2012 mit Salzburgs Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Martin Panosch, Amtsleiter Ernst Hörzing (3/04 Senioreneinrichtungen) und Christoph Baumgärtner BSc (Qualitätsmanager der Städtischen Seniorenheime).

Thema: Qualitätsmanagement in den städtischen Seniorenheimen


„Im Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen ist der 1. Oktober als Internationaler Tag der älteren Menschen ein guter und vielfach genützter Anlass, über diese gewichtigen Themen nachzudenken. In den städtischen Seniorenheimen stehen diese Themen 365 Tage im Jahr im Zentrum. Erhalt und Förderung von Aktivität ist hier gelebter Alltag, Solidarität zwischen Generationen zeigt sich in verschiedenster Form. Mit dem in den Heimen neu installierten Qualitätsmanagement gehen wir den nächsten wichtigen Schritt in diese Richtung und nützen den besonderen Tag, den Qualitätsmanager, seine Aufgaben und Ziele sowie die kommenden Vorhaben vorzustellen“, so der ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Martin Panosch bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Ernst Hörzing (Leiter der MA 3/04 Senioreneinrichtungen) zum Thema „Qualitätsmanagement in den städtischen Seniorenheimen“.

Am 3. September 2012 begann DGKP Christoph Baumgärtner BSc (Bachelor of Science in Health Studies) seine Arbeit als Qualitätsmanager für die fünf Seniorenheime der Stadt Salzburg. „Nebenbei“ studiert der diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger nun im zweiten Jahr an der Donau-Universität Krems Gesundheitsmanagement und Public Health und Qualitätsmanagement (Abschluss Juli 2013). Und die wenige dann noch übrige Freizeit verbringt er – abgesehen vom Rennradfahren – mit Leidenschaft im Sozialdienst: Seit sieben Jahren engagiert sich der 25 Jahre junge Koppler freiberuflich beim Roten Kreuz Salzburg und ist dort auch beim Jugend-Rot Kreuz tätig.

„Die Einrichtung dieser Position erfolgte zu einem idealen Zeitpunkt. Denn in den kommenden Monaten stehen etliche wichtige Projekte zur Umsetzung an, die Christoph Baumgärtner nun als Qualitätsmanager betreuen wird. Mit ihm ist uns ein echter Glücksgriff gelungen“, freut sich Ressortchef Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Martin Panosch: „Eine seiner ersten wesentlichen Aufgaben wird es nun sein, die Einführung von E-Qalin, einem europäischen Erfolgsmodell für das Qualitätsmanagement der Altenhilfe, zu betreuen. Ich bin überzeugt, dass wir durch E-Qalin die Qualität unserer Angebote und Dienstleistungen in den Heimen weiter verbessern!“


Was ist und kann E-Qalin?

Die Heim- und Pflegeleitungen absolvieren derzeit ihre Ausbildung im Qualitätsmanagement-System E-Qalin. Nach Abschluss der Ausbildung im März 2013 werden MitarbeiterInnen aus allen Bereichen der Seniorenheime die Dienstleistungen nach insgesamt 66 von E-Qalin vorgegebenen Kriterien – insbesondere im Bereich BewohnerInnen, Angehörige und MitarbeiterInnen – bewerten. Im Zuge dieser Selbstbewertung werden auch Kundenbefragungen (BewohnerInnen, Angehörige) und MitarbeiterInnen-Befragungen durchgeführt. Aus all diesen Komponenten resultieren Verbesserungsvorschläge, welche dann kontinuierlich umgesetzt werden. Die Selbstbewertung durch E-Qalin wird alle drei Jahre neu durchgeführt.

Zu Baumgärtners Arbeitsbereich gehört auch die Organisationsentwicklung. Aktuell steht hier die Weiterentwicklung der Pflege- und Betreuungskonzepte mit der Implementierung der verschiedensten Fachkonzepte in allen Heimen bevor. Die hervorragenden, bereits vorliegenden Konzepte wurden von MitarbeiterInnen verschiedener Berufsgruppen einzelner Heime erarbeitet, dort auf ihre Alltagstauglichkeit erprobt und sollen nun in allen Heimen eingeführt und damit standardisiert werden.

Zu diesen Fachkonzepten zählen unter anderem das
• Ernährungskonzept, erarbeitet von Itzlings Heimleiterin DGKS Bettina Kainhofer im Zuge ihrer Ausbildung (siehe unten);

• Hygieneplan, Wundmanagement und Kontinenzberatung, entwickelt vom Qualitätszirkel u.a. mit DDr. Randolf Messer (ärztlicher Leiter), DGKS Gabriele Schneckenleitner und DGKS Margit Müller-Genser (die beiden Hygienebeauftragten). Der HYGIENEPLAN wird alle zwei Jahre evaluiert und in Absprache mit OA Dr. Markus Hell, Krankenhaushygieniker der SALK, freigegeben. Das WUNDMANAGEMENT ist ein Angebot an die Seniorenheime zur Verbesserung der Versorgung von Wunden, Nachbetreuung von Wunden, Wunddokumentation und zum effizienten Einsatz von Wundversorgungsmaterial. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Wundkoffer der SGKK. Die KONTINENZBERATUNG umfasst eine dem aktuellen Wissensstand entsprechende bewohnerorientierte Versorgung bei Harn- und Stuhlinkontinenz. Zusätzlich erfolgt eine Beratung im Bereich des Obstipations- und Stomamanagements. Diese kosteneffiziente Versorgung geschieht unter besonderer Berücksichtigung von Prävention und Kontinenz fördernden Maßnahmen;

• Einführung der Pflegevisite in den städtischen Seniorenheimen, erarbeitet von den beiden Stationsleitungen DGKS Mag. Karin Feusthuber und DGKS Alice Gois im Zuge ihrer Ausbildung;

• Einarbeitung neuer MitarbeiterInnen. Dieses aus einer BereichsleiterInnen-Fortbildung entstandene Konzept wurde von Itzlings Heimleiterin DGKS Bettina Kainhofer aufgegriffen und weiterentwickelt. Es entstanden ein Leitfaden und Checklisten für den ersten Arbeitstag der neuen MitarbeiterInnen der Pflege und Hauswirtschaft;

• Beschwerdemanagement, erarbeitet von Bereichsleiterin DGKS Tanja Acimov im Zuge ihrer Ausbildung;

• Heimeinzug, entwickelt von Heimleiter Erwin Simmer (Taxham) in Kooperation mit MitarbeiterInnen aus allen Seniorenheimen; das Konzept umfasst den Ablauf von der ersten Kontaktaufnahme der SeniorInnen mit dem Heim bis hin zum erfolgreichen Einleben ins Heimleben;

• Dienstplan Neu. Im Zuge eines Projektes in Zusammenarbeit mit der IKT und Personalvertretung wird unter den Gesichtspunkten BewohnerInnen- und MitarbeiterInnenorientierung ein neues Softwareprogramm für die EDV-gestützte Dienstplanerstellung eingesetzt. Damit kann bei der Personaleinteilung noch mehr auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen, aber auch auf die der MitarbeiterInnen eingegangen werden;
• Psychologische Betreuung für BewohnerInnen und MitarbeiterInnen in enger Zusammenarbeit mit PsychologInnen der Uni Salzburg;

• Fit Care, ein Projekt der betrieblichen Gesundheitsvorsorge, wurde in Zusammenarbeit mit ASKÖ und Fonds Gesundes Österreich in den Heimen Hellbrunn, Nonntal und Taxham eingeführt und wird ab 2013 auf Itzling und Liefering ausgedehnt.

Diese Liste ist nur ein Auszug aus der Vielzahl der bereits in einzelnen Häusern umgesetzten Konzepte, die nun zur Gänze in allen städtischen Heimen implementiert werden sollen.

Eine wesentliche Standardisierung erfolgt mit der Einführung des Ernährungskonzeptes. Gerade bei pflegebedürftigen SeniorInnen besteht die Gefahr von Mangelernährung und sogar Unternährung. Vorgesehen sind deshalb aufmerksame und regelmäßige Erhebungen und Kontrollen (Gewicht, BMI, Symptome der Mangelernährung). Mit hoch kalorischer Anreicherung der Speisen, vielen kleinen Zwischenmahlzeiten, Fingerfood und ansprechend geformter Breikost kann dem Mangel entgegengewirkt werden.

Weil gutes, gesundes Essen zu den größten Freuden zählt, ist geplant, ab 2013 in allen Seniorenheimen der Stadt weitgehend Bio-Lebensmittel zu verarbeiten. Angeboten werden täglich drei Wahl-Menüs zu Mittag, verschiedene Wahlmöglichkeiten am Abend sowie alle Sonderkostformen je nach Bedarf. Auf Fertigprodukte wird künftig verzichtet. Bei der Erstellung der Speisepläne wurden die Wünsche der BewohnerInnen berücksichtigt. Als fachliche Begleitung wurde eine Diätologin eingebunden.

Optimierte Dienstleistung

Bisher waren die Aufgaben der „Pflege“ und der Seniorenhelferinnen (Hauswirtschaft) getrennt organisiert. Nun werden die beiden Bereiche zusammengeführt. Denn Fakt ist, dass die Seniorenhelferinnen durch ihren Aufgabenbereich (Service und Reinigung) häufigen und intensiven täglichen Kontakt mit den BewohnerInnen haben und schnell deren Bedürfnisse wahrnehmen können. Schulungen unterstützen die Seniorenhelferinnen dabei, ihre Arbeit für die BewohnerInnen professionell zu leisten und ihre Beobachtungen an die KollegInnen der Pflege weiterzuleiten. Das so intensivierte Miteinander ermöglicht eine optimierte Dienstleistung zum Wohl der BewohnerInnen.

Um den engen Kontakt mit den BewohnerInnen auch bestmöglich gestalten zu können, braucht es natürlich eine gemeinsame Sprache. Die Fortbildungsgruppe der Heime organisiert einen Deutschkurs, der exakt auf Bedarf und Bedürfnisse der MitarbeiterInnen abgestimmt ist. 24 MitarbeiterInnen aus allen Bereichen haben sich bereits verbindlich angemeldet.

Gesund beginnt im Mund

Ein funktionierendes und schmerzfreies Gebiss ist für das Wohlbefinden unerlässlich, der Besuch beim Zahnarzt jedoch speziell für pflegebedürftige SeniorInnen oftmals ein mühsamer Weg. Um diesen den BewohnerInnen zu ersparen, planten die städtischen Seniorenheime in Zusammenarbeit mit DDr. Martin Hönlinger, dem Chef der Zahnärztekammer Salzburg, ZahnärztInnen aus der Nachbarschaft zur medizinischen Betreuung in die Heime zu holen. In Nonntal wird das Angebot bereits genutzt und soll in weiterer Folge auf alle Heime ausgedehnt werden: Ein weiterer Schritt in Richtung Standardisierung der Heim-Angebote.

Gabriele Strobl-Schilcher