Weihnachten: Auch ein Feiertag für die digitale Stadt:Bibliothek

03.10.2012

Die Stadt Salzburg war im Jahr 2009 die erste Kommune in Österreich, die in der damals gerade neu eröffneten Stadtbibliothek auch eine „digitale“ Bücherei eröffnete. „Damals waren wir sicher unter den early adopters dieser Technologie. Aber wir und unsere KundInnen haben Erfahrungen gesammelt – und aktuell verzeichnet die digitale Stadtbibliothek geradezu sprunghafte Zuwachsraten: 74 Prozent bei den Gesamt-Entlehnungen, bei den e-books gar plus 125 Prozent“, berichtet Salzburgs Kultur-Ressortchef und Bürgermeister Heinz Schaden. Zwei Faktoren sind nach Ansicht von Stadt:Bibliotheks-Leiter Helmut Windinger für den Trend zur digitalen Ausleihe („on-Leihe“) verantwortlich: Erstens das dank einer Kooperation zwischenStadt und Land verbesserte Angebot an „klickbaren“ Medien in einem gemeinsamen „Pool“. Zweitens und vor allem pusht die stark zunehmende Marktdurchdringung mit e-book-Readern und Tablets die Konjunktur für digitale Bibliotheken. Und da nach allen Prognosen diese Marktdurchdringung spätestens mit dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft weiter steigen wird, ist ein Ende des Aufwärtstrends vorläufig nicht in Sicht.

In den ersten Jahren der digitalen Bibliothek gab es zwischen 11.000 und 12.000 Entlehnungen pro Jahr, jetzt wird dieser Wert schon nach 4 bis 5 Monaten erreicht. Die Gesamtentlehnungen der digitalen Stadt:Bibliothek liegen derzeit bei 58.000 Entlehnungen, davon entfallen fast 21.000 auf die ersten 3 Quartale heuer.

Auch bei den Besuchen auf der Homepage der digitalen Stadt:Bibliothek gibt es eine ähnliche Steigerung. Vergleicht man den September 2011 mit dem September 2012, so beträgt die Steigerung bei den Besuchen gut 74 %. Die Zahl der Seitenaufrufe hat sogar um fast 95 % zugenommen. Waren es 2011 20,78 Seiten pro Besucher/in sind es jetzt 23,27 Seitenaufrufe pro Besucher/in.

Besonders beliebt sind spannende Romane und Ratgeber. Bei den Ratgebern ist Gesamtausleihspitzenreiter ein Video: „Genialitätstraining mit ABC-Techniken“. Bei den Romanen ist es ein Hörbuch: „Die Bibelverschwörung“ von Julia Navarro. Das Medium mit den meisten Vormerkungen derzeit ist „Geheimes Verlangen“ aus der Reihe „Shades of Grey“ von E. L. James mit 26 Vormerkungen.

Das Lesen digitaler Bücher gewinnt damit im gesamten deutschsprachigen Raum immer mehr an Boden. Analysen zeigen, dass vor allem auch lese- und bildungsferne Personen über die digitalen Geräte für das Lesen gewonnen werden können. Insbesondere Männer lesen auf digitalen Geräten Romane, die sie sonst nicht lesen würden.

Das österreichweit erste digitale Angebot in einer öffentlichen Bibliothek startete im März 2009 in der Stadt:Bibliothek. Seither können an sieben Tagen der Woche 24 Stunden Medien am heimischen PC ausgeliehen werden: e-Books, e-Magazine, e-Zeitungen, e-Audiobooks, e-Musik, e-Videos. Seit November 2010 gibt es in Kooperation mit dem Land Salzburg einen Onleihe-Verbund, an dem alle öffentlichen Bibliotheken im Land Salzburg teilnehmen können. Derzeit entfallen knapp 77 % aller Nutzer des Verbundes auf die Stadt:Bibliothek; und 74 % aller Entlehnungen werden auf dem Portal der Stadt:Bibliothek vorgenommen.

Die Hauptnutzerinnen und – nutzer kommen aus Stadt und Land Salzburg. Es gibt jedoch auch interessierte Anfragen aus dem Ausland. Vor einigen Tagen hat ein Medizinstudent aus Polen dringend ersucht, ein Video über Herzchirurgie aus unserer digitalen Bibliothek ausleihen zu dürfen. Er brauchte es dringend für das Studium. Natürlich haben wir ihm geholfen. Nähere statistische Auswertungen der NutzerInnen-Struktur sind nicht möglich, da der Zugriff auf die digitale Stadt:Bibliothek pseudonymisiert erfolgt. Es wird nur geprüft, ob der Zugriff von einer Kundin oder einem Kunden der Stadt:Bibliothek erfolgt. Persönliche Daten werden nicht übertragen.

Die Service-Qualität des digitalen Stadt:Bibliothek wird laufend verbessert, so gibt es seit Mai 2011 eine App für i-phone, i-pad und Tablet-PC (android). Damit konnte erstmals auch von mobilen Geräten auf das e-book-Angebot zugegriffen werden. In Zukunft soll streaming-Technologie alle Arten von Medien (vom e-Book über e-Video bis e-Musik) für mobile Geräte nutzbar machen. Das komplizierte DRM-Management für den Download und die Notwendigkeit, die Inhalte auf die eigene Festplatte zu kopieren, könnten damit wegfallen.

Derzeit werden in den Regalen in der Stadt:Bibliothek in Lehen Medien, die auch online verfügbar sind, mit QR-Codes (QR = Quick Response) gekennzeichnet. Wenn man z. B. mit einem Smartphone einen QR-Code im Regal fotografiert, hat man direkten Zugriff auf den entsprechenden Titel in der digitalen Stadt:Bibliothek. Damit wird einerseits der Zugriff vor Ort erleichtert, zum anderen wird das digitale Angebot im Bibliotheksraum noch sichtbarer. QR-Codes werden bislang fast nur in wissenschaftlichen Bibliotheken eingesetzt. Die Stadt:Bibliothek Salzburg übernimmt hier einmal mehr eine Vorreiterrolle.

Neben den angestrebten Verbesserungen in der digitalen Bibliothek, wird für 2013 vor allem eine Verbesserung des Internetkataloges und der Homepage angestrebt. Die Katalogsuche wird auf Suchmaschinentechnologie (etwa wie bei Amazon) umgestellt. Vorteil für die Leserinnen und Leser: Automatische Suchvorschläge („Meinten Sie vielleicht?“), Autovervollständigung der Eingabe, Echtzeitanpassung der Trefferliste bei Änderung des Suchkriteriums, Anzeige nur der verfügbaren Medien, Vorschläge zu anderen relevanten Medien bei einer Suche. Außerdem soll der Katalog mit einer eigenen Version für mobile Geräte (Smartphone, Tablet-PC) ausgestattet werden. Verbessert werden soll auch der Service auf der Homepage: Automatische Übernahme von Veranstaltungsterminen in den eigenen Outlook-Katalog, interaktives Forum für Anfragen und Kommentare etc.

Johannes Greifeneder