Equal Pay Day 2012: ab 6. Oktober arbeiten Frauen gratis

05.10.2012

Ab 6. Oktober 2012 arbeiten Österreichs Frauen gratis. Denn vollzeitbeschäftigte Männer haben bis zu diesem Tag schon so viel verdient, wie Frauen erst zu Jahresende. Auf diesen Missstand weisen auch heuer die Frauenbüros der Städte in Kooperation mit dem Städtebund in der österreichweiten Aktion „halbe-halbe“ hin. In Gesamtösterreich verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen durchschnittlich € 34.047 (Jahres-Bruttobezug), Männer verdienen € 44.633, das entspricht einen Einkommensnachteil der Frauen von 23,7 Prozent.

„Ziel ist es, dass der Equal Pay Day auf den 31. Dezember fällt, doch dahin ist es noch ein langer Weg“, sagt Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg. Der Equal Pay Day rücke zwar langsam nach hinten, der Unterschied sei aber nach wie vor riesengroß. „Mit unserer Aktion „halbe-halbe“ beim Einkommen und bei der Hausarbeit wollen wir das Bewusstsein schärfen sowie Männer und Frauen ermutigen, ihre Aufgaben in der Familie neu zu verhandeln und gerecht aufzuteilen“, so Schmidt.

So verteilen unter anderem Mitarbeiterinnen des Projekts „frauenanderskompetent“ am Freitag, 5. Oktober 2012 in der Salzburger Altstadt praktische Taschen mit dem Aufdruck „halbe-halbe: mehr Zeit für mich, uns, andere(s)“ verteilen. Sie enthalten Post-its, Kühlschrankmagnete und Informationsmaterial zum Thema und sollen Frauen wie Männer zu „halbe-halbe“ anregen.


Der Salzburger Arbeitsmarkt
Im Bundesland Salzburg arbeiten 173.800 Personen in Vollzeit, davon 112.100 Männer und 61.700 Frauen. Von insgesamt 64.300 Teilzeitbeschäftigten sind nur 9.100 Männer und 55.200 Frauen. Von insgesamt 116.900 erwerbstätigen Frauen arbeiten somit 47,2 Prozent in Teilzeit. Zwischen 2004 und 2011 (Jahresdurchschnitte) stieg die Zahl der unselbstständig beschäftigten Frauen um rd. 12.600 (+12,4 %). Davon entfielen rd. +10.400 Beschäftigte auf teilzeitbeschäftigte Frauen (82,5 % des gesamten Zuwachses). Hier wird deutlich, dass Frauen zu einem sehr hohen Anteil in Teilzeit arbeiten und damit vielfach vor dem Problem stehen, mit ihrer Arbeit kein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen.


„halbe-halbe“ in der Praxis
Über „halbe-halbe“ in der Praxis berichteten beim Pressegespräch Eberhard Siegl, Leiter des Salzburger Männerbüros der Katholischen Männerbewegung, und Ehefrau Alexandra Falkner, Kommunikationstrainerin. Die Eltern von zwei Kindern sehen sich „beide voll verantwortlich dafür, dass Kinderbetreuung und Hausarbeit gut laufen“. Beide seien sie grundsätzlich bereit, 100 Prozent zu übernehmen, wenn der andere mit Arbeit und Verpflichtungen eingedeckt ist“.

Das Modell, das wegen der klaren Aufgabenverteilung auch einen organisatorischen Aufwand benötige, funktioniere aber nur, wenn beide PartnerInnen sich darauf einlassen. „Man muss bereits sein, viel vom anderen zu lernen“, sagen sie, „denn jeder hat einen anderen Zugang, sei es zum Knopfannähen oder der Pflege kranker Kinder. “Vom Finanziellen her habe jeder Zugriff auf das Gehaltskonto des anderen.

Das Paar hat laut eigenen Angaben von „halbe-halbe“:
- ein lebendiges Familienleben
- beide können sich beruflich verwirklichen
- sie können sich auf einander verlassen, weil sie wissen, dass beide in Kinderbetreuung und Haushalt voll einsatzfähig sind
- mehr Unabhängigkeit der Kinder, weil sie nicht nur auf einen Elternteil fixiert sind und verschiedene Zugänge zu den Dingen lernen


„halbe-halbe": Was bringt´s?
Frauen haben in den letzten 20 bis 30 Jahren gegenüber den Männern in vielen Feldern aufgeholt, sei es bei der schulischen und universitären Bildung, der beruflichen Qualifikation, dem Anteil der Erwerbstätigen oder der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe. Das brachte ihnen einerseits mehr finanzielle Unabhängigkeit aus eigener Erwerbstätigkeit, andererseits aber Doppel- und Dreifachbelastungen, denn sie blieben meist weiterhin weitgehend allein für innerfamiliäre unbezahlte Tätigkeiten verantwortlich. Das hat viel mit den verankerten Geschlechterrollen zu tun. Die Einteilung in "typisch weiblich" und "typisch männlich" bestimmt das Denken mehr als es der oder dem Einzelnen bewusst ist. Berufstätige Mütter fühlen sich selbst häufig als Rabenmütter, denn es besteht nach wie vor die Ansicht, dass eine gute Mutter möglichst viel Zeit mit ihrem Kind verbringt. Daher verzichten Frauen vielfach auf Vollzeitarbeit mit weitreichenden Nachteilen: Niedrigere Gehälter, weniger Aufstiegschancen, geringe Pension.

Die Hebel für Veränderung liegen zum einen im Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und sozialen Diensten, zum anderen in der gerechteren innerfamiliären Aufteilung der Versorgungsarbeit.
Denn davon profitieren auch Männer. Väter in Karenz möchten rückblickend die Zeit mir ihren Kindern nicht missen. Weniger Überstunden sind auch gut für die work-life-balance der Männer und mehr Engagement im Haushalt bringt bessere Beziehungen.


Aktivitäten zum Equal Pay Day 2012
Verteilaktion
Zehn Mitarbeiterinnen des Projekts „frauenanderskompetent“ verteilen am 5. Oktober 2012 in der Altstadt praktische Taschen mit dem Aufdruck „halbe-halbe: mehr Zeit für mich, uns, andere(s)“. Sie enthalten Post-its, Kühlschrankmagnete und Informationsmaterial zum Thema und sollen Frauen wie Männer zu „halbe-halbe“ anregen.

Kabarett Halbe-Halbe
Von ganzen Männern und Quotenfrauen
Kabarett mit Gabriele Köhlmeier
TriBühne Lehen, Tulpenstraße 1, Salzburg
Dienstag, 9. Oktober 2012
19 Uhr, Eintritt frei
Anmeldung (Zählkarten) unter 0662/8072-2046

Im Programm „halbe-halbe“ geht es mit Gabriele Köhlmeier und teilweiser Unterstützung durch ihren Mann um Benachteiligungen von Frauen in Beruf und Alltag. Witzig und intelligent kritisiert die Kabarettistin die nach wie vor zahlreich vorhandenen Ungleichheiten: Dabei finden aufklärende Zahlen und Fakten Berücksichtigung – dass Frauen zwar zwei Drittel der gesamten Arbeit auf diesem Planeten leisten, dafür aber nur zehn Prozent des insgesamt ausgeschütteten Lohnes erhalten. Daneben kommt auch die Unterhaltung nicht zu kurz, wenn in skurrilen Szenen Frauen die Diskriminierung der Männer beklagen oder wenn Männer in Modeschauen dem Schönheitszwang aussetzt sind, der sonst Frauen trifft.

„Halbe-halbe ist ein Stück Kabarett, das tief geht und bewegt. Kopf und Bauch, Denken und Vergnügen werden gleichzeitig angesprochen und beansprucht. Erkenntnisreiches Lachen ist das Ergebnis. Halbe-halbe, ein Programm, das jeder (und jedem) nur empfohlen werden kann.“ (aus den Kritiken über „halbe-halbe“)

Rückfragen: Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg, 0662/8072-2044

Stefanie Niedl