Boleszny-Stipendium für „Black Mirrors – Hommage á Paradis“

01.03.2013

Sie war in vieler Hinsicht ein Ausnahmefall: Maria Theresia von Paradis, geboren in Wien 1759, ab dem dritten Lebensjahr blind, gefeierte Klaviervirtuosin und Komponistin. Durch Behandlungen des Wunderheilers Anton Mesmer konnte sie vorübergehend sehen – ein für sie traumatischer Wahrnehmungsschock, der ihr die Fähigkeit zum Auswendigspielen nahm. Die Musikgeschichte hat die außergewöhnliche Künstlerin lange Zeit ziemlich verschwiegen.

Ermöglicht durch das Boleszny-Stipendium der Stadt Salzburg stehen Maria Theresia Paradis und ihre Musik nun im Zentrum der multimedialen Konzert-Installation „Black Mirrors – Hommage á Paradis“. Uraufführung im Rahmen der Salzburg Biennale ist am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr in den Kavernen 1595.

Der Salzburger Komponist Gerhard E. Winkler, die Geigerin Annelie Gahl und die Videokünstlerin Claudia Rohrmoser machen in ihrem spannenden Projekt die schmerzhaft widerständig erlebte visuelle Wirklichkeit der Musikerin künstlerisch erfahrbar – im Zusammenspiel von Komposition und Live-Elektronik, Licht, Video und Violine.

Das Boleszny-Stipendium

Das Boleszny-Stipendium geht auf die großzügige Erbschaft der zuletzt in Australien wohnenden Kunsthistorikerin Irene Emily Boleszny zurück, die in ihrem Testament neben verschiedenen anderen europäischen Kulturinstitutionen auch die Kulturabteilung der Stadt Salzburg bedachte. Die Erträge aus dem Kapital von rund 94.500 Euro (jährlich knapp 4.000 Euro) bestimmte sie für die Aufführung und Pflege der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts bzw. für die Ausbildung von MusikerInnen, die sich damit auseinandersetzen.

Von 2002 bis 2007 hat die Stadt Salzburg das Stipendium auf Vorschlag einer Jury vergeben; seit 2008 wurden die Mittel angespart und für eine neue Vergabe mit Schwerpunkt Komposition im Jahr 2011 reserviert. Die innovative, spartenübergreifende „Hommage á Paradis“ wurde auf Vorschlag einer Expertenrunde (Heike Hoffmann/Biennale, Stefan D. Hummel/IG Komponisten – IGNM Salzburg, Alexander Kraus/oenm, Wolfgang Seierl/KOFOMI) die von der Kulturabteilung eingesetzt und geleitet wurde, für den Förderpreis (Gesamtdotierung 11.700 Euro) gewählt und in Zusammenarbeit mit dem Experimentalstudio des SWR realisiert.

Illustration zu "Black Mirrors"
Illustration zu "Black Mirrors"

Karl Schupfer